Rezension: Marthas Widerstand / Kerry Drewery

Was habe ich getan?
Immer noch dieses Hallen in meinem Kopf.
„Was ich tun musste“, antworte ich. „Es war die einzige Möglichkeit, die einzige Chance.“

Verlag: Lübbe
Erscheinungsdatum: 16.03.2017
Seitenzahl: 448
Altersempfehlung: ab 14

Im Zweifel gegen die Angeklagte.
Martha ist des Mordes angeklagt und sitzt in der ersten von sieben Zellen. Sieben Tage lang stimmt das gesamte Volk darüber ab, ob sie freigesprochen oder in eine kleinere Zelle verlegt wird. Die siebte und letzte Zelle ist klaustrophobisch klein, und genauso klein sind Marthas Chancen auf einen Freispruch. Denn die Umfragen zeigen, dass der Großteil der Bevölkerung sie sterben sehen will –
Doch was wäre, wenn Martha genau darauf spekuliert. Um dem Volk zu zeigen, dass es nicht in einer perfekten Demokratie lebt, sondern von den Machthabern perfide manipuliert wird? Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem viel mehr als ein einzelnes Menschenleben auf dem Spiel steht …
Spannende Mischung aus Thriller und Dystopie rund um ein packendes Gedankenspiel: Was wäre, wenn nur noch über Fernsehvotings Recht gesprochen würde?

Dies hier ist wirklich eines der Bücher, bei denen ich wie wahnsinnig auf die Erscheinung hingefiebert habe.
Der Klappentext klang für mich einfach umwerfend! Dystopisch, gesellschaftskritisch – einfach perfekt.
Somit waren die Erwartungen mal wieder ziemlich hoch angesetzt…

Und gleich vor weg: leider auch nicht erfüllt.
Die Idee finde ich wirklich super, weshalb mich das Buch auch so angesprochen hatte. Allerdings hat mich hier die Umsetzung, bzw. das Hauptaugenmerk wirklich ein wenig enttäuscht.
Wir befinden uns in einer Gesellschaftsform, in der es das bekannte Justizsystem nicht mehr gibt. Scheinbar ist hier alles einer kaum vorstellbaren Willkür verfallen und die ersten Züge haben mich ein wenig an die Hungerspiele erinnert… 😉
Denn die „Talkshows“ sind äußerst aufgesetzt und offensichtlich manipulativ – nur eben fällt das nur für eine bestimmte „Menschenklasse“ so aus.

Nein. wir fragen jetzt nicht mehr nach Beweisen, wir fragen nicht einmal mehr nach einem Motiv. Das ist kein Rechtssystem, das ist ein Schlachtfest, das keinen Schutz vor Korruption, betrügerischen Absichten und Bestechungen bietet…

Wie schon gesagt, der Ansatz hat mir unglaublich gut gefallen!
In der Geschichte selbst geht es dann aber gar nicht mehr wirklich um den Widerstand oder eine Rebellion.
Wir, bzw. Martha ist an einem bestimmten Punkt und nun wird berichtet, wie sie dorthin gekommen ist und darauf „hingefiebert“ (eigentlich ist dieser Begriff zu euphorisch für mein Empfinden) wie es ausgeht.
Ich habe mir so viel mehr zur Psyche der verschiedenen Gesellschaftsschichten und Aufklärung erhofft.
Was muss passieren, damit Menschen sich in solch eine Richtung entwickeln, bzw. erste Anzeichen.
Ich wollte mehr über die menschlichen Abgründe, Überlebenskampf, Rebellion, Lebenswille, Gerechtigkeitssinn und Menschlichkeit.
In meinen Augen ist das alles ein wenig kurz gekommen…

„Warum hast du das gemacht?“
„Weil es einen Punkt im Leben gibt, an dem man sich zwischen Teilnahmelosigkeit und Handeln entscheiden muss. Ich hätte zurück in den Schatten laufen und weiter von der Hand in den Mund leben können. Ich hätte zusehen können, wie das Unrecht um mich herum immer weiter ansteigt und hätte die ganze Zeit denken müssen >was, wenn ich dieses oder jenes gemacht hätte, da ist noch jemand wie meine Mum, da ist jemand wie Olli<. Stattdessen habe ich mich dafür entschieden, aufrecht zu stehen und der ganzen Welt zu sagen, dass ich die Nase voll habe, wie so viele, viele andere. Ich bin bereit, mich den Konsequenzen zu stellen und darauf zu hoffen, dass diese Konsequenzen die Zukunft verändern werden.“

Obwohl die Ansätze durchaus da sind, wurde leider nicht tiefer darauf eingegangen.
Und, ich weiß – ich wiederhole mich leider sehr oft – genau so etwas ist mir in Jugendbüchern, ach was, in allen Genres so ungemein wichtig!
Es geht mir hier ja nicht nur um Spannung, ich möchte etwas vermittelt bekommen, was mir die Augen öffnet, etwas das mir eine andere Sicht auf mein eigenes Handeln ermöglicht – mehr Selbstreflektion!

Es war jetzt natürlich auch keine schlechte Geschichte. Wie schon gesagt, waren meine Erwartungen einfach sehr hoch gesteckt, doch das reicht hier als Ausrede nicht für meine Bewertung. Ich habe mir wirklich mehr erhofft und denke auch nicht, dass ich hier die Einzige sein werde.
Von dem sogenannten Thriller-Anteil habe ich übrigens gar nichts wahrgenommen!
Auch Marthas Gedanken in den Zellen selbst hätte ich mir noch anschaulicher gewünscht, aber vor allem alles drum herum war mir einfach zu wenig!

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9 comments found

      1. Ich setze es erst mal in Klammern auf meiner Liste.. ich habe im Moment sowieso eher Pech mit Jugendbüchern, da warte ich jetzt lieber noch ein wenig bevor ich im Buchladen zuschlag >-<

        1. Was mir diesen Monat bisher richtig gut gefallen hat (wenn auch jeweils noch mit Luft nach oben) waren Caraval und Magonia 😉
          Dann drück ich dir die Daumen, dass Du bald wieder mehr Glück hast

    1. Das kann man auch trotzdem sein!
      Wie schon gesagt, die Thematik finde ich absolut super!
      Ich hätte mir nur teilweise wirklich einen anderen Schwerpunkt gewünscht, aber das ist natürlich Geschmackssache und kann ja bei jedem variieren – ich hoffe, dass es dir gefallen wird!

      Liebste Grüße ❤ Jill

  1. So eine ähnliche Erfahrung hatte ich auch mit diesem Buch. Die Geschichte an sich war ganz gut aber im Kontext meiner vorherigen Erwartungen wurde ich leider ein wenig enttäuscht.

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