Rezension | Nathanaëlle von Charles Berberian & Fred Beltran

Rezension | Nathanaëlle von Charles Berberian & Fred Beltran

Titel: Nathanaëlle | Autor: Charles Berberian | Übersetzer: Harald Sachse | Illustrator: Fred Beltran | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 29.01.2021 | Seitenzahl: 112

In der Zukunft ist die Menschheit in zwei Klassen geteilt: Unter der Erde fristen die Überlebenden einer angeblichen Apokalypse ein deprimierendes Dasein, während an der Oberfläche elitäre Mitglieder einer dekadenten Überflussgesellschaft leben, die den Traum vom ewigen Leben wahr gemacht hat. Keine der beiden Gruppen weiß von der Existenz der anderen. Aber eine junge Frau steht kurz davor, den Status quo zu stürzen, die alte Ordnung herauszufordern und die Menschheit in die Rebellion zu führen. Ihr Name ist Nathanaëlle, und auch wenn sie es noch nicht ahnt, wird sie den Lauf der Welt für immer verändern.

Ein prachtvolles Fresko voller Anklänge an Klassiker des Science-Fiction-Genres, von »12 Monkeys« bis zu »I Robot« – augenzwinkernder Retro-Futurismus im Look des Viktorianischen Zeitalters

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich bin ganz ehrlich: ich bin hier einfach dem Cover verfallen und musste die Geschichte lesen, die dahinter steckt.

Mit Blick auf die Details

Der beworbene „Look des Viktorianischen Zeitalters“ hat mich bereits auf der ersten Seite umgehauen. Obwohl sich die Zeichnungen wie die auf dem Cover auch inhaltlich fortsetzen, ist es eben doch etwas anderes eine einzelne Figur zu sehen oder eine ziemlich abgedrehte Welt in der Zukunft mit einem Strich, der eher an lang vergangene Zeiten erinnert.

Die Mischung ist den beiden aber auf jeden Fall gelungen, zumindest meiner Meinung nach, denn so kommt hier eine ganz eigene Atmosphäre auf, die ich so glaube ich noch gar nicht hatte. Dazu bieten die Zeichnungen von Fred Beltran auch klare Linien und viele Details, jedes Panel für sich schon ein kleines Meisterwerk und ein Bild, in dem man sich einfach verlieren kann – und das sage ich, obwohl ich ansonsten jederzeit eher einen anderen Stil bevorzugen würde.

Zeichnungen @ Fred Beltran | Splitter Verlag

Anders, aber gut

Um erst einmal richtig in die Geschichte reinzukommen, habe ich aber dennoch ein wenig gebraucht. Wahrscheinlich, weil doch alles auch ziemlich skurril ist. Die Welt um Nathanaëlle spielt in der Zukunft, die Menschen brauchen den Tod an sich nicht mehr zu fürchten, zumindest nicht, wenn sie Geld haben. Aber auch falls nicht, bleiben ihnen auch noch andere Möglichkeiten, weiter zu überdauern, mehr oder weniger. So kann es dann auch kommen, dass ein Kaffeautomat-Roboter auf einmal der eigene Vater ist.

Die Storyline an sich ist vielleicht nicht die innovativste, aber das muss sie auch gar nicht. Die beiden Künstler haben allein schon mit kleinen unterhaltsamen Einspielern und der abgedrehten Mischung aus Artwork und Genre für Abwechslung gesorgt.
Nathanaëlle lebt mit einigen anderen Menschen im Untergrund, in dem vermeintlichen Wissen, dass ein Leben an der Oberfläche nicht mehr möglich wäre.

Es ist jetzt keine große Überraschung, dass dies natürlich nicht stimmt und Nathanaëlle sich zur Aufgabe gemacht hat, „die von oben“ zu stürzen.
Dazu gibt es ein paar Zeitsprünge, die die Geschichte ein wenig entzerren und gleichzeitig auch viele neue Informationen liefern.
Ich bin ganz ehrlich, rein von der Geschichte hat mich der Comic leider nicht umgehauen, dafür hatte ich mir einfach viel mehr von Nathanaëlle selbst erhofft. Dennoch ist das Gesamtpaket an sich auf jeden Fall außergewöhnlich und war für mich einfach mal was anderes und das allein war schon ziemlich cool.

Zeichnungen @ Fred Beltran | Splitter Verlag

Auch, wenn Nathanaëlle nicht ganz der Comic, den ich erwartet oder vielleicht auch erhofft hatte war, so ist das Gesamtbild auf jeden Fall einzigartig und lässt sich sehen. Das Zusammenspiel der Story und das Artwork sorgen für eine ganz besondere Leseatmosphäre und bieten Unterhaltung, die auch ein wenig nachklingt.

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