Rezension | Pantopia von Theresa Hannig

Rezension | Pantopia von Theresa Hannig

Titel: Pantopia | Autor*in: Theresa Hannig | Verlag: Fischer TOR | Erscheinungsdatum: 23.03.2022 | Seitenzahl: 464

Eine bessere Welt ist möglich! Theresa Hannig, die Autorin von „Die Optimierer“, hat eine Utopie für unsere Zeit geschrieben.

Eigentlich wollten Patricia Jung und Henry Shevek  nur eine autonome Trading-Software schreiben, die an der Börse überdurchschnittlich gut performt. Doch durch einen Fehler im Code entsteht die erste starke künstliche Intelligenz auf diesem Planeten – Einbug.

Einbug begreift schnell, dass er, um zu überleben, nicht nur die Menschen besser kennenlernen, sondern auch die Welt verändern muss. Zusammen mit Patricia und Henry gründet er deshalb die Weltrepublik Pantopia. Das Ziel: Die Abschaffung der Nationalstaaten und die universelle Durchsetzung der Menschenrechte. Wer hätte gedacht, dass sie damit Erfolg haben würden?

„Komm nach Pantopia. Hier sind alle willkommen!“

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Eine Utopie gab es bei mir schon so lange nicht mehr, dass ich mir die Chance nicht entgehen lassen wollte!

Wie es geschah

Der Einstieg in die Geschichte wird aus der Sicht von einer KI geschildert, die es geschafft hat, die Menschheit ins Gleichgewicht zu bringen und für Gleichheit zu sorgen. Doch das ist schon ziemlich weit vorgegriffen, schließlich interessiert hier gerade auch der Entstehungsprozess, der genau das geschafft hat. Nach dieser kleinen Kostprobe switcht man als Leser*in also nochmal zurück – an die Seite von Patricia Jung und Henry Shevek, zwei junge engagierte und vor allem auch talentierte Menschen, die ihren Start in der großen Firma DIGIT haben und dort an einem Wettbewerb teilnehmen, um ein Programm zu erstellen, dass die bestmöglichste Gewinnoptimierung im Wirtschaftszweig erzeugen kann.
Für meinen Geschmack klingt dieser Teil erstmal so gar nicht ansprechend, wurde aber sehr cool umgesetzt, um locker in die Geschichte zu kommen, aber vor allem, geht es ja jetzt auch erst wirklich los.

Patricia und Henry sind schon fast am Verzweifeln, denn so gut es am Anfang für die beiden und ihr Projekt auch lief, jetzt scheint der Wurm drin zu sein, oder viel eher ein Bug.
Als Bug entpuppt sich dann die erste starke künstliche Intelligenz, Auftritt Einbug, die einfach schlichtweg keine Lust auf all die Programmierungen von Patricia hatte.
So eine Entdeckung wird die Welt verändern, da sind wir uns sicher alle einig. Aber ob das ins Gute gehen muss, das bleibt wohl offen. Da auch die beiden Entwickler*innen Angst haben, dass ihnen ihr Projekt entrissen und eventuell für andere Zwecke missbraucht wird, entwerfen sie einen Fluchtplan, der sie abgeschottet auf die griechische Insel Edafos bringt, gemeinsam mit Einbug.
Einbug hat einen ziemlich nüchternen Blick auf die Welt und ihr Geschehen, wodurch die Missstände mehr als nur deutlich werden und eine Lösung wäre in greifbarer Nähe…wieso also nicht?

Willkommen in Pantopia

Ich denke wir haben sie alle – die ideologischen Vorstellungen, Anregungen und Wünsche, die unsere Welt besser machen würden. Manches erscheint unerreichbar, für andere Dinge scheint eine einfache Lösung auf der Hand zu liegen, nur will sie niemand ergreifen.
Mit der Unterstützung von so manchen Fachleuten hat Theresa Hannig hier eine tolle Recherchearbeit geleistet, die nicht nur fundiert ist, sondern auch leicht verständlich und vor allem auch sinnig ist. Genau vor diesen Punkten hatte ich in der Umsetzung nämlich Angst.
Durch verschiedene Erlebnisse der Charaktere werden manche Themen auch nochmal aus der Situation heraus angesprochen, doch das wesentliche übernimmt Einbug.
So kommt es zum bedingungslosen Grundeinkommen, dass sich nach dem Wohnort/den Kosten richtet und jedem Menschen die gleiche Grundvoraussetzungen ermöglicht.
Pantopia ist eine Weltrepublik, die keinen Wert auf erschaffene Grenzen, Ausbeutung und dergleichen legt.

„Geld regiert die Welt“ – das wissen wir alle und so gibt es auch hierfür eine Lösung. Das Aufstellen von Weltpreisen – diese richten sich nach Verbrauch, Energieaufwand, Notwendigkeit & Co.
Ein nachhaltiger Einkauf macht sie also endlich bezahlt und fällt im Preis, wohingegen für Produkte und Firmen, mit schlechten Bedingungen, die Preise der Waren unglaublich ansteigen und sich somit selbst rauskanten.

Doch so toll und nunja…utopisch sich das alles auch anhört, wie bekommt man die Menschheit dazu, auch das richtige zu unterstützen? Und die Menschen, die von der Ausbeutung leben, sich von ihrer Macht zu trennen? Selbst der „Vermarktungsanteil“ war echt spannend gemacht, obwohl er mich eigentlich weniger interessiert hat – aber der Spannungsfaktor um die Geheimhaltung von Einbug Patricia und Henry war einfach enorm.

Es ist schwierig, die richtigen Worte für diese Geschichte zu finden, aber so viel: Obwohl ich damit nicht gerechnet hatte, konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Patricia und Henry sind unterschiedlich, aber durchaus eine interessante Kombination aus Charakteren. Das ganze Konzept ergibt Sinn und ist leicht verständlich – die Story im Gesamtpaket einfach wahnsinnig spannend. Eine ganz große Leseempfehlung von den Themen (Klimawandel, Diskriminierung, Kapitalismus, Gleichberechtigung, Menschenrechte & vieles weitere), aber auch von der spannenden Story an sich!

Mit Pantopia hat Theresa Hannig nicht nur eine interessante Utopie, sondern vor allem ein wirklich gutes und spannendes Werk geliefert, das auf so vielen Ebenen zu überzeugen weiß!
Die Themen sind verständlich und logisch auf den Punkt gebracht, und die Entstehen selbst zu verfolgen, sorgt für einen Nervenkitzel der ganz besonderen Art.

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