Rezension | Pepper-Man von Camilla Bruce
Titel: Pepper-Man | Originaltitel: You Let Me In| Autor: Camilla Bruce | Übersetzer: Carina Schnell | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.09.2020 | Seitenzahl: 256
Cassandra Tipp – erfolgreiche Autorin, exzentrische Tante und Angeklagte in zwei Mordfällen – ist tot. Ihre Hinterlassenschaften: sehr viel Geld und ein Brief, der die Wahrheit über ihr Leben enthüllen soll. Denn wie die Polizei bereits festgestellt hat, war die zierliche Frau gar nicht in der Lage, die blutigen Morde an ihrem betrügerischen Ehemann und ihrem Vater zu begehen, der nicht der war, für den ihn alle hielten. Die Geschichte, die Cassandra erzählt, beginnt in ihrer Kindheit, mit unheimlichen Geschenken aus Zweigen und Knochen und einem Wesen aus dem Wald, das niemand sonst sehen kann: Pepper-Man …
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Das Buch habe ich schon so wahnsinnig lange auf dem Schirm und konnte kaum fassen, dass nun endlich der Punkt gekommen ist, an dem ich es in den Händen halten kann.
Ein Schauermärchen
Worum es wirklich in diesem Buch geht hatte ich eigentlich schon wieder verdrängt, umso gespannter war ich, was diese Geschichte für mich bereithält. Voller Vorfreude auf ein paar schaurige Lesestunden habe ich zum Buch gegriffen und…wow.
Es gibt ja viele Arten von Grusel/Horror und nicht jeder mag jeden Bereich. Bei Pepper-Man habe ich recht schnell gemerkt, dass ich hier an meine Grenzen komme, auch wenn diese nicht so weit überschritten wurden, dass ich das Buch beendet hätte. Es ist eine verdrehte Mischung aus düsterem Schauermärchen und Horror Anteilen im Stil von American Horrorstory – somit kann man sich schon gut vorstellen, dass einem hier einiges geboten wird, das Buch aber auch definitiv nicht etwas für jeden ist.
Der Einstieg selbst ist erst einmal ein wenig ernüchternder, denn hier startet alles mit dem Verschwinden den „alten“ Cassandra Tipp. Um das Erbe antreten zu können, müssen Neffe und Nichte der exzentrischen Cassandra aber erst eine von ihr unveröffentlichte Geschichte lesen. Und was hätte man anderes erwartet? Diese hat es natürlich in sich. Was man aber wirklich nicht kommen sieht, ist das Ausmaß, das diese Geschichte annimmt.
Cassandra beginnt bei ihrer außergewöhnlichen Kindheit, die ihr späteres Leben maßgeblich gezeichnet hat…
Flucht aus der Realität
Eigentlich wird relativ schnell klar, dass Camilla Bruce hier eine absolut außergewöhnliche Geschichte aufgebaut hat, um ihrer Protagonistin die Flucht aus einer Realität zu bieten, die einen zerstört. Dennoch konnte ich das immer wieder verdrängen und mich Pepper-Man hingeben. So ganz sicher konnte ich mir nie sein, was Realität und was Fiktion ist. Und genau das macht auch den „Charme“ der Geschichte aus. Es ist eine einzigartige und sehr einnehmende Atmosphäre, inhaltlich hat die Geschichte aber so viel schwere Kost zu bieten, dass man immer hin und her gerissen ist, ob man weiterliest oder doch erst einmal eine kleine Pause einlegen muss.
So haben sich genau diese Gefühle bei mir bis zum Ende durchgezogen, sorgen dafür aber auch für einen entsprechenden Nachklang. Denn an der Thematik selbst kommt man eigentlich nicht vorbei. Ob man sich nun in mitten der Geschichte selbst damit auseinandersetzt oder sich im Nachgang davon überrollen lässt – so wirklich trennen kann man sich nicht von Pepper-Man.
Eine einfache Leseempfehlung würde ich niemals für dieses Buch aussprechen, dafür ist es zu außergewöhnlich. Man muss sich erst einmal herantesten und wenn man merkt, dass man damit klarkommt, lässt man sich überrollen. Definitiv ein sehr beeindruckendes Werk!
Meine Gedanken zu Pepper-Man von Camilla Bruce zusammenzufassen ist gar nicht so leicht wie gedacht. Diese Geschichte ist so viel mehr als ein Schauermärchen. So skurril und abstrakt die Geschichte anfänglich auch noch wirken musste, kommt nach und nach ein wahrer Kern zum Vorschein, der das wahre Böse aufdeckt und einen als Leser noch lange verfolgt.
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