Rezension | Power to the Princess von Vita Murrow

Märchen mit Girlpower!

Was wäre wenn Prinzessinnen nicht auf ihren Prinzen warten, sondern ihr Glück selbst in die Hand nehmen? Genau davon erzählen die 15 Geschichten in diesem modernen Märchenbuch: Rapunzel wird eine weltberühmte Architektin für magische Gebäude, Rotkäppchen findet ihr Glück als Tierschutzaktivistin und Dornröschen macht sich einen Namen als Spezialistin für Schlafstörungen.

Ein mitreißendes Vorlesebuch über rebellische und mutige Mädchen, die ihren eigenen Weg gehen – ganz egal ob Prinzessin oder nicht.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Als ich das Buch in der Vorschau entdeckt habe, war ich nicht nur von der Gestaltung, sondern vor allem wegen der Grundidee hin und weg und habe dem Erscheinungstermin entgegengefiebert.

Ganz anders als erwartet

Ich bin ein großer Märchenfan und sehe auch in den alten Fassungen vieles, was man mitnehmen kann. Dass allerdings so einiges überdenkt werden kann, wie zum Beispiel die Rolle der Frau und dem typischen Happy End, das aus einer Hochzeit besteht, darüber müssen wir gar nicht erst diskutieren. Ein wenig hat mich hier allerdings schon der Untertitel „…für mutige Mädchen…“ gestört. Ich möchte damit nicht zu weit ausholen und auch nicht zu sehr auf diesem Punkt herumreiten, aber ich für meinen Teil wünsche mir eine Gleichberechtigung, das an dieser Stelle kleine Jungs als Leser irgendwie ausgeschlossen werden (auch, wenn es natürlich nicht so böse gemeint ist), finde ich ein wenig schade. Vom Ansatz her denke ich nur, dass es nichts bringt, wenn wir unseren Töchtern ihre Möglichkeiten aufzeigen, unseren Söhnen aber kein entsprechendes Bild mit auf den Weg geben.

Kommen wir aber zum wichtigsten Punkt, den Geschichten selbst! Vita Murrow hat sich ein paar der beliebtesten und bekanntesten Märchen geschnappt und diese ein wenig umgeformt. Das sorgt dafür, dass alles einen ziemlich neuen Touch bekommt und fast schon als komplett neue Schöpfung stehen könnte, doch irgendwie verklingt der Nachhall der bekannten Geschichten nicht. Durch die Kürze der einzelnen Märchen bleibt nicht viel Zeit, um die Charaktere und Settings weiter auszuschmücken, wodurch alles ziemlich oberflächlich bleibt. Oftmals war es mir auch einfach zu viel, zu aufgesetzt, ein wenig unrealistisch eben.

Ich für meinen Teil hätte mir auf jeden Fall mehr Tiefsinn und eine deutlichere Message gewünscht. Die Zielgruppe richtig einzuschätzen, fällt mir zwar nicht leicht, doch würde ich behaupten, dass Naturschutzaktivisten & Co. für 5 jährige eventuell noch nicht ganz so greifbar sind, für ältere Leserinnen aber zu wenig greifbare Tiefe in den Texten steckt – aber wie schon gesagt, da kann ich mich auch irren.

Gestaltung & Diversität

Um mal einen durchweg positiven Punkt zu bringen, bevor ich zum nächsten Kritikpunkt komme: Die Gestaltung ist der absolute Wahnsinn. Nicht nur die Aufmachung vom Einband, sondern vor allem auch die Illustrationen im Inneren. Farbenfroh und weich gezeichnet, zeitgleich mit einer immensen Aussagekraft, wird hier auch optisch bei kleinen Zuhören für tolle Unterhaltung gesorgt.

So hat die Autoren auch Gedanken um Themen wie Diversität gemacht, was die Illustratorin wirklich schön umgesetzt hat. Hier sind wir auf jeden Fall einen Schritt weiter gekommen, auch wenn ich leider auch hier eine kleine Anmerkung habe. Wie wäre es denn mal mit einer kleinen pummeligen Prinzessin? Gerade an dieser Stelle müssen wir immer noch viel aufpassen und ein bestimmtes Bild aus den Köpfen bekommen. Vielleicht wird es ja beim nächsten Mal in Angriff genommen.

Trotz all meiner Kritik möchte ich auf keinen Fall behaupten, dass das Buch schlecht wäre. Ich habe mir einfach etwas anderes erhofft, wodurch meine Erwartungen und Vorstellungen nicht erfüllt werden konnten. Die Idee finde ich nämlich wirklich toll, nur die Umsetzung konnte mich persönlich einfach nicht wirklich begeistern.

Mit Power to the Princess hat Vita Murrow ein wirklich tolles Projekt in die Hand genommen, dessen Idee mir unglaublich gut gefällt. Nur konnte mich die Umsetzung leider gar nicht begeistern. Die Illustrationen waren hier mein Highlight, mehr aber leider nicht. Wie immer: lasst euch nicht von meiner Meinung abschrecken und macht euch selbst ein Bild, wenn euch das Buch anspricht!