Rezension | Raptor
Titel: Raptor | Autor*in: Dave McKean | Übersetzer*in: Stephanie Pannen | Illustrator*in: Dave McKean | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 10.10.2022 | Seitenzahl: 144
Ein visuelles Meisterwerk auf den Schwingen eines Raubvogels
Der Raptor Sokol schwebt zwischen zwei Welten hin und her – ein stetes Flackern zwischen zwei Zuständen der Existenz: Mensch und Falke. Als Raubvogel muss er sich in einem feudalen, wundersamen Land als geschickter Jäger erweisen, um zu überleben. In seiner menschlichen Gestalt wandelt er durch das Wales des 19. Jahrhunderts und betrauert hier als Schriftsteller übernatürlicher Erzählungen den Tod seiner jungen Frau.
Sokol führt ein Leben in der Dämmerung – zwischen Wahrheit und Lüge, Leben und Tod, Realität und Fantasie.
Künstler und Autor Dave McKean (Black Dog, The Sandman) liefert mit RAPTOR einem weiteren Creator-Owned-Comic nach CAGES aus den späten 90ern. Der Gewinner des World Fantasy-, Harvey-, British Science Fiction Association- und V+A Book Award Dave besticht mit der gekonnten Fusion aus ätherischer Story und unnachahmlichem Artwork visueller Meisterklasse.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Allein durch das Cover habe ich mich schon so auf den Comic, bzw. die Geschichte dahinter gefreut!
Doch sehr anders
Ich bin tatsächlich kein Fuchs, was Klappentexte betrifft und lese sie manchmal gar nicht oder habe sie mal in einer Vorschau überflogen, sodass ich beim Lesen selbst dann doch eigentlich immer überrascht werde. Hier war das zur Ausnahme mal keine gute Idee, denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Comic einfach nicht verstanden habe. Die Geschichte startet mit einem unfassbar starkem Artwork, doch irgendwie hat der Text für mich nicht ganz so sehr dazu gepasst. Sehr poetisch und „abgehoben“, doch vor allem inhaltlich nicht immer stimmig mit der visuellen Darbietung.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die eine aus der des Falken & Jägers Sokol, der in einer anderen Welt dunkle Schrecken jagt und dann noch die vom Menschen und Schriftsteller Sokol, der vor allem in seiner Trauer zu ertrinken droht, seine Frau verloren zu haben.
Hier wechselt auch der optische Stil und was mir in der anderen Welt sehr gefallen hat – mystisch und geheimnisvoll – wird hier ziemlich scharfkantig und die Menschen in einer Darstellung gezeigt, die mir leider so gar nicht zugesagt hat.
Nicht schlecht, aber nicht meins
Tatsächlich hat mir der Klappentext im nachhinein wesentlich mehr über die Geschichte verraten als diese selbst. Vielleicht bin ich nicht reingekommen oder sie war mir ganz schlicht zu hoch, doch dadurch ist das Lesevergnügen natürlich sehr bescheiden ausgefallen. Es soll sicherlich so sein, dass die Grenzen hier sehr verschwimmen, denn auch der junge Schriftsteller verliert sich in seinen eigenen Worten. Doch leider waren für mich weder Emotionen noch die Handlung greifbar.
Erst als der Mensch Sokol an einem okkulten Ritual teilnimmt gleiten die beiden Welten ineinander über, doch auch hier ist für mich der große Moment ausgeblieben. Ohne Frage ist das Artwork einzigartig und ich bin mir sicher, dass viele Leser*innen in diesem anspruchsvollen Werk viel Leidenschaft und Begeisterung entdecken. Daher kann ich wie immer nur betonen: lasst euch von mir, bzw. meiner Meinung niemals abschrecken. Doch mein persönlicher Eindruck war leider ein wenig ernüchternd.
Mit Raptor hat Dave McKean einen eher unkonventionellen Comic hingelegt, der eher eine besondere Nische bedient und dort sicherlich auch auf große Begeisterung trifft. Nur ich bin mit der Story, trotz des einzigartigen Artworks, leider so überhaupt nicht warm geworden und habe sie auch nicht in ihrer Gänze verstanden.
KAUFEN!
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