Rezension | Rauhnächte von Ulrike Gerold & Wolfram Hänel
Titel: Rauhnchte – Sie werden dich jagen | Autor*in: Ulrike Gerold & Wolfram Hänel | Verlag: Fischer | Erscheinungsdatum: 26.10.2022 | Seitenzahl: 384
Du musst rennen. Du musst schneller sein als sie. Schneller und schlauer.
Hochspannend und dramatisch: Der neue Standalone-Thriller des Autorenduos Ulrike Gerold und Wolfram Hänel.
Junge Frauen verschwinden. In diesen magischen Nächten zwischen den Jahren. Nach zwölf Tagen kehren sie zurück, verwirrt und verstört. Zwei von ihnen haben es nicht mehr ausgehalten, sie gingen freiwillig in den Tod. Andere sind aus dem Tal weggezogen und nie wieder zurückgekehrt. Die wenigen, die geblieben sind, schweigen. Als Lisa an Weihnachten zu ihren Großeltern ins Tal fährt, ist wieder ein Mädchen verschwunden. Warum spricht niemand darüber?
Ein verstörender Thriller für die beste Lesezeit des Jahres.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich liebe solche Geschichten und bei Rauchnächten und Krampus Vibes bin ich direkt mit am Start!
Sprachliche Hürde
Bereits auf den ersten Seiten wird klar, dass sich das Autorenduo für einen sicherlich authentischen, aber für mich persönlich schwierigen Schreibstil entschieden hat. Für manche ist das jetzt sicherlich Jammern auf hohem Niveau und ich freue mich für all jene, die sich daran nicht so stören, aber…
Artikel vor Namen sind einfach schrecklich. Und ich rede nicht von einmal oder wenn jemand mit einem starken Dialekt spricht, sondern ständig, selbst außerhalb der Dialoge. Mich hat das richtig kirre gemacht.
DIE Lisa, DER Opa… Doch auch unabhängig davon fand ich den Stil eher distanziert und nicht ganz so leicht zugänglich, was aber auch zu der Atmosphäre und den Charakteren gepasst hat.
Lisa will über Weihnachten ihre Großeltern besuchen, das allerdings nur mit großer Überwindung. Es wird schnell klar, dass sie alle nicht unbedingt im Guten auseinander gegangen sind und die junge Frau so einiges noch zu verarbeiten hat, dennoch möchte sie ihren Großeltern gerne diesen Gefallen tun.
Die Beziehung zwischen ihnen als schwierig zu bezeichnen wäre noch beschönigt, doch auch hier zieht sich das fast durch die ganze Geschichte, denn die meisten zwischenmenschlichen Interaktionen sind eher kühl und distanziert. Für das Genre nicht unbedingt untypisch, aber einen Funken Sympathie fange ich gerne bei Charakteren ein.
Im Tal Oberbaumdorf verschwinden scheinbar schon seit Jahren Frauen, in der Regel kommen sie nach 12 Tagen wieder, sind aber nicht mehr sie selbst. Obwohl Lisa das in diesem Ausmaße nicht bewusst war, scheint das nicht für die Gemeinde zu gelten, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden hat.
Eigentlich gute Idee
Wahrscheinlich bin ich auch hier wieder mit falschen Erwartungen herangegangen. Denn an der einen oder anderen Stelle wird definitiv Spannung geboten, wenn auch meist die bedrückende Atmosphäre im Vordergrund steht. Doch bei den Rauhnächten, die ab dem 25. Dezember beginnen und 12 Tage anhalten, habe ich mehr Gruselfaktor erwartet. Es sind quasi tote Tage und ganz so ausgestorben ist diese Tradition gar nicht, wird sie im Alpenraum teilweise noch mit den Perchtenläufen“ zelebriert, ein Fackelmarsch mit Masken und Kostümen. Und gerade die Masken bekommen auch in dieser Geschichte ihren auftritt. Verstörend und beängstigend, in der Regel mit Hörnern.
Prinzipiell ist die Geschichte mit Sicherheit nicht schlecht. Irgendwie hatte ich wohl einen größeren Mystery Anteil erwartet und auch, mehr in die Perspektiven der Bösewichte eingeführt zu werden. Die Idee hinter dem Buch finde ich durchaus interessant und ich habe mich auch nicht die ganze Zeit gelangweilt, es hat nur leider nicht ganz so meinen Geschmack getroffen und so habe ich es ein wenig als verschenktes Potenzial empfunden. Lisa versucht diesen Gräueltaten auf die Spur zu gehen, trifft Größtenteils auf Ablehnung und wird mit ihrer eigenen Familiengeschichte und ihrer Vergangenheit konfrontiert. Auch hier habe ich schnell geahnt, in welche Richtung es ging, manche Auflösungen kamen mir ein bisschen zu gewollt rüber.
Wie immer gilt auch hier: lasst euch von meinem Gemecker keinesfalls aufhalten, denn auch diese Geschichte wird ihre Liebhaber*innen finden und vielleicht gehört ihr dazu.
Mit ziemlich großen Erwartungen bin ich an diese Geschichte rangegangen, sodass eine Enttäuschung fast schon vorprogrammiert war. Leider habe ich weder sprachlich gut in die Story reingefunden, noch hat mich die Umsetzung begeistern können. Definitiv eine interessante Idee hinter allem, nur die Umsetzung war nicht ganz nach meinem Geschmack und wesentlich weniger gruselig als gedacht.
KAUFEN!
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