Rezension | Roxy von Neal & Jarrod Shusterman
Titel: Roxy – Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz | Originaltitel: Roxy | Autor*in: Neal & Jarrod Shusterman | Übersetzer*in: Pauline Kurbasik & Kristina Lutze | Verlag: Fischer Sauerländer | Erscheinungsdatum: 23.02.2022 | Seitenzahl: 448
Als Isaac der überirdisch schönen Roxy begegnet, zieht sie ihn sofort in ihren Bann. Er fühlt sich lebendig wie nie, alles ist leicht und nichts scheint unmöglich. Isaac ahnt nicht, dass Roxy kein normales Mädchen ist, sondern eine Droge, hergestellt in einem Labor, um die Menschen von ihrem Schmerz zu befreien. Und Millionen Menschen lieben sie dafür. Doch das ist Roxy nicht genug. Sie will beweisen, wie tödlich sie ist.
Neal und Jarrod Shustermans neuer Fantasy-Thriller über ein hochaktuelles Thema: die im wahrsten Sinne toxische Liebesgeschichte zwischen Mensch und Droge – schillernd & gefährlich.
Erzählt aus der Perspektive der Droge – Stell dir vor, Drogen wären Menschen wie du und ich … Was würden sie fühlen, denken und wovon würden sie heimlich träumen?
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Neal und Jarrod Shusterman schaffen es doch immer wieder meine Neugierde zu wecken und so konnte ich auch bei diesem Buch nicht widerstehen und war sehr gespannt auf die Umsetzung!
Außergewöhnliche Perspektive
Der Klappentext verrät es schon: hier wird auch aus einer eher, sagen wir mal, unkonventionellen Perspektive berichtet.
Was wäre, wenn Drogen eine Persönlichkeit, einen individuellen Charakter und eigene Ziele hätten? Genau diesen Faden nimmt das Autoren Duo auf und schafft dadurch eine einzigartige Perspektive, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe, was allerdings auch seine Tücken mitbringt.
Nachdem ich auch Eindrücke von anderen Leser*innen gelesen habe war mir klar, dass nicht nur ich damit Probleme hatte.
Im Fokus der „Drogen“ stehen hier Roxy (Oxycodon – Schmerzmittel) und Addison (Adderall – Medikament für ADS/ADHS Betroffene, aber auch bekannt als Aufputschmittel). Die beiden (und auch andere „Angehörige“) werden hier detailreich beschrieben, haben ihre Auftritte, Dispute und Emotionen, was sie so anschaulich und greifbar wirken lässt, obwohl sie es natürlich nicht sind. Hinter diesen Medikamenten stecken keine Persönlichkeiten und eigene Ziele – das hat nicht nur meine Vorstellungskraft ins Wanken gebracht, sondern teilweise auch meine Überzeugung. Dazu aber später noch mehr.
Nachdem ich zwischendurch aufs Hörbuch umgeswitcht bin, ist mir die Vorstellung der Umsetzung tatsächlich leichter gefallen, dennoch war es mir oft nicht möglich die unterschiedlichen Perspektiven (Drogen und Menschen) zusammenzubringen.
Parallel geht es nämlich um das junge Geschwisterpaar Ivy und Issac, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Ivy ist wild, möchte ausbrechen und testet oft ihre Grenzen. Issac hingegen ist eher ruhig und übernimmt mehr Verantwortung. Nun kommen aber beide, aus ganz unterschiedlichen Gründen, in die Situation der Einnahme von Medikamenten. Issac nach einem Sturz, Ivy, durch ihre ADS/ADHS Diagnose (wobei Diagnose hier auch flexibel ist). Die beiden gehen eine erstaunliche Entwicklung in dieser Geschichte durch und diese ist teils so schleichend von ihren Übergängen, dass das umso mehr vor Augen führt, was gewisse Einnahmen für einen Unterschied machen.
Was ist das Ziel von „Roxy“?
Ich bin sicherlich nicht die einzige, die zwar keine genauen Vorstellungen von dieser Umsetzung hatte, aber doch eine gewisse Aufklärungsarbeit, bzw. Suchtprävention hinter diesem Buch erwartet hat. Mit meiner folgenden Kritik möchte ich Neal und Jarrod Shusterman nichts unterstellen, nur sagen, dass ich die Intention hinter dieser Story vielleicht ein wenig irreführend fand. Denn die Personifizierung der Drogen/Medikamente macht in meinen Augen einen realistischen Umgang damit nicht unbedingt leichter. Aufzuzeigen, wie schnell man in einer Sucht landen kann, ganz ohne die „typischen Drogen“ wird hier hingegen gut aufgezeigt. Doch der weitere Verlauf ist in meinen Augen ein unterhaltsamer Sci-Fi Roman, der abgedrehte Szenen bietet, aber nicht viel mit der Realität gemein hat.
Dadurch frage ich mich…was ist das Ziel von Roxy? Reine Unterhaltung ist es nicht, doch für Aufklärungsarbeit ist es in meinen Augen viel zu undifferenziert und zu abgedreht.
Nichtsdestotrotz ist die Story gut geschrieben, bietet viel Spannung, dies aber vor allem in einer sehr bedrückenden Stimmung, die aber auch zum Thema passt. Wenn man sich mit der ungewöhnlichen Personifizierung der Medikamente und Drogen arrangieren kann, hat das Buch so einiges zu bieten und durchaus auch Denkanstöße (trotz meines Meckerns). Im Großen und Ganzen bleibe ich aber ein wenig unzufrieden zurück, weil mir die Einordnung nicht ganz gelingen mag, auch wenn das vielleicht unfair ist. Definitiv ein Buch, zu dem man greifen sollte, wenn einen die Thematik anspricht, es allerdings mit Bedacht lesen sollte, weil ich den Umgang teilweise zwar gut, aber oft auch ein wenig unreflektiert und schwierig finde.
Roxy von Neal und Jarrod Shusterman lässt mich total zwiegespalten zurück. Nachdem ich meine Probleme mit dem Einstieg hatte und den Perspektiven aus Sicht der Medikamente und Drogen, hat mir das Umswitchen aufs Hörbuch zwar geholfen, aber nicht all meine Bedenken gelöst. In meinen Augen definitiv keine schlechte Unterhaltung, aber weniger Aufklärungsarbeit, als ich doch vorher erwartet hätte.
KAUFEN!
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