Rezension | Schon gehört, was Ed Gein getan hat?
Titel: Schon gehört, was Ed Gein getan hat? | Autor*in: Harold Schechter | Übersetzer*in: Bernd Kronsbein | Illustrator*in: Eric Powell | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 20.09.2023 | Seitenzahl: 224
»Psycho«, »Das Schweigen der Lämmer«, »The Texas Chainsaw Massacre« – Geschichten über Serienkiller üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Es ist die Lust am Blick in die tiefsten Abgründe unserer Psyche, der Reiz über das Undenkbare nachzudenken, und nicht zuletzt der Nervenkitzel, der darin liegt, dass Serienkiller mehr sind als Fiktion. Denn auch wenn Norman Bates, Buffalo Bill und Leatherface erfundene Figuren sind: Ed Gein, der »Plainfield Ghoul« war real.
Harold Schechter, Experte für True Crime-Stories und Professor für amerikanische Literatur, lässt uns hautnah am Leben und Wirken von Edward Theodore Gein teilhaben. Zwischen einem alkoholkranken, gewalttätigen Vater und einer fanatisch religiösen, herrischen Mutter wuchs Gein zu einem Mann heran, dessen psychische Probleme in mindestens zwei nachgewiesenen Morden sowie Leichendiebstahl und -schändung in zahlreichen Fällen mündeten. Mit Eric Powell (»The Goon«) zeichnet einer der profiliertesten US-Comickünstler unserer Zeit für diese grafisch exzellente Graphic Novel verantwortlich.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
So ganz kann ich gar nicht sagen, was ich von diesem Comic erwartet habe, aber ich war einfach unfassbar neugierig und wollte gerne mal einen Blick wagen!
Plainfield Ghoul
Ich bin ja selbst ein großer Fan des Horror Genres und feier einige der alten Klassiker. Allerdings muss ich schon zugeben, dass alles, was fiktiv ist – super, her damit! Sobald es aber auf einer wahren Geschichte beruht, gefriert mir auch schlagartig das Blut in den Adern.
Doch die meisten Schauerikonen haben natürlich auch ihren Ursprung und die ein oder anderen werden eventuell auch in Anlehnung vom Plainfield Ghoul, aka Ed Gein sein.
Und das bringt uns zu dieser Geschichte, die eine aufgearbeitete Biografie des Verurteilten ist – aufgearbeitet von True Crime Experte und Professor für amerikanische Literatur – Harold Schechter.
La Crosse, Wisconsin 1906: der kleine Edward Theodore Gein wird geboren.
Was das kleine Wesen noch nicht ahnt, ist welche Herausforderungen ihn durch das Leben begleiten und wohl auch stark prägen werden. Ein alkoholkranker Vater, eine fanatisch religiöse Mutter und ein Bruder, den er eigentlich immer geliebt hat, doch irgendwann als Konkurrenten wahrnimmt.
Diese Kindheit zu verfolgen, die Streitereien zwischen den Eltern, die krankhaften Zwänge und Vorstellungen der Mutter zu erleben – das muss unfassbar viel mit einem machen – mich hat es auf jeden Fall schon beim Lesen ziemlich fertig gemacht.
Als Monster geboren oder zum Monster gemacht?
Das ist wohl immer wieder eine Frage, die nicht nur Psycholog*innen beschäftigt. Dazu muss man wohl sagen, dass der Mensch prinzipiell einfach gerne Erklärungen hat und es dazu liebt, jemandem die Schuld für etwas zu geben. Und dass Ed Gein hier einiges mit auf den Weg bekommen hat, will ich auch keinesfalls bestreiten – denn es ist das schlimmst-beste Beispiel dafür, was Erziehung und Erfahrungen in der Kindheit anregen können. Das alles soll aber nicht bedeuten, dass die Täter komplett von ihrer Schuld freigesprochen werden sollten – und dieser schmaler Grad wurde in meinen Augen hier gut gemeistert.
Was Ed noch als Kind geprägt hat, lernt er schnell zu verbergen und sieht, dass seine Mitmenschen das einfach nie so verstehen würden. Irgendwann kommt es dann aber doch ans Licht – der nette Nachbar von Nebenan, der Glegenheitsjobber, der Kindersitter Ed Gein, der mehrere Menschen ermordet hat und zusätzlich noch mehr Leichen ausgebuddelt und geschändet hat. 1957 in Plainfield, Wisconsin wird dieses nun aufgedeckt, wenn auch leider nie vollständig aufgeklärt.
Was bleibt mir groß zu sagen? Ein grandios ausgearbeiteter Comic, der mich aber schlimm fertig gemacht hat. Irgendwo faszinierend, vor allem aber erschreckend und Stoff für Albträume – dieser Comic wird mir auf jeden Fall noch eine Weile im Kopf bleiben.
Ein Comic, der mich absolut schockiert hat und noch eine Weile beschäftigen wird – die aufgearbeitete Geschichte von Ed Gein. Irgendwo finden auch all die Schauer Ikonen ihren Ursprung und dieser Fall zählt mit Sicherheit dazu.
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