Rezension | Sheets: Am Ende bleibt uns nur ein Bettlaken
Titel: Sheets: Am Ende bleibt uns nur ein Bettlaken | Autor*in: Brenna Thummler | Illustrator*in: Brenna Thummler | Übersetzer*in: Silvano Loureiro Pinto | Verlag: CroCu / Cross Cult | Erscheinungsdatum: 28.11.2022 | Seitenzahl: 240
Ist ein weißes Bettlaken alles, was uns bleibt?
Marjorie Glatt – dreizehn und über die Gebühr pragmatisch veranlagt – fühlt sich wie ein Gespenst. Sie leitet die Wäscherei ihrer Familie und ihr Alltag ist geprägt von unversöhnlichen Kunden, unerträglichem Sportunterricht … und dem anspruchsvollen Mr. Saubertuck, der alles zerstören will, wofür sie so hart gearbeitet hat. Wendell ist ein Geist. Ein Junge, der sein Leben viel zu früh verloren hat. Sein Alltag ist geprägt von einer unwirksamen Todtherapie, einer Identität, die von einem Bettlaken abhängt, und dem gefährlichen Bedürfnis, in der verbotenen Welt der Menschen eine Bestimmung zu finden. Dann sollen ihre Welten aufeinanderprallen: Marjorie sieht sich mit unerklärlichen Katastrophen konfrontiert, nachdem Wendell die Wäscherei der Glatts in seinen mitternächtlichen Spielplatz verwandelt und tagsüber als bloßes Bettlaken erscheint. Während Wendell versucht, sich ein neues Leben nach dem Tod zu erschaffen, sabotiert er unwissentlich das Leben, um das Marjorie so verbissen kämpft.
Brenna Thummlers SHEETS: AM ENDE BLEIBT UNS NUR EIN BETTLAKEN veranschaulicht die Entschlossenheit eines jungen Mädchens zu kämpfen – selbst wenn sich alles in ihrer Welt gegen sie verschwören zu haben scheint. Es beweist, dass zweite Chancen möglich sind – egal ob sich das Leben zu Ende anfühlt oder es tatsächlich zu Ende ist. Vor allem aber ist dies eine Geschichte der Vergebung und einer unvergleichlichen Freundschaft, die sich nur in einem verwunschenen Waschsalon entwickeln konnte.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Als ich den Titel damals auf Englisch entdeckt habe, musste er bereits bei mir einziehen – umso mehr freue ich mich, dass auch die Übersetzung ein Zuhause gefunden hat!
Das Mädchen und der Geist
Marjorie Glatt hat ein schweres Los gezogen. Eigentlich sollte sich das 13-jährige Mädchen auf sich konzentrieren können, doch nach dem Verlust ihrer Mutter zeiht sich der Vater mit Depressionen zurück und überlässt es Marjorie sich um die kleine Familie und den anhängenden Waschsalon zu kümmern. So zieht sie der Alltag voller Stress zwischen den Versuchen ihren Vater zu erreichen, sich um ihren kleinen Bruder zu kümmern, in der Schule mitzukommen, gegen unliebsame Mitschüler*innen standzuhalten und den Waschsalon mit teils sehr undankbaren Kund*innen zu führen. Die bunten und frohen Farben können den Ausdruck des traurigen Mädchens nicht überdecken, das restlos überfordert und auch ziemlich alleingelassen ist.
Und ohne Leid gegeneinander aufwiegen zu wollen gibt es da noch jemanden, der aber noch weniger Chancen in Aussicht hat: Wendell. Ein Junge, der viel zu früh gestorben ist und sich mit seinem Zustand auch nicht abfinden will. In der Todtherapie denkt er sich abenteuerliche Geschichten aus, anstatt zu erzählen, wieso er gestorben ist und auch, wenn die anderen Geisterkinder ihn manchmal versuchen mit einzubeziehen, so kann er es einfach nicht, sein Platz muss einfach woanders sein. Und so verstößt er gegen die wohl größte Regel und nimmt den Zug direkt ins Diesseits und landet natürlich im Waschsalon von Marjories Familie. Eigentlich könnte man jetzt denken, dass die beiden sich gesucht und gefunden haben, oder? Tja, manchmal läuft aber eben doch alles ganz anders…
Melancholisch, aber hoffnungsvoll
Anstatt dass hier gleich die große Freundschaft geschlossen wird, stellt Wendell, ganz ohne Absicht, nicht nur den Waschsalon, sondern auch Marjories Leben auf den Kopf. Dabei ist das junge Mädchen schon genug mit ihren Sorgen und vor allem Mr. Saubertuck beschäftigt, der versucht ihr durch Sabotage den Laden abzuknöpfen und jeden ihrer Misserfolge feiert.
Bei der Grundlage ist die Geschichte natürlich von Anfang an ziemlich traurig und herzzerreißend. Beide Schicksale sollten so auf keinen Fall sein und man wünscht den beiden so viel. Stattdessen wird erst einmal alles schlimmer anstatt besser und unterstreicht damit noch die melancholische Geschichte.
Doch hoffnungslos ist es noch lange nicht! Denn es gibt durchaus noch eine Chance, die Marjorie, sowie auch Wendell Hoffnung bietet, man muss nur mutig genug sein, diese auch in Angriff zu nehmen.
Der Aufbau der Story lässt durchaus eine junge Zielgruppe vermuten, doch ich finde, dass die Geschichte alle Altersklassen überzeugen kann. Trauer und Verlust sind keine leichten Themen, doch hier nimmt Brenna Thummler die Herausforderung an und schafft eine wirklich tolle Geschichte, die sich direkt in mein Herz geschlichen hat. Das Zusammenspeil der Charaktere, die Entwicklungen und auch das Artwork sind genau nach meinem Geschmack und ich kann den Comic wirklich nur weiterempfehlen!
„Sheets“ bietet in meinen Augen genau das, was der Comic auch verspricht: eine richtig tolle Geschichte, bei der einem das Herz aufgeht, auch wenn die Grundstimmung schon sehr melancholisch ist. Dazu ein richtig tolles Artwork – einfach ein Gesamtpaket über Trauer, Verlust und Freundschaft, das für alle Altersklassen eine Empfehlung von mir bekommt.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News
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