Rezension: Slow Horses. Ein Fall für Jackson Lamb / Mick Herron
Titel: Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb | Autor: Mick Heron | Übersetzer: Stefanie Schäfer | Verlag: Diogenes | Erscheinungsdatum: 29.08.2018 | Seitenzahl: 480
River Cartwright ist ein ausgemusterter MI5-Agent, und er ist es leid, nur noch Müllsäcke zu durchsuchen und abgehörte Telefonate zu transkribieren. Er wittert seine Chance, als ein pakistanischer Jugendlicher entführt wird und live im Netz enthauptet werden soll. Doch ist das Opfer der, der er zu sein vorgibt? Und wer steckt hinter den Entführern? Die Uhr tickt, und jeder der Beteiligten hat seine eigene Agenda. Auch Rivers Chef.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Als uns der Titel damals auf der Messe vorgestellt wurde, war die Neugier sofort geweckt – ausrangierte Agenten und wie man mit ihnen verfährt. Das Ganze verpackt in einer unterhaltsamen und spannenden Geschichte, bei der schon der Klappentext unglaublich einladend wirkt.
Hinter der Kulisse
Man hat ja schon oft von Jobs gehört, bei denen man selbst, wenn man sich einen Fehler erlaubt hat, nicht so schnell vor die Tür gesetzt wird. Aber besonders spannend ist wohl die Vorstellung, was mit Angestellten passiert, die auch besondere Geheimnisse mit sich tragen.
Gleich zu Beginn stürzt man in Rivers letzten Einsatz, der verheerende Folgen für ihn mit sich zieht. Danach findet er sich im Slough House wieder – eine Unterkunft für die sogenannten Slow Horses – den ausgemusterten MI5 Agenten. Beim Lesen gab es für mich einen unglaublich großen Wandel: Zuerst hat sich alles furchtbar spannend und interessant angehört, doch dann findet man sich neben River und den doch eher anspruchsloseren Aufgaben wieder und erfährt schnell, wieso es sich hierbei durchaus um eine gehörige Degradierung handelt.
Auch die anderen Charaktere haben eine entsprechende Vergangenheit, von der man zunächst aber nicht so viel erfährt. Es baut sich alles unglaublich ausführlich auf und nimmt immer mehr Facetten an. Selten habe ich ein so detailliertes Bild von so vielen Charakteren in einem Buch solchen Genres gehabt. Meist liegt der Fokus mehr auf der Spannung, hier eben im Detail. Teilweise ging es hier dennoch sehr rasant einher, größtenteils hat der Autor sich aber in den Kleinigkeiten verloren, die zwar für ein tolles Gesamtbild gesorgt haben, aber der Spannung doch auch ein wenig den Wind aus den Segeln. Dafür schafft die besondere Ausarbeitung der Charaktere aber eine ganz eigene Stimmung und verleiht der Geschichte viel Authentizität.
Eine interessante Mischung
Wie schon erwähnt, hat Mick Herron einen doch eher ungewöhnlichen Stil für sein Buch gewählt, der aber definitiv auf Liebhaber stoßen wird! Denn neben einem guten Auge für’s Detail beweist der Autor auch jede Menge britischen Humor, der mich bereits auf den ersten Seiten des Öfteren zum Schmunzeln gebracht hat. Außerdem gibt es hier immer mal wieder ein paar Anspielungen und Witze, die die Stimmung auflockern.
Insgesamt handelt es sich hier einfach nicht um ein rasantes Abenteuer, das nur Wert auf Spannung legt, sondern eher um eine nachhaltige Unterhaltung. Schnell mal ein paar Seiten zu lesen ist mir hier schwergefallen, da musste doch schon ein bisschen Zeit und auch Konzentration her, um die Charaktere nicht durcheinander zu bringen und auch bei den Ermittlungen am Ball zu bleiben.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch Fans von Henning Mankell hier auf ihre Kosten kommen und sicherlich ist dieses Buch einen Blick wert.
Auch, wenn mich Mick Herron mit Slow Horsers überraschen konnte, war es doch etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Geschichte ist wesentlich nachhaltiger aufgebaut und hat den Fokus mehr auf die Charaktergestaltung, als auf den Spannungsfaktor gelegt. Dies ist bei einem Auftakt aber auch wesentlich sinniger, denn die Slow Horses ermitteln weiter! Wer auf der Suche nach einem wirklich gut ausgearbeiteten Spionage Roman ist, wird hier bestimmt auf seine Kosten kommen.
LESEPROBE? KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Sarah Ricchizzi | Trallafittibooks
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