Rezension | Snow, Glass, Apples

Rezension | Snow, Glass, Apples

Titel: Snow, Glass, Apples | Autor*in: Neil Gaiman | Übersetzer*in: Gerlinde Althoff | Illustrator*in: Colleen Doran | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 28.04.2021 | Seitenzahl: 64

Es war einmal eine Königin, die regierte weise und gerecht. Doch das Volk betrachtete sie mit Misstrauen, denn es hieß, sie habe einst ihre Stieftochter in den Wald geschickt, wo sie den Tod durch die Hand eines Jägers fand. Dabei war das nicht das Ende des jungen Mädchens mit den kohleschwarzen Haaren, den blutroten Lippen und der Haut so weiß wie Schnee. Es war der Anfang von etwas Grauenhaftem…

In »Snow, Glass, Apples« verbindet sich Neil Gaimans unnachahmliches Erzähltalent mit dem einzigartigen Zeichenstil von Colleen Doran – die nicht umsonst von Stan Lee persönlich mit der Illustration seiner Memoiren betraut wurde – zu einer Neuinterpretation von »Schneewittchen«, bei der einem das Blut in den Adern gefriert.

Ausgezeichnet mit dem Eisner Award 2020 als beste Adaption und dem Bram Stoker Award 2019 als herausragende Graphic Novel!

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Als großer Märchenfan, was soll ich da noch sagen? Allein was man bisher vom Comic gesehen hat, hat absolut für sich gesprochen und ich war unglaublich neugierig!

Aus Sicht der vermeintlich bösen Königin

Neil Gaiman ist in der Literatur ein großer Name und dennoch muss ich gestehen, dass ich bisher nur Coraline von ihm gelesen habe – doch diese Story hatte mich schon sehr eingenommen und sprachlos zurückgelassen. Das lässt den Stil des Autoren schon ziemlich klar erkennen und ist mir auch hier gleich wieder aufgefallen.
Ich bin ein unglaublich großer Märchen Fan, gerade von Neuinterpretationen, gerne auch düster, da kam diese Graphic Novel Version doch wie gerufen, oder nicht?
Und so finden wir uns hier in der Geschichte von Schneewittchen wieder, von der wir sicherlich alle dachten, dass wir sie ganz genau kannten. Doch was, wenn nicht? Was wenn es gar nicht die böse Königin gab, sondern die junge Prinzessin das Böse selbst war?

Die Interpretation des Autors ruft wahrlich ein komplett anderes Bild hervor und übersteigt die Grausamkeit der eigentlichen Geschichte nochmal um einiges. So sehr, dass auch ich eine Gänsehaut bekommen und mich gegruselt habe. Und genauso trifft die Geschichte auch die Leserschaft und schlägt ordentlich ein. Hin und her gerissen, dass grauenvolle Geschehen weiter zu verfolgen, um das Ende zu erfahren oder das Buch doch lieber zu zuklappen, weil man auch ein wenig Angst vor den Antworten hat.
Denn in Wahrheit, war wohl die Königin die Heldin und die Prinzessin das Böse, vor dem die Menschheit beschützt werden musste.

Zeichnungen @Colleen Doran | Splitter Verlag

Einzigartiges Artwork & Kritik

Für mich das erste illustrierte Werk von Colleen Doran, aber hoffentlich nicht das letzte!
Die Künstlerin ist eine Wucht und hat scheinbar gerade in dieser Story ihr Element gefunden. Jede Seite ist mit so vielen Details und Atmosphäre ausgestattet, dass kaum Text nötig gewesen wäre, weil schon allein die Bilder so aussagekräftig sind. Und vielleicht auch ziemlich gruselig. Die typische Panel-Aufteilung findet man hier nicht, dafür braucht die Künstlerin einfach mehr Raum um sich zu entfalten und für eine entsprechende Wirkung zu sorgen, was ihr mehr als nur gelingt. (Die Aufteilung ist dennoch so, dass man nicht in der Geschichte verrutscht.)

Und so sehr ich auch gerne nur loben würde, gibt es hier doch auch eine Menge Kritik, die ich leider loswerden muss. Diese bezieht sich aber keinesfalls auf die Zeichnerin, sondern an Neil Gaiman selbst.
Ich weiß, dass es manchen zu kleinkariert erscheint und viele auch trennen können zwischen alten und aktuellen Geschichten. Doch bei Snow, Glass, Apples handelt es sich um eine aktuelle Geschichte und dann finde ich auch, dass man sich der Entwicklung der Sprache anpassen kann. Dass das Frauenbild schon gleich zu Beginn fragwürdig ist, hat mir auch nicht gefallen, aber lassen wir es noch für den Ursprung der Geschichte in der damaligen Zeit durchgehen. Doch spätestens Beschreibungen wie „Manche waren missgebildet – Zwerge, Pygmäen, Bucklige; andere hatten riesige Zähne und den leeren Blick von Schwachköpfen…“ gehen für mich nicht. Umso schlimmer, dass es auch inhaltlich einfach hätte weggelassen, bzw. ganz anders beschrieben hätte werden können – es hatte null, NULL Relevanz für die Story. Super schade, weil es dem Ganzen für mich einen bitteren Nachgeschmack beschert hat.
(Dadurch gibt es dieses Mal auch keine Bewertungskategorie)

Zeichnungen @Colleen Doran | Splitter Verlag

Ich habe mich so sehr auf diesen Comic gefreut und allein vom Artwork her ist Snow, Glass, Apples auch wirklich einzigartig! Ebenso die Story von Neil Gaiman, die eine neue Seite der vermeintlich bösen Königin in einem der bekanntesten Märchen aufzeigt und für düstere Lesemomente sorgt. Lediglich die Sprache hat mich an der ein oder anderen Stelle unzufrieden zurückgelassen und meinen Gesamteindruck getrübt.

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