Rezension | Später von Stephen King
Titel: Später | Originaltitel: Later | Autor: Stephen King | Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 15.03.2021 | Seitenzahl: 304
Jamie Conklin wächst in Manhattan auf und wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, aber er steht seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen und sogar mit ihnen reden. Und sie müssen alle seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner großen Bestsellersaga bleibt leider unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe … Die beiden treten eine Reihe von unabsehbaren Ereignissen los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich komme einfach an keinem neuen Stephen King Buch vorbei. Zwar schaffe ich nicht immer, sie gleich zu lesen, doch einziehen müssen sie immer. Dass ich hier doch schnell zum Buch gegriffen habe, bereue ich keinen Moment!
Ein Format, das überrascht
Stephen King ist auf jeden Fall für seine Schinken bekannt, umso überraschter kam nun das doch eher kleine und handliche Format seines neuen Buches Später. Angefixt durch den Klappentext hatte ich hier fast schon damit gerechnet, dass es eher eine „kleine“ Zusatzstory zu seinen bisherigen Werken wird. Denn Kinder, die ihre Fühler weit über das hinausstrecken können, was die meisten Menschen sehen und erleben ist bei Stephen King nichts Neues.
Und dennoch startet die Geschichte ganz unverfänglich und so habe ich einfach versucht, mich darauf einzulassen…
…und genau das fällt auch überraschend leicht. So sehr ich auch die älteren Werke vom King of Horror liebe, so habe ich gerade auch durch seine Bill Hodges Reihe großen Gefallen daran gefunden, wenn er ein wenig mehr Sympathie in seine Charaktere einfließen lässt. Mit dem gleichen Charme und einer ähnlichen Atmosphäre lernt man nun den kleinen Jamie Conklin kennen, der seine Geschichte hier mehr oder weniger auch selbst erzählt. Das Ganze ist literarisch aber wirklich gut aufgebaut und sorgt für einen besonderen Touch.
Zumindest ich habe mich gleich in der Geschichte verloren und konnte mich kaum noch davon trennen – wie schafft dieser Mensch das nur immer wieder?
Dass Jamie Tote Menschen sieht, bzw viel eher die Geister, derer, die gerade verstorben sind, ist bereits dem kleinen Kind mit einer abgebrühten Art schnell klar. Leider aber auch ebenso, dass das kein gutes Gesprächsthema ist.
Doch wie macht man das am besten? Gerade, wenn es gar nicht immer so leicht ist den Unterschied zwischen den Geistern und den Lebenden zu erkennen?
Kein Horror, aber deep!
Jetzt bin ich gewiss nicht die Einzige, die jede Seite ein kleines Blutbad erwartet und auch der junge Protagonist weist immer wieder darauf hin, dass es sich hierbei eben um eine Horrorgeschichte handelt. Doch trotz all der Brutalität und Gräueltaten, die hier immer wieder ihre kleinen Auftritte finden, wirkt das Buch im Gesamtpaket gar nicht so krass. Zumindest ist es keine Geschichte, bei ich mir im Dunklen zweimal überlege, ob ich das Bett wirklich nochmal verlassen muss. Es ist viel eher eine Geschichte, die mächtig im Kopf arbeitet und viele Details streut, die einen beim Lesen, aber auch noch danach beschäftigen.
Ich muss zugeben, so sehr ich auch mal eine etwas kürzere Geschichte des Autors genossen habe, hätte diese vielleicht sogar noch ein bisschen mehr ausgeschmückt werden können. Wirklich einen Abbruch hat es ihr aber nicht getan, vielleicht musste sie auch genau so sein und ich wollte nur nicht, dass sie so früh endet.
„Später“ ist ein Wort, das in dieser Geschichte häufig fällt und auch genau deswegen der Titel. Die Bedeutung erkennt man immer mehr, doch gerade zum Ende hin vervollständigt sich hier immer mehr.
An manchen kleinen Ecken habe auch ich ein paar Kritikpunkte, doch wirklich nennenswert sind sie nicht.
Denn im Gesamtpaket hat mich das Buch einfach begeistern können. Es ist ein wenig anders und dann doch wieder sehr typisch für den Autoren, so oder so ist es aber auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung, egal ob für eingefleischte King-Fans oder jene, die es vielleicht noch werden wollen.
Obwohl ich ein großer Fan von Stephen King bin, konnte mich der Autor mit Später doch auch wieder überraschen. Eine Geschichte, die teils ruhiger wirkt, als man es von ihm erwartet, einen dafür aber zeitgleich umso mehr in seinen Bann zieht und von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten kann!
Eine Geistergeschichte, die außergewöhnlichen Details und Tiefe der Charaktere begeistern kann.
KAUFEN!
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