Rezension | Strange Weather von Joe Hill

Rezension | Strange Weather von Joe Hill

Titel: Strange Weather – Vier Novellen | Originaltitel: Strange Weather – Four Short Novels | Autor: Joe Hill | Übersetzer: Susanne Picard | Verlag: Festa | Erscheinungsdatum: 24.11.2020 | Seitenzahl: 652 | Enthaltene Kurzgeschichten: Schnappschuss; Geladen; Hoch oben; Regen

Vier literarische Juwelen, die unseren ständigen Krieg zwischen Gut und Böse ins Extreme treiben.

SCHNAPPSCHUSS ist die verstörende Geschichte eines Jungen, der von einem brutalen Schläger bedroht wird. Dieser besitzt eine Sofortbildkamera, die Erinnerungen löscht, Schnappschuss für Schnappschuss …

HOCH OBEN: Ein junger Mann fliegt für seinen ersten Fallschirmsprung hoch in den Himmel … und landet auf einer festen Wolke, die von einem eigenen Verstand belebt zu sein scheint und Gedanken lesen kann.

REGEN: An einem scheinbar gewöhnlichen Tag in Colorado öffnen sich die Wolken und es regnet Kristallsplitter, die jede Person zerfetzen, die ohne Deckung ist. Dieses Phänomen droht sich wie eine Apokalypse auf der ganzen Welt auszubreiten.

In GELADEN stoppt der Sicherheitsbeamte eines Einkaufszentrums mutig eine Amokläuferin und wird zum Helden der modernen Waffenrechtsbewegung. Doch als eine Reporterin die wahren Hintergründe der Geschichte aufdeckt, dreht der Beamte durch …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ich bin zwar schon lange ein Fan des Autors, doch aktuell scheine ich direkt dem Joe Hill Fieber verfallen zu sein und habe so auch dieser Neuerscheinung sehnsüchtig entgegen gefiebert!

Einfach wow

Wer mir schon eine Weile folgt, hat vielleicht bereits mitbekommen, dass mich Kurgeschichten nicht unbedingt magisch anziehen und ich eher abgeneigt bin. Ich weiß, dass es einigen so geht, da man doch oft die Befürchtung hat, dass einem die Story einfach nicht ausreicht, um wirklich richtig reinzukommen. Mit Strange Weather beweist Joe Hill aber ganz klar, dass das auf keinen Fall Hand in Hand geht – denn wer Kurzgeschichten kann, der kann sie eben. (Wobei man hier auch anmerken muss, dass die Storys nicht immer wirklich kurz sind, die Bezeichnung ist eben dehnbar.)

Vor allem die erste Geschichte Schnappschuss hat mich absolut abgehoben, einfach wow. Der Rest hat mir zwar auch gefallen, aber hier haben sich mir wirklich die Nackenhaare aufgestellt und ich konnte mich von dieser atmosphärischen Geschichte gar nicht mehr trennen. Wer auf gruselige Gänsehautmomente aus ist, dem wird es hier sicherlich genauso gehen wie mir.

Die teils herbe Sprache des Autors findet sich in eigentlich allen Geschichten wieder, wobei ich aber ganz klar anmerken möchte, dass sie gerade für das Horror Genre sehr mäßig ist. Denn gerade hier fällt mir oft auf, dass es so manche „Entgleisungen“ gibt, mit denen ich persönlich einfach nicht auskomme. Das ist bei Joe Hill eben nicht der Fall, nur ist es eben auch nichts für all zu sanfte Gemüter.

Geladen kann durch ganz andere Aspekte überzeugen – hier ist es weniger der klassische Horror-Anteil, sondern ein sehr gesellschaftskritischer und leider immer noch sehr aktueller Fokus. „Racial Profiling“ und die vor allem daraus resultierenden furchtbaren Handlungen nimmt der Autor hier unter die Lupe und stellt ein Szenario her, das doch erschreckend realistisch wirkt und für einen gehörigen Nachklang sorgt.

Ganz große Leseempfehlung

So könnt ihr euch sicherlich schon denken, worauf mein Beitrag hinausläuft, genau. Auf eine klare Leseempfehlung.
Ich bin wirklich absolut begeistert von diesem Buch und hatte direkt nachdem ich es beendet habe schon das Gefühl, dass ich dieses Buch, oder zumindest ein Teil der Kurzgeschichten, definitiv irgendwann noch einmal lesen werde und das kommt bei mir äußerst selten vor.

Hoch oben war für mich persönlich ein kleiner Ausreißer, keinesfalls schlecht, nur eben die Geschichte, die mich persönlich am wenigsten angesprochen hat. Ich kann aber auch noch ganz so viel mit einem eher abstrakteren Stil anfangen, der für mich hier eine große Rolle gespielt hat.
Genau das ist aber das perfekte Beispiel für „Geschmäcker sind unterschiedlich“ ich habe euch nämlich die Rezension von Phantastik News unten ebenfalls verlinkt und da wird gerade diese Story gefeiert – freut mich!

Mit Regen hat Joe Hill dann noch einmal das Ruder gedreht und auch wenn der schaurige Teil hier wieder zunimmt, vermischt sich hier der Fokus. Zwar werden Teile der Welt von einem unerklärlichen und vor allem tödlichen Regen heimgesucht, doch dieser stellt nicht die einzige Gefahr da. Auch hier gibt es viele Anspielungen auf Themen, die auch unsere Gesellschaft sehr beschäftigen und wo noch einiges schief läuft – ich fand die Umsetzung einfach toll.

Was soll ich noch groß sagen? Meine Erwartungen an Strange Weather von Joe Hill waren enorm und dennoch wurden diese weit übertroffen. Mit vier Kurzgeschichten, in denen der Autor beweist, wie vielschichtig er und auch das Genre ist, wird einem beste Unterhaltung geboten – von schaurigen Gänsehautmomenten und viel Stoff zum Nachdenken habe ich hier ein kleines Highlight für mich gefunden, das ich jedem nur ans Herz legen kann.

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News

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