Rezension | The Black Coats von Colleen Oakes

Rezension | The Black Coats von Colleen Oakes

Titel: The Black Coats – …denn wir vergeben keine Schuld | Originaltitel: The Black Coats | Autor: Colleen Oakes | Übersetzer: Friederike Levin | Verlag: Beltz | Erscheinungsdatum: 21.08.2019 | Seitenzahl: 397 | Altersempfehlung: ab 14

Die Frauen des mysteriösen Geheimbundes »Black Coats« haben sich geschworen, gewalttätigen Männern eine Lektion zu erteilen. Als Thea eine Einladung erhält, sieht sie endlich ihre Chance gekommen, sich am Mörder ihrer Cousine zu rächen. Doch die Vergeltungsaktionen eskalieren und Thea zweifelt am Sinn ihrer Mission: Sorgt Rache wirklich für Gerechtigkeit? Als die »Black Coats« ihren Freund Drew entführen, muss Thea handeln. Kann sie noch aussteigen – oder ist es längst zu spät? Ein atemberaubender Mädchenthriller um Schuld, Rache und Gerechtigkeit.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Als ich den Titel in der Vorschau entdeckt habe, kam bei mir eine skurrile Mischung aus faszinierender Vorfreude und einer ziemlich großen Skepsis auf – ein schwieriges Thema, auf dessen Umsetzung ich sehr gespannt war!

Girlspower & Charaktergestaltung

Wir wollen es und immer öfter bekommen wir es auch – Geschichten in denen nicht nur starke Frauen drin vorkommen, sondern auch Geschichten, die sich mit Feminismus, Emanzipation und Gleichberechtigung auseinandersetzen. Es sind alles unglaublich wichtige Themen, die auch gerade für junge Leser interessant sind. Ich muss gestehen, dass mir bei vielen Versuchen die Umsetzung nicht immer zusagt, dennoch bin ich ein großer Fan dieser Welle und versuche dort gerne jedes Mal aufs Neue mein Glück. Colleen Oakes hat auf jeden Fall einen interessanten Stil, aber man muss ihn auch mögen. Teilweise haben die Charaktere ein bisschen distanziert und die Story ein wenig steril auf mich gewirkt, nur um im nächsten Moment um so intensiver auf mich zu zukommen.

So war ich auch immer bei Thea ein wenig hin und her gerissen, weil es mir eine Zeit lang schwergefallen ist, überhaupt den richtigen Draht zu ihr zu finden. Doch auch die anderen Black Coats Mitglieder hatten es in sich – vielleicht war aber auch genau das gewollt von der Autorin, denn schließlich handelt es sich hierbei durchweg um (junge) Frauen, die schwere Schicksalsschläge und Erfahrungen hinter sich haben und die dementsprechend versuchen, sich davor zu schützen.

Selbstjustiz

Dieses Thema sorgt auch gerade aktuell immer wieder für jede Menge Gesprächsbedarf. Jeder war sicherlich schon mal in der Situation, in der ihm der erste Impuls geraten hat, einfach selbst zu handeln. Um mich ein bisschen weiter aus dem Fenster zu lehnen – spätestens bei pädophilen Straftätern ist sich eine große Bevölkerungsgruppe sicher, hier sollte man die Todesstrafe aussprechen. Das ganze Prinzip wirkt vielleicht gerade ein wenig überspitzt, doch jeder Stein kommt irgendwo ins Rollen und die Dinge nehmen ihren Anfang. Genauso ist es auch bei den Black Coats – es geht um Rache und Gerechtigkeit – doch bis wohin geht ein Denkzettel und ab wann hört es auf?

Ich muss gestehen, dass ich anfänglich Angst hatte, dass das Buch in eine Richtung geht, die ich selbst nicht vertrete – Colleen Oakes hat hier aber anhand eines Beispiels, das vom Konstrukt ein bisschen an Die Welle von Morton Rhue erinnert, aufgezeigt, wie schnell Handlungen in eine Richtung abdriften können, wie schnell man selbst die Kontrolle verlieren kann. Natürlich sind das alles äußerst empfindliche Themen und was die Charaktere hier durchgemacht haben, ist nichts, was man irgendeinem Menschen wünschen würde. Höchstwahrscheinlich fällt mir das alles auch wesentlich einfacher zu beurteilen, weil ich selbst noch nicht solche Erfahrungen gemacht habe.

The Black Coats war vollkommen anders, als ich es erwartet habe. In meinen Augen kein verdrehtes Werk, aber auch kein atemberaubender Thriller – es ist eine Geschichte, die sich zwischenzeitlich ein wenig langatmig entfaltet, dafür aber zum Schluss umso mehr an Fahrt aufnimmt. Der Grundgedanke dahinter, bzw. die Lehre die man daraus ziehen soll, hat mir wirklich gut gefallen.

Colleen Oakes hat mit The Black Coats sicherlich nicht nur bei mir große Erwartungen hervorgerufen. Doch wahrscheinlich wird dieses Buch bei den wenigsten den Erwartungen gerecht werden können, weil sich dahinter ein anderes Konstrukt verbirgt, als erwartet. Den Ansatz und die Idee dahinter finde ich aber unglaublich interessant, weshalb ich allein deswegen jedem empfehlen würde, sich mal an der Geschichte zu versuchen.

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