Rezension | The Chill von Scott Carson

Rezension | The Chill von Scott Carson

Titel: The Chill – Sie wartena uf dich | Originaltitel: The Chill| Autor*in: Scott Carson | Übersetzer*in: Marcel Häussler | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 14.06.2021 | Seitenzahl: 496

Mitten in den Wäldern des Bundesstaates New York liegt ein überflutetes Dorf unter den tiefen, stillen Wassern des Stausees, der die Metropole New York mit Trinkwasser versorgt. Seine Bewohner wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus ihrer Heimat vertrieben, die sie seit der Ankunft der ersten Siedler bewohnt haben. Doch sie zogen nicht weit weg, und manche von ihnen haben ihre Häuser nie verlassen. Jetzt, ein Jahrhundert später, kommt die Wahrheit über das, was damals wirklich passiert ist, langsam an die Oberfläche – und mit ihr ein uraltes, schreckliches Geheimnis …

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ich bin ganz ehrlich, allein das Cover hat mich schon gecatcht – dann noch der Klappentext und es war um mich geschehen!

Das Wasser-System von New York

Das Setting, das Scott Carson hier aufgebaut hat, dreht sich viel um die Wasserversorgung, unterirdische Tunnelsysteme und Staudämme. Wer dem so gar nichts abgewinnen kann, wird wahrscheinlich recht zeitig an seine Grenzen kommen – aber ich persönlich finde das Thema wahnsinnig interessant und kann wirklich jedem nur empfehlen, dem Ganzen mal eine Chance zu geben. So ist schon ein Teil einer guten Horror-Idee gegeben, denn was uns am Leben hält, ist meistens auch gleichzeitig eine der größten Gefahren.

Außerdem hat sich der Charakter sehr auf seine Charaktere fokussiert – zumindest jene, die im Mittelpunkt stehen. Der Sheriff und sein Sohn Steve spielen hier zum Beispiel eine große Rolle und erhalten auch dadurch wesentlich mehr Züge und Einblicke, ebenso die junge Gillian, wobei sich hier wesentlich mehr mit ihrem „aktuellen Zustand“ beschäftigt wird. So wird schnell klar, dass Scott Carson wirklich coole Ideen und auch Einfühlungsvermögen zeigt – was in diesem Genre nicht immer Hand in Hand geht, doch trotz der eigentlich ausreichenden Seitenzahl verliert er sich oft in Umschreibungen und vergisst dabei so manche Details für seine Leser:innen.

So gibt es auch noch ganz andere Mitspieler, wie einen mysteriösen Fotografen und mehr, die doch sehr blass bleiben und bei denen man nicht so ganz dahinter steigt, was es denn nun wirklich mit ihnen auf sich hat. Gerade für den Mysteryanteil der Story ist das ziemlich schade, weil das viel von der Wirkung einbüßen lässt.

Alles, nur kein Horror-Roman

Jetzt muss ich natürlich gestehen, dass auch meine Erwartungen nicht gerade gering waren und direkt nach dem Einstieg dachte ich auch noch, dass mich hier genau das erwartet, was ich mir erhofft hatte. Doch wie bereits erwähnt, neigt der Autor hier sehr dazu, sich selbst ein wenig zu verlieren und somit auch den Spannungsbogen. Das Buch ist dadurch keinesfalls uninteressant, deckt sich für mich aber überhaupt nicht mit den Erwartungen eines „großartigen Horror-Romans“, wie angepriesen.
Gerade der Horror-Anteil kommt hier mehr als nur kurz, ab und zu kommt zwar Atmosphäre auf, doch auch diese wird weniger bis gar nicht vertieft. Auch der Gewaltanteil ist sehr gering, was zwar nicht schlecht sein muss, doch hier vielleicht die Spannung ein wenig vorangetrieben hätte.

Ein wenig vom Stil hat mich The Chill an einen Roman von Ken Follett erinnert, nicht wegen des Inhalts, sondern von der Art an sich. Auch im Nachhinein finde ich überhaupt nicht, dass es ein schlechtes Buch ist, nur leider falsch vermarktet. Scott Carson verpasst es den Fokus auf die entscheidenden Elemente zu legen und diese zu vertiefen, ebenso bleiben viel zu viele Fragen offen und sorgen für mangelnde Authentizität, was wirklich schade ist, denn das Potenzial war auf jeden Fall vorhanden!
Doch selbst das Ende konnte es für mich nicht mehr reißen, da hat mir auf dem Weg dorthin einfach zu viel gefehlt.
Wer mal einen ganz kleinen Trip in das Horror Genre ausprobieren möchte, der kann sich gerne hier mal ranwagen, doch ich kann mir auch gut vorstellen, dass selbst „zaghafte“ Leser:innen hier mehr erwartet hätten.

Meine Erwartungen an The Chill von Scott Carson waren definitiv zu hoch, denn auch, wenn das Buch keinesfalls schlecht ist, ist es meilenweit von einem „grandiosen Horror-Roman“ entfernt, allein weil für mich persönlich hier die entscheidenden Elemente des Genres gefehlt haben. Wer auf eine eher seichtere Story steht und gerne immer schon mal mehr über die Geheimnisse der Wasserversorgung und Staudämme erfahren wollte, der wird aber sicherlich hier seinen Spaß an der Geschichte haben können.

KAUFEN!

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2 comments found

  1. Hallo Jill,
    es ist bei manchen Romanen die Frage, wann der Horror-Roman aufhört und der Grusel-Roman anfängt 😉 Ich fand ihn dennoch gut geschrieben, auch wenn die Geschichte etwas seichter ist und sich diverser Klischees bedient – und danke für’s Verlinken 🙂

    Viele Grüße
    Frank

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