Rezension: The Sun Is Also a Star / Nicola Yoon
Ich will, dass dieser eine Augenblick für immer anhält, aber ich will all die anderen Augenblicke nicht verpassen, die noch vor uns liegen.
Ich will unsere ganze gemeinsame Zukunft, aber ich will sie hier und jetzt.
Verlag: Dressler
Erscheinungsdatum: 20.03.2017
Seitenzahl: 400
Altersempfehlung: ab 12
Tatsache ist: Ich glaube nicht an Magie.
Tatsache ist: Wir sind magisch.
Als Daniel und Natasha sich zufällig in New York kennenlernen, verknallt Daniel sich sofort in das jamaikanische Mädchen. Doch Natasha glaubt nicht an so etwas Albernes wie Liebe auf den ersten Blick. Daniel setzt alles daran, sich davon zu überzeugen, dass das, was sie spüren, wirklich Liebe ist.
Ihm bleibt dafür nur ein einziger Tag – denn Natasha soll noch am selben Abend abgeschoben werden. So viele Dinge mussten geschehen, so viele Zufälle passieren, damit ausgerechnet diese beiden zu genau dieser Zeit an genau diesem Ort aufeinandertreffen.
Kann es da wirklich sein, dass das Schicksal ihnen nur einen einzigen Tag schenkt?
Dieses Buch habe ich für eine Leserunde bei Lovelybooks von der Netzwerk Agentur Bookmark bekommen.
Vielen lieben Dank dafür, ich habe mich so sehr über das Rezensionsexemplar gefreut und war schon sehr gespannt auf die Geschichte!
Auch wenn ich schon so viel Lob rund um diese Geschichte gehört und gelesen habe, habe ich so etwas doch nicht erwartet – es ist auch mein erstes Buch der Autorin.
Auch wenn mir der Schreibstil an sich schon gut gefallen hat, ist es vor allem ihre Perspektive, die einem den Atem verschlägt. Jeder kennt es, man ist in einer Situation, wirft einen Blick auf einen anderen Menschen und macht sich ein Bild, meist ohne dieses groß zu hinterfragen.
Natürlich ist es normal, doch es gibt einfach noch so viel mehr.
Für sie bin ich einfach nur ein weiteres anonymes Gesicht, eine weitere Bittstellerin, ein weiterer Jemand, der irgendwas von Amerika will.
In dieser Geschichte hat Nicola Yoon es allerdings geschafft, einem Einblicke in unzählige Leben und Situationen zu ermöglichen. Man sieht Sachen, die einem sonst nicht auffallen, ja, vielleicht sogar gar nicht weiter interessiert hätten.
Es sind nicht nur Natasha und Daniel, die so von Grund auf unterschiedliche Leben führen und scheinbar aber dazu bestimmt sind, sich zu begegnen. Es sind die ganzen Kleinigkeiten, die alles so besonders machen.
So konnte ich beim Lesen mehr über jeden einzelnen Charakter erfahren, und was ich besonders schön fand – ohne eine Beurteilung. Einfach sachlich wurden Hintergründe zu Begriffen, Situation und Charakteren eröffnet, die es mir möglich gemacht haben, zum einen über meinen Tellerrand zu sehen, zum anderen mir aber auch die Chance gaben, mir selbst eine Meinung dazu zu bilden.
Es gibt einen japanischen Ausdruck, den ich mag: koi no yokan.
Er bedeutet nicht »Liebe auf den ersten Blick«, sondern eher »Liebe auf den zweiten Blick«.
Du lernst jemanden kennen und hast das sichere Gefühl, dass du dich in ihn verlieben wirst.
Vielleicht liebst du ihn noch nicht vom ersten Moment an, aber es ist unausweichlich, dass du ihn lieben wirst.
Natürlich finden wir uns hier in einer absoluten Lovestory wieder. Aber gleichzeitig ist es auch hier wieder so unglaublich viel mehr.
Denn auch wenn es so scheint, dass das Schicksal die beiden zusammenbringen möchte, gibt es ihnen andererseits keine große Chance. Ihre Eltern und ihre Kulturen sind unterschiedlich, und doch verbindet sie genau das.
Weder Natasha noch Daniel haben das Gefühl im Leben angekommen zu sein oder auch nur annähernd den Weg eingeschlagen zu haben, den sie gerne gehen würden.
Wenn man größer wird und die Fehler der eigenen Eltern erkennt, ist es, als verliere man seinen Glauben. Ich glaube nicht mehr an Gott. Ich glaube auch nicht mehr an meinen Vater.
So konnte ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und habe das erste Mal seit langem wieder nachts weiterlesen müssen. Um drei Uhr morgens bin ich dann völlig erschöpft, verheult und ein wenig zerstört eingeschlafen.
Es werden hier so viele wichtige Thematiken angesprochen! Eine junge Liebe, und wie viel sie wohl wert sein kann. Ein zerrissenes Umfeld. Ein Neuanfang, den viele mit verachtenden Blicken beurteilen, ohne sich damit auseinanderzusetzen, was das für die Menschen bedeutet. Ein Lächeln im Alltag. Schwere Schicksalsschläge und schwierige Entscheidungen, die Konsequenzen mit sich ziehen. Erwachsen werden.
Das einzige, was ich ein bisschen schwer fand, waren manche Begrifflichkeiten. Für mein Empfinden wurden hier viele Fremdwörter benutzt, von denen ich behaupten würde, dass die wenigsten 12-jährigen sie verstehen könnten.
Auch wenn das sprachlich gesehen natürlich auch ein Genuss für ältere Leser ist, sollte man die Zielgruppe nicht aus den Augen verlieren….vielleicht empfinde das aber auch nur ich so.
Oder vielleicht ist es auch noch einfacher als das.
Die schlichte Suche nach einer Verbindung.
Sehen.
Und gesehen werden
Ein Buch, von dem ich schon wirklich viel erwartet hatte, das mich aber trotzdem überraschen konnte und sprachlos zurückgelassen hat. Eine Geschichte, die einem ans Herz geht und es vielleicht auch ein bisschen zerbricht.
Eine Sichtweise, die einem die Augen öffnet und zeigt, was die Welt zu bieten hat und wofür man kämpfen muss.
Nichtsdestotrotz hat mir irgendwas gefehlt. Die kurzen Eindrücke der Nebencharaktere konnten mich mehr gefangen nehmen, als die der Protagonisten und die Hauptthematik ist mir leider ein wenig zu kurz gekommen.
Kennt ihr das? Beim Lesen gefällt euch ein Buch richtig gut und nachdem ihr einmal drüber geschlafen habt, merkt ihr aber, dass es nicht zu euren Herzensbüchern gehören wird.
LESEPROBE? KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Tintenmeer Ink of Books Buchspinat
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