Rezension: Tote Mädchen lügen nicht / Jay Asher

Ich hoffe, ihr seid bereit, denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen.
Genauer gesagt, warum mein Leben ein Ende fand.
Und wenn ihr diese Kassetten hört, dann seid ihr einer der Gründe dafür.

Verlag: Cbt
Erscheinungsdatum: 13.03.2017
Seitenzahl: 288
Altersempfehlung: ab 13

Du kannst die Zukunft nicht stoppen.
Du kannst die Zeit nicht zurückspulen.
Doch wenn du die Wahrheit erfahren willst…
…drücke einfach auf Play.

Als Clay Jensen aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrekorder, drückt auf »Play« – und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die tot ist. Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht, und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. Dreizehn Gründe haben zu ihrem Tod geführt, dreizehn Personen hatten ihren Anteil daran. Clay ist einer davon …

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eins der Bücher, die schon länger mein Interesse geweckt haben, die es aber trotzdem nie bis in meine Hand geschafft haben.
Zum Start der Netflixserie wollte ich es aber nun endlich in Angriff nehmen und habe dankenswerter Weise die „Filmausgabe“ vom Verlag zugesandt bekommen!

Die Meinungen zu diesem Buch gehen stark auseinander, es ist einfach alles vertreten. Von „absolut fesselnde Geschichte“ über „Für ein Jugendbuch wirklich gut“ bis hin zu „Doch eher ziemlich flach“.
Meine Erwartungen waren aber nun ziemlich hoch, an das Buch, wie auch an die Serie (die scheinbar alle lieben).
Leider wurde ich ein wenig enttäuscht…

Die Idee an sich finde ich einfach klasse!
Der Originaltitel 13 Reasons Why beschreibt den Inhalt ganz gut: Die junge Hannah Baker hat ihrem Leben ein Ende gesetzt und um ihren Mitmenschen die Augen zu öffnen und ihnen ihr Handeln vor Augen zu führen hat sie eine Botschaft in Form von Kassetten hinterlassen. Dreizehn bespielte Seiten, eine Seite für je einen Menschen, der sie zu ihrer Entscheidung gebracht hat.
In meinen Augen ist das eine Thematik, mit der man unglaublich viele Emotionen aufbauen kann und auch dem Leser vielleicht ein besseren Weitblick und ein umsichtigeres Handeln zu ermöglichen.
Was das angeht, konnte ich persönlich da aber nicht viel von auffangen.

Zusätzlich fand ich es am Anfang und manchmal auch beim späteren Lesefluss sehr anstrengend die Perspektiven zu wechseln. In der Regel wird die Geschichte aus der Sicht von Clay Jensen erzählt, der Hannahs Aufnahmen hört. Diese werden jeweils in kursiver Schrift gekennzeichnet. Jetzt denkt man natürlich, dass das eindeutig sein sollte.
Für mich ist diese Art aber erkenntlich für Gedankengänge der Protagonisten, somit musste ich beim Lesen oft zurückrudern, um mir zu verinnerlichen, dass ich gerade die Perspektive gewechselt habe.

Das erste Mal auf »Play« zu drücken, war einfach gewesen. Ein Kinderspiel.
Ich hatte nicht geahnt, was ich hören würde.
Doch jetzt ist es eines der beängstigendsten Dinge, die ich je getan habe.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit Clay mitgefiebert habe, welche Rolle er in der ganzen Sache spielen wird – wer hätte das nicht? Über die Enthüllung war ich ein wenig enttäuscht.
Clay selbst habe ich allerdings auch nicht als so sympathisch wahrgenommen, wie er eventuell hätte empfunden werden sollen.
Der liebe nette Junge von nebenan, mit dem keiner Streit sucht, den alle akzeptieren.
Mh, in meinen Augen eher ein Mitläufer, der bloß jedem Konflikt aus dem Weg gehen will.
Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Ich habe auch schon einmal kurz in die Serie geswitcht, kann allerdings hier den Hype auch nicht nachvollziehen, das ist natürlich auch Geschmackssache, aber nun ja. Clay wirkt mir hier zwar auf den ersten Blick sympathischer und mit der Umsetzung scheinen sie sich wirklich Mühe gegeben zu haben.
Wie schon gesagt – meine Meinung – für mich war es aber einfach ein bisschen zu nervig.

Nachträglich eingefügt:
Mir ist total entgangen, dass ich mich noch gar nicht zu Hannah an sich geäußert habe!
Hannah habe ich in dieser Geschichte aber auch gar nicht wirklich als Charakter wahrgenommen, sondern eher als Erzähler.
Ich hätte es wirkungsvoller gefunden (auch wenn das natürlich die ganze Grundidee kaputt gemacht hätte), wenn ihre Beweggründe nach und nach aufgedeckt worden wären.
An dieser Stelle frage ich mich allerdings dasselbe wie Clay: wieso hat sie nichts gesagt?
Ich weiß, dass Menschen manchmal viel zu schnell in solch eine Situation kommen und keinen anderen Ausweg mehr sehen. Allerdings nehmen diese dann zumeist auch keine Kassetten mehr auf…

Die Idee fand ich somit wirklich gut, die Umsetzung allerdings eher schwach. Ich habe unglaublich viel Potenzial in der Geschichte gesehen, das einfach nicht ausgeschöpft wurde. Es ist mir einfach nicht nahe gegangen (was bei einer chronischen Heulsuse wie mir schon einiges zu sagen hat).
Ich habe auch einfach keine Konsequenzen für das Fehlverhalten der Charaktere wahrgenommen, ich weiß, dass hier einige mit blankem Hass auf macnhe Enthüllungen reagiert haben – aber das ist in meinen Augen nicht alles. Und da muss ich schon sagen, dass mir so etwas gerade bei Büchern im Jugendbereich und mit solch einer Thematik sehr wichtig ist.

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13 comments found

    1. Hihi…
      Ich muss schon gestehen, dass ich die Idee ganz interessant fand.
      Aber naja, bekanntlich alles Geschmackssache 😉
      Und viele mögen das Buch ja auch super gerne 😉

  1. Hi Jill,
    schade, dass es dich nicht überzeugen konnte. Ich fands auch eher flach und vorhersehbar, obwohl ich mich wegen des Klappentextes so drauf gefreut habe. Schaust du die Serie denn noch weiter oder ist dir die Lust vergangen?
    Liebe Grüße,
    Elli

    1. Hey Elli,

      Genauso ging es mir auch :/
      Ne, die Serie muss ich mir jetzt ehrlich gesagt nicht auch noch geben.. .habe drei Folgen gesehen und das reicht mir
      Interessiert sie dich denn?
      Liebe Grüße ❤ Jill

  2. Hi Jill,

    Ich hab das Buch auch zum Serienstart noch mal gelesen – und muss vielen deiner Kritikpunkte zustimmen. Irgendwie ist keiner der Charaktere so wirklich ein Sympathieträger. Und trotzdem hat das Buch für mich immer noch etwas an sich, das mich irgendwie tief berührt. Vielleicht liegt es an dem Zeitpunkt, zu dem ich es damals zum ersten Mal gelesen habe, vielleicht auch an etwas ganz anderem, ich weiß es nicht. Aber ich würde es trotzdem jederzeit weiterempfehlen.

    Liebe Grüße
    Maike

    1. Liebe Maike,

      So unterschiedlich kann es sein!
      Ich denke auch, dass das nicht nur was Geschmack zu tun hat. Bei manchen fliegt der Funke über oder es werden besondere Empfindungen/Emotionen damit verknüpft und bei anderen wieder nicht!
      Und das ist ja schließlich auch gut so und macht das Ganze viel interessanter 😉

      Liebe Grüße ❤ Jill

    1. Wie könnte ich das denn vergessen?
      Hannah hatte für mich ehrlich gesagt eher eine Erzählerfunktion.
      Ich finde auch hier den Hintergrund nicht gut, wäre es aufgedeckt worden, was sie zu diesem Schluss gebracht hat, ok.
      Aber im Bewusstsein ihrem Leben ein Ende zu setzen und dann diese Kasetten mit der Begründung zurückzulassen finde ich sehr schwierig…

      1. Ich hab das genau andersherum gesehen. Clay als Erzähler und Hannah als Protagonistin. Spannend, wie unterschiedlich man das sehen kann und ein interessanter Gedanke.
        Ich empfand Hannahs Argumente irgendwie schwer nachvollziehbar und eine richtige Bindung konnte ich nicht aufbauen. Ich fand auch ihr Verhalten anderen gegenüber teilweise sehr bedenklich. Die Idee mit den Tapes, die sie ihren „Peinigern“ schickt, erklären für mich weniger ihre Suizidgründe, sondern sind eher ein Racheakt. Aber auch das kann man sicherlich differenziert sehen.
        Ich habe mir insgesamt aber auch mehr von dem Buch erhofft.

        1. „…erklären für mich weniger ihre Suizidgründe, sondern sind eher ein Racheakt.“

          Genauso sehe ich das auch, sehr schön auf den Punkt gebracht.
          Aber würden wir alle alles gleich auffassen, wäre es ja auch langweilig. 😉

  3. Spannend 🙂

    Ich hab die Serie letztes Jahr gesehen… und zwar innerhalb von 24 Stunden. Und ich fand sie so eindrücklich, dass ich danach überlegt hatte unmittelbar wieder von vorne anzufangen. Danach hab ich mir die Romanvorlage geschnappt und wollte die auch noch lesen (normal mache ich das andersrum) … um dann nach 10 Seiten festzustellen, dass mir die Abweichungen zu groß sind. Das fing schon bei der Todesart an. Und dass man im Buch halt schlicht sofort erfährt wie sie sich umbringt…

    Über Suizidgründe / Racheakt etc. könnte man abhängig von den Beteiligten vermutlich Grundsatzdiskussionen führen. In meinen Augen ist es beides. 🙂

    Ich vermute, dass das Buch für mich nicht so gut funktioniert hätte wie die Serie.. und bin da jetzt auch sehr gespannt auf die 2. Staffel, die jetzt irgendwann in diesem Jahr kommen soll.

    1. Ohja, „Tote Mädchen lügen nicht“ sorgt ja echt für Diskussionen.
      Ich weiß, dass viele es lieben, ob Buch oder Serie. War aber leider wirklich gar nicht, überhaupt nicht meins.
      Wobei ich ja gestehen muss, dass ich der Serie auch keine allzu große Chance gegeben habe und nach den ersten Folgen abgebrochen habe.
      Aber Geschmäcker sind eben unterschiedlich, ich freue mich, dass es viele begeistern konnte, gehöre nur eben nicht mit dazu 😉

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