Rezension | Trapped in Love – Liebe in Zeiten der Pandemie

Rezension | Trapped in Love – Liebe in Zeiten der Pandemie

Titel: Trapped in Love – Liebe in Zeiten der Pandemie | Originaltitel: Trapped in Love | Autor*in: Cheong-Elle, Haina, Jeya, KocoaDream, SEO Gyesoo & Y. yoon-young | Übersetzer*in: Katharina Schmölders | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 05.12.2023 | Seitenzahl: 340

Verändert die Pandemie, wie wir lieben?

Ende 2020 glaubte man, von COVID-19 würde im Jahr 2021 keine große Gefahr mehr ausgehen. Für diese Anthologie, die sich um die Liebe in Zeiten der Pandemie dreht, haben sechs junge Autoren (SEO Gyesoo, KocoaDream, Cheong-Elle, Haina, Jeya, Y. yoon-young) fantastische Geschichten beigesteuert, die alle bis Anfang 2021 fertiggestellt wurden. Die Liebe ist das Hauptmotiv, doch stellen die Autorinnen und Autoren ebenso kritische Betrachtung unserer Gegenwart an.

Durch die Augen der jungen Generation – „Trapped in Love“ ist ein erfrischender Blick auf die Welt!

In SEO Gyesoos Geschichte „Sechsmal habe ich um dich getrauert“ leidet Seon-Yeong an einem „Zeitschluckauf“: Immer wieder muss sie bestimmte Zeitperioden durchleben. Doch ist diese Gabe ein Segen oder ein Fluch? Seon-Yeong will nur ihre Liebste zu retten, die sich mit COVID-19 infiziert hat …
KocoaDream erzählt in „Kann man im Bunker Erlösung finden“ von Ha-Na, deren Mutter das esoterische Internetforum „Weisheit des Körpers“ leitet, über das sie teure Arzneien verkauft. Selbst gegen Corona sollen sie helfen! Um der Welt zu beweisen, welche enormen Selbstheilungskräfte der „weise“ Körper hat, zieht sie sich mit den Mitgliedern ihres „inneren Kreises“ in einen Bunker tief im Wald zurück. Und Ha-Na muss natürlich mit …
In der Geschichte „Die Gefahren einer kontaktlosen Romanze“ von Cheong-Elle verliebt sich die Parfümeurin Yeong-Jin unsterblich in „Le Nez“, der wie sie ein Sensor ist – im Gegensatz zum Großteil der Menschheit haben sie beide nicht durch Corona ihren Geruchs- und Geschmackssinn verloren. Das einzige Problem: Yeong-Jin hat Le Nez noch nie persönlich getroffen …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Eigentlich stehe ich ja weder auf „reine“ Lovestories, noch auf Kurzgeschichten, doch dieses Buch hat mich einfach neugierig gemacht und so wollte ich einen Versuch starten.

Überraschend futuristisch

Ich muss mal wieder gestehen, dass ich nicht so die Klappentext-Leserin bin. Meist sprechen mich Cover, Autor*in oder 1-2 Stichpunkte an und dann lasse ich mich einfach von der Geschichte überraschen. Wer hier genauer liest, kann auch wesentlich schneller deuten, was die Geschichten zu bieten haben, bzw. in welche Richtung sie gehen. Rein vom Cover, das ich wirklich unglaublich hübsch finde, hatte ich doch eher ruhigere und süße Lovestorys erwartet. Das ganze Konzept war dann aber überraschend futuristisch, mit so einigen phantastischen Aspekten, was mich überrascht hat, aber keinesfalls negativ.

„Sechsmal habe ich um dich getrauert“ macht hier den Start – eine Geschichte über zwei Frauen, die wirklich viel mit mir gemacht hat. Ich habe mich gerade zu Beginn ja eher noch auf eine sehr realistische Darstellung eingeschossen und der Verlauf nimmt schnell eine unschöne Wendung, bei der mir die eine junge Frau einfach unfassbar leid tat. Doch als die Idee mit dem Zeitschluckauf dahinter bekannt wurde, war das schlagartig ein anderer Vibe, kein neues Muster, aber dennoch sehr schön.
„Kann man im Bunker Erlösung finden“ hat mich inhaltlich eigentlich am meisten angesprochen und ich fand die Story keinesfalls schlecht, hätte mir aber an vielen Stellen noch viel mehr Details gewünscht – aber das liegt wohl an meinem prinzipiellen „Problem“ mit Kurzgeschichten.
„Die Gefahren einer kontaktlosen Liebe“ nimmt den aktuellen Zeitgeist ziemlich mit, aber auch ein paar erschreckende Nebenwirkungen von Corona, von denen wir zu Beginn auch echt nicht wussten, was auf uns zukommen kann und teilweise ja immer noch nicht. Das Gesamtpaket hat mich zwar nicht ganz so umgehauen, aber die Idee dahinter fand ich wirklich gut.

In Zeiten der Pandemie & darüber hinaus

Gerade Kurzgeschichten von unterschiedlichen Autor*innen sprechen natürlich auch ganz andere Reize und Geschmäcker an, so ist es total normal, dass einem manche mehr liegen und andere weniger. Im Vergleich zum Cover wirken die Kurzgeschichten allerdings ziemlich düster, melancholisch und teilweise hoffnungslos, was glaube ich bei einigen nicht auf Begeisterung stößt. Mich hat es durchaus auch ein wenig überrascht, allerdings finde ich diese Herangehensweise überhaupt nicht verkehrt. Die Geschichten sind zum Beginn der Pandemie entstanden, gerade als die Erkenntnis kam, dass wir uns WIRKLICH in einer Pandemie befinden und sich das Leben schlagartig geändert hat. In Südkorea wahrscheinlich auch nochmal ganz anders als in Deutschland. Dazu lesen wir hier Geschichten von jungen Menschen, denen einfach eine so entscheidende Zeit der Entwicklung und Entdeckung weggebrochen ist, die man schwerlich bis gar nicht nachholen kann. All die Ängste und Befürchtungen wurden hier verarbeitet und bieten dadurch wohl eben auch eher einen futuristischen Einblick in die Angelegenheit.

„Elektromagnetische Wellen und Blumen“ greift den digitalen Fokus auf, in den uns die Pandemie versetzt hat. Was zwar einiges ermöglicht und durchaus auch seine Vorteile geboten hat, doch auch gut auf Sehnsüchte eingeht, die dadurch entstanden und teilweise auch einfach nicht erfüllt werden konnten.
„Das Zeitalter der endlosen Liebe“ beschäftig sich mit einer Maschine-Mensch-Beziehung, in einem Zukunftsszenario, in denen die Menschen nicht mehr unbedingt das Sagen haben. Ich stehe ja sehr auf dieses Gedankenspiel und habe mich über die überraschenden Emotionen hier sehr gefreut.
„In unseren Träumen werden wir uns begegnen“ hatte für mich teilweise einen sehr abstrakten Touch, weil ich mit dem Stil nicht so ganz warm geworden bin. Mit Sicherheit keine schlechte Herangehensweise, nur eben nicht ganz meinen Nerv getroffen.

Mit „Trapped in Love“ haben mich die sechs Autor*innen sehr mit ihren Kurzgeschichten überrascht, so bin ich vom Cover her doch eher von süßen und reellen Lovestorys ausgegangen. Tatsächlich werden hier aber viele Ängste und Sehnsüchte verarbeitet, wodurch das Buch wesentlich melancholischer und düsterer geworden ist, was ich aber keinesfalls schlecht fand.

KAUFEN!

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