Rezension | Violet von Scott Thomas
Titel: Violet – Sie warten schon auf dich… | Originaltitel: Violet | Autor*in: Scott Thomas | Übersetzer*in: Kristof Kurz & Stefanie Adam | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 14.06.2021 | Seitenzahl: 576
Dreißig Jahre nach dem Tod ihrer Mutter bricht für Kris Barlow erneut die Welt zusammen: Ihr Mann stirbt bei einem Autounfall. Geschockt beschließt Kris, sich zusammen mit ihrer kleinen Tochter Sadie in das alte Ferienhaus ihrer Familie am Lost Lake, nahe Pacington, zurückzuziehen. Doch der Ort hat sich verändert, die Einwohner sind misstrauisch, denn im Laufe der letzten Jahre verschwanden mehrere Mädchen spurlos. Zunächst schenkt Kris den Warnungen der Leute keine Beachtung, aber dann ereignen sich seltsame Dinge in ihrem Haus. Als auch Sadie beginnt, sich zunehmend merkwürdiger – und unheimlicher – zu verhalten, wird Kris klar, dass sie sich den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss, wenn sie das Leben ihrer Tochter retten will …
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Bereits vor zwei Jahren hatte ich schon ein Buch von Scott Thomas gelesen, indem mir die Geschichte zwar sehr gefallen hat, ich aber ein wenig den Horror vermisst habe. Nun auf ein Zweites!
Lang, länger, Längen…
Nach dem Tod ihres Mannes will Kris gemeinsam mit ihrer Tochter Sadie aus dem Alltag fliehen und ein wenig Ruhe finden. So verschlägt es sie in das Ferienhaus der Familie an den Fost Lake, wo sie aber seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr war. Die Geschichte beginnt zwar vielversprechend und in einem angemessenen Tempo, verliert sich dann aber in meinen Augen wieder schnell. Ähnlich erging es mir schon bei Kill Creek, die Geschichte von Scott Thomas, die ich vor zwei Jahren gelesen habe.
Angekommen im neuen Zuhause muss hier erstmal ordentlich aufgeräumt und ausgebessert werden, allein das hat sich in meinen Augen schon ziemlich gezogen. Ein gewisse Aufbau muss her, ohne Frage, doch die subtilen Einspieler hätten für meinen Geschmack auf jeden Fall mehr knallen können.
Pacington wird keinesfalls mehr den idyllischen Kindheitserinnerungen von Kris gerecht – im Gegenteil, alles scheint ziemlich eingegangen zu sein und zusätzlich scheint hier ein Serienmörder unterwegs zu sein, der es auf kleine Kinder, vor allem Mädchen abgesehen hat. (Orte, an denen ich mit meiner kleinen Tochter auf jeden Fall leben will, check.)
Auch Kris wird irgendwann klar, wieso ihre Eltern kein großes Interesse daran hatten, dass das Ferienhaus in Schuss gehalten wird. Denn nicht nur rund um Pacington und dem Fost Lake scheint es ungewöhnlich einherzugehen, ganz besonders in ihrem neuen Zuhause lauert etwas im Dunkeln.
Jahaaaaa…jetzt könnte man annehmen, dass es jetzt so richtig einschlägt und ja, Scott Thomas sorgt durchaus immer mal wieder für gewisse Momente. Doch einige werden gar nicht weiter vertieft, die anderen scheinen sich eher in Kris Kopf abzuspielen. Normalerweise bin ich ein großer Fan davon, wenn ich gemeinsam mit den Charakteren das Gefühl zwischen Realität und Fantasie verliere, doch hier hätte man einfach mehr draus machen können.
Für meinen Geschmack zu viele Längen und zu wenig Action.
Wer A sagt, muss auch…
Versteht mich nicht falsch, Violet ist definitiv kein schlechtes Buch, nur eben nicht das, was ich mir erhofft hatte und erst recht nicht das, was ich unter „der neue Stern am Himmel der Horrorliterautr“ verstehe.
Genau wie bei Kill Creek kann ich durchaus nachempfinden, dass hier einige Leser*innen auf ihre Kosten kommen und den eher ruhigen und unterschwelligen Stil bevorzugen, doch es ist nicht die Art von Horror, die mich anspricht.
Was mich einfach geärgert hat, war das Gefühl, dass Scott Thomas schon so einige Ideen hatte, die aber nicht immer weiterverfolgt hat. Es gibt so ein zwei Szenen, die zwar für einen Spannungsaufbau sorgen, dann aber in Vergessenheit geraten. Und auch hinter dem Spuk steckt eigentlich ziemlich viel. Die psychische Verfassung von Kris lässt immer mehr darauf schließen, dass sie persönlich wesentlich mehr involviert ist, als sie zu Beginn dachte.
Doch der Ursprung liegt nicht in ihr, sondern hat eine beträchtliche Historie des Ortes und der Autor…schöpft das Ergebnis gar nicht aus.
Mein ganzes Gemecker soll aber niemanden abschrecken, denn tatsächlich sind die meisten Leser*innen sehr begeistert und das möchte ich auch gar nicht ausschließen, Geschmäcker sind einfach unterschiedlich.
Scott Thomas schafft wieder einmal das Szenario von einem gruseligen Haus, dieses Mal mit einer anderen Dynamik, aber wieder nach bekannten Mustern. Der Schreibstil war mir leider zu langatmig, sodass bei mir keine Atmosphäre aufkam und auch der Spannungsbogen ziemlich durchhing. Es ist hier eher der angedeutete Horror, als der, den man wirklich sehen und greifen kann – und ich bin leider eher Fans von Letzterem.
Vielleicht hat es aber auch einfach einen Grund, weshalb das Cover mit „Roman“ verziert ist, denn ohne hohe Horror-Erwartungen hätte ich sicherlich mehr Lesespaß an der Geschichte gehabt.
Wie bereits beim letzten Werk des Autors konnte mich Scott Thomas leider auch mit Violet nicht wirklich überzeugen. Gerade im gruseligen Genre brauche ich gar keine neuen innovativen Ideen, dafür aber ordentlich Spannung und Atmosphäre, die sich hier bei mir leider durch die Längen nicht aufgebaut haben.
Wer eher auf ruhigere Geschichten mit einem gewissen Mystery-Faktor steht, sollte sich das Buch aber auf jeden Fall mal genauer ansehen.
KAUFEN!
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