Rezension | Vom Wacholderbaum

Rezension | Vom Wacholderbaum

Titel: Vom Wacholderbaum |  Autor*in: Nuria Tamarit | Übersetzer*in: Lea Hübner |  Illustrator*in: Nuria Tamarit |  Verlag: ReproduktErscheinungsdatum: 10.10.2022  |  Seitenzahl: 72 | Altersempfehlung: ab 12

Die Beeren des Wacholders finden medizinische und kulinarische Anwendung, doch vor allem sind sie bitter. Anjas innigster Wunsch ist ein Kind, so weiß wie Schnee und rot wie Blut. Sie bittet die Sterne und bald wird sie schwanger. Doch kurz nach der Geburt stattet der Tod Anja einen Besuch ab und nimmt sie mit. Der Witwer Jacob bemüht sich, für ihren gemeinsamen Sohn und sich selbst ein neues Leben aufzubauen. Doch die neue Frau an seiner Seite liebt nur ihre eigene Tochter. Der Teufel verführt sie zu einer düsteren Tat, die das Schicksal der Familie neu sortieren wird…

In leuchtenden Bildern erzählt Núria Tamarit das grausame und zugleich zauberhafte Märchen, das die Brüder Grimm vor über zweihundert Jahren dem Volksmund ablauschten, auf neue und kraftvolle Weise.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Dieser Comic kam als kleine Überraschung bei mir an und ich habe mich unfassbar gefreut – denn ich liebe nicht nur Märchen, die Zeichnungen hier haben mich auch direkt angesprochen.

Unglaublich tolle Zeichnungen

Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen einen Comic von Núria Tamarit in den Händen halten zu dürfen, umso größer war die Freude. Denn was das Cover schon als Versprechen andeutet wird im Inneren mehr als nur eingehalten und der farbenfrohe und weiche Zeichenstil lädt zu einem harmonischen Leseabenteuer ein. Nur dass dann schnell klar wird, dass die Geschichte eigentlich ziemlich düster ist, zu diesem Punkt aber später noch mehr.
Eine Altersempfehlung finde ich hierfür tatsächlich ziemlich schwer, doch ich glaube die Verlagsangabe ist ganz passend – eigentlich zu düster, um die Geschichte kleinen Kindern zu erzählen, aber definitiv nicht nur etwas für Erwachsene.

Jakob und vor allem seine Frau Anja wünschen sich nichts sehnlicher als ein Kind und scheinbar haben die Wünsche unterm Wacholderbaum ihre Früchte getragen und Anja bringt einen Jungen zur Welt. Mit der jungen Mutter hat der Tod allerdings schon seine Pläne, wodurch Jakob als junger Witwer mit seinem kleinen Sohn allein zurückbleibt. Doch irgendwann kommt eine neue Frau ins Spiel und auch diese trägt wieder ein Kind unter dem Herzen, für den kleinen Wilhelm ihren Stiefsohn hat sie allerdings nicht viel Liebe übrig, erst Recht nicht, nachdem ihr der Teufel ins Ohr flüstert…

Zeichnung @Núria Tamarit | Reprodukt

Märchenlike grauenvoll

Wer das Märchen vom Wacholderbaum noch nicht kennt, dem möchte ich auch nichts vorwegnehmen – alle anderen wissen, wie es hier weitergeht und für jene, die es schon erahnen: ja, es ist keine Disneyversion, auch wenn das tolle Artwork so manche Grausamkeiten noch wohlgesonnen verpackt, sondern Núria Tamarit erzählt hier das alte Märchen nach.
Doch trotz der schockierenden Ereignisse gibt es auch sehr schöne Momente, nicht zuletzt zwischen dem einsamen kleinen Wilhelm, der von seiner Schwester Marlenchen vergöttert wird.

Wer auf eine Neuinterpretation gewartet hat, wird rein von der Story vielleicht ein bisschen geknickt sein, doch meiner Meinung nach bringt die Künstlerin allein mit ihren Zeichnungen viel frischen Wind in die Geschichte und legt den Fokus auch mal auf Humor. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß mit dem Comic, werde die Autorin künftig im Auge behalten und verbleibe mit einer Leseempfehlung und einem tollen Tipp als Weihnachtsgeschenk.

Zeichnung @Núria Tamarit | Reprodukt

Die wundervollen Zeichnungen von Núria Tamarit können auf den ersten Blick trügen, denn die Geschichte vom Wacholderbaum ist nicht unbedingt die perfekte Gute-Nacht-Geschichte für die Kleinsten unter uns, auch wenn sie hier mit viel Humor verpackt ist. In meinen Augen aber eine sehr gelungene Comic Adaption, die ich definitiv empfehlen kann!

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