Rezension: Wenn Prinzen fallen / Robert Goolrick
Die Fenster, durch die wir einen Blick auf das Glück der Familien werfen.
All die Räume, in denen ich hätte leben können.
All die Leben, die ich hätte haben können.
Titel: Wenn Prinzen fallen | Originaltitel: The Fall of Princes | Autor: Robert Goolrick | Übersetzer: Judith Schwaab | Verlag: btb | Erscheinungsdatum: 11.12.2017 | Seitenzahl: 288
New York der 80er Jahre: Rooney, der eigentlich künstlerische Ambitionen hat, muss erkennen, dass sein Talent nicht reicht. Stattdessen ergattert er einen Job als Trader bei einer Wall-Street- Firma und wird erfolgreich, geradezu absurd erfolgreich. Nichts scheint unmöglich für ihn und die anderen »Prinzen« von Manhattan. Skrupel, Moral, Integrität – Fehlanzeige. Hemmungsloser Hedonismus ist ihre Devise. Doch wer hoch fliegt, stürzt umso tiefer. Und nicht nur Rooney erlebt den Höllensturz. Viele der Weggefährten fallen dem exzessiven Lebensstil zum Opfer: Drogen, Alkohol und einer geheimnisvollen neuen Krankheit, die noch keinen Namen hat.
Es war wirklich reiner Zufall, dass ich auf dieses Buch gestoßen bin. Eigentlich gehört es auch gar nicht zu meinem typischen Beuteschema, dennoch konnte es mich ansprechen. Als ich den Film The Wolf of Wall Street gesehen habe, war ich einfach nur gefesselt und gefangen, in diesem Leben, das ich mir so gar nicht vorstellen konnte.
Den gleichen Reiz habe ich mir bei dieser Geschichte versprochen, da sich nicht nur die Thematik, sondern auch die Zeit und die Umschreibung des Lebensstils gleichen.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Der Einstieg hat mir wirklich gut gefallen, Robert Goolrick hat die perfekte Kombination aus Stil und Sprache für dieses Buch gefunden, sodass ich mich gleich hineinversetzt gefühlt habe. Es geht ehrlich und hart zu, aber auch allzu oft unter der Gürtellinie. Rooney besitzt scheinbar alles, was man sich als Mensch und scheinbar vor allem als Mann nur wünschen kann und prahlt damit allzu gern, obwohl es eigentlich genau das ist, was er nie werden wollte.
Und auch, wenn Rooneys Art manchmal anstößig wirken kann, so ist sie doch auf jeden Fall authentisch.
Nachdem mich aber der Anfang so begeistern konnte, hat dieses Gefühl leider wieder relativ schnell nachgelassen. Der Fokus war einfach anders gelegt, als ich es mir vorgestellt hatte. So geht es weniger um die Arbeit an der Wall Street, als viel mehr um das Leben, das einem diese Arbeit bringt.
So berichtet der Protagonist aus seinem Leben, Höhen und Tiefen, Liebschaften und Freundschaften. Man erfährt einiges über die Personen in seinem Umfeld und vor allem auch über ihn selbst. Sp offenbart sich schnell, dass der äußere Schein sehr trügen kann und sich unter einer harten Schale ein doch sehr weicher und empfindlicher Kern befindet.
Und auch die anderen Charaktere konnten mich ganz auf ihre Weise in den Bann schlagen. Ob es nun um skurrile Exfrauen, unterhaltsame Trinkgenossen oder wahre Freundschaften, die man niemals vergessen wird geht.
Jeder hat hier seinen Platz gefunden und vervollständigt das Bild. Und genauso haben diejenigen, die ihren Platz dort verloren haben, einen Eindruck hinterlassen, der von niemand anderem gefüllt werden kann.
So wurden zwar iele Apsekte, die mich interessiert hätten nicht so sehr beleuchtet, dafür aber die Konsequenzen, die dieses Leben mit sich bringt umso mehr in den Vordergrund gerückt. Denn was macht solch ein Aufstieg mit einem Menschen? Was macht es aus den eigenen Vorstellungen? Zu was ist man alles bereit, um den Druck standhalten und mit den anderen mitziehen zu können?
Was mich beim Lesen immer wieder durcheinander gebracht hat, waren die Zeitsprünge. In meinen Augen wurde hier willkürlich nach vorne und hinten der Geschichte gesprungen, ohne, dass sich mir erklärt hat, wieso. Dadurch habe ich immer wieder erst eine Weile gebraucht, um das Geschehene zeitlich zuordnen und einen roten Faden erkennen zu können.
Die Story an sich war sicherlich nicht uninteressant, nur leider, wie oben schon erwähnt, einfach anders belichtet, als ich es mir erhofft hätte. Wer also ein Interesse an der Geschichte/dem Leben an der Wall Street oder dem Börsencrash in den 80’ern hat, wird mit diesem Buch eventuell nicht ganz beholfen sein.
Rein zur Unterhaltung aber auf jeden Fall empfehlenswert, gerade, wenn einem ein brisanter Lebenstil und Höhen und Tiefen im Leben zusagen.
Robert Goolrick hat mir mit seiner Geschichte Wenn Prinzen fallen etwas ganz anderes geliefert, als ich erwartet und mir erhofft hatte. Dennoch konnte mich diese Geschichte unterhalten und wird mit Sicherheit auf großen Anklang stoßen. Wer, ebenso wie ich, große Ansprüche an das Thema rund um die Wall Street und eher Vorstellung in Richtung des Filmes The Wolf of Wall Street hat, wird in dieser Hinsicht vielleicht ein wenig enttäuscht.
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