Rezension | Wolfskinder von Vera Buck

Rezension | Wolfskinder von Vera Buck

Titel: Wolfskinder | Autor*in: Vera Buck | Verlag: Rowohlt | Erscheinungsdatum: 14.03.2023 | Seitenzahl: 416

In Wahrheit ist ein Wald nicht still. Er ist voller Geräusche und aus dem Stoff, aus dem Albträume sind.

Ein abgelegenes Dorf hoch oben in den Wäldern, fernab der Zivilisation.

Ein Ort, wie geschaffen als Versteck – oder als Gefängnis.

Hoch in den Bergen liegt die Siedlung Jakobsleiter, abgeschieden von der modernen Welt. Hier gelten die Regeln der Natur – rau, erbarmungslos, aber verlässlich. Das denkt zumindest Jesse. Ihm und den anderen Kindern von Jakobsleiter wurde eingetrichtert, dass alles Böse unten in der Stadt wohnt. Doch seine Freundin Rebekka glaubt nicht daran, sie will die Siedlung verlassen. Dann verschwindet Rebekka. Und sie ist nicht die Einzige. In der Bergregion werden immer wieder Frauen vermisst. Nur die Journalistin Smilla, die vor Jahren ihre Freundin Juli in der Gegend verloren hat, sieht einen Zusammenhang. Erst recht, als ihr ein verwahrlostes Mädchen vors Auto läuft, das verblüffende Ähnlichkeit mit Juli hat. Das Misstrauen gegenüber den Bewohnern von Jakobsleiter wächst, und nicht nur Jesse wird Opfer von brutalen Angriffen. Währenddessen gerät Smilla einem Geheimnis auf die Spur, das alle vermeintlichen Wahrheiten aus den Angeln hebt …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Nachdem ich wirklich begeistert vom Roman „Runa“ war, wollte ich mir das Thrillerdebüt von Vera Buck keinesfalls entgehen lassen und war ziemlich gespannt.

Das Fremde, der Feind

Obwohl ich genau solche Wurzeln immer wieder sehr erschreckend finde, faszinieren sie mich auch zeitgleich sehr. Die Siedlung Jakobsleiter, zählt auch als die letzte Alttäufer Kommune und liegt abgeschottet und geschützt mitten in den Alpen. Das Fernhalten der modernen Welt ist gar nicht so einfach und so versuchen die Bewohner durch Warnungen vor Wölfen, Lawinen & Co sich andere Menschen vom Hals zu halten.
Doch ganz so einfach gestaltet sich das nicht. Nicht zuletzt wegen den jüngsten Mitgliedern Jesse und seine Freundin Rebekka, die beide in die nahegelegene Schule gehen, was Rebekkas Wunsch nach einem Ausbruch und Freiheit nur umso mehr schürt. Genau dadurch gelingt auch nicht so ganz die Abspaltung und trotz Ablehnung wird ein Antennenmast neben die Kapelle von Jakobsleiter gesetzt, was für jede Menge Aufruhr sorgt.

Viel unheimlicher wird es allerdings, als die junge Rebekka verschwindet und nicht ganz klar ist, ob sie dieses Verschwinden selbst gewählt hat, was zu ihren Wünschen gepasst hätte oder ob ihr etwas zugestoßen ist. Denn sie ist nicht die einzige junge Frau, die hier in den letzten Jahren spurlos verschwunden ist. So treibt es nicht nur Jesse an, sondern auch die zielstrebige Journalistin Smilla, die auf den Spuren ihrer Freundin ist. Die vor etlichen Jahren auch genau hier verschwunden ist, nur dass sich da etwas neues ergeben hat, was ihrer Suche wieder neues Feuer verleiht.
Ich finde immer schon alles was in die Richtung mit Sekten & Co geht super weird und auch wirklich gruselig, doch hier hat Vera Buck nicht nur einen Fokus darauf gelegt, sondern auch der Natur selbst einen unglaublich großen Fokus gegeben und diesen vollkommen ausgenutzt.

Einnehmend & Beklemmend

Die Geschichte ist aus mehreren Perspektiven aufgebaut, was nicht nur den gängigen Erfolg hat, den Leser*innen ein umfangreicheres Gesamtbild zu vermitteln, sondern auch die Charaktere eine unglaublich interessante Entwicklung durchlaufen lässt. Denn trotz des großen Ganzen haben die meisten hier ihre ganz eigene persönliche Mission und „ermitteln“ dadurch auch unterschiedlich. Smilla, die eigentlich ihre verschwundene Freundin sucht und auf ein Kind stößt, Jesse, der auf der Suche nach Rebekka ist, die große Frage im Raum, was hier mit den jungen Mädchen passiert. Doch auch die Abgeschiedenheit der Siedlung, die immer mehr auf die Probe gestellt wird und ein interessantes Geheimnis aus der Vergangenheit, das für so manche Überraschungen sorgt.

Vera Buck begeistert mal wieder nicht nur mit ihrem einnehmenden Schreibstil, auch die Recherche und Arbeit hinter diesem Werk ist nicht zu übersehen. Gerade auch das große Augenmerk auf der Natur selbst finde ich unglaublich einnehmend und interessant und kann mal wieder nur meinen Hut ziehen und hoffe sehr, dass die Autorin weiterhin in diesem Genre schreibt, denn das kann sie auf jeden Fall! Hier kommen nicht nur Liebhaber*innen von Spannungsromanen auf ihre Kosten, auch der zwischenmenschliche Fokus ist enorm, wie auch die Wichtigkeit der Natur, was sie uns gibt, aber auch die Gefahren, die in ihr lauern können.

Einnehmend und beklemmend hat mir Vera Buck genau das geboten, was ich mir so sehr erhofft hatte. Trotz Genre-Debüt eine ganz große Leistung, die mal wieder von der Recherche und dem Können der Autorin profitiert. Eine abgeschiedene Siedlung mitten in der Natur und immer mehr junge Frauen die verschwinden – eine wirklich große Leseempfehlung.

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2 comments found

  1. Huhu!

    Ich hab mich sehr gefreut hier die nächste Rezension dazu zu entdecken! Ich fand den Thriller wirklich großartig geschrieben und aufgebaut. Grade auch was die Figuren betrifft und wie unterschiedlich man sie empfindet durch den angepassten Schreibstil. Wirklich großartig!

    Interessant dass ich bisher nirgends etwas gelesen habe über die Hintergründe, die am Schluss ans Licht kommen. Natürlich mag man nicht spoilern (hab ich in meiner Rezension auch nicht) aber ich fand es etwas doof. Das war mein einziger Kritikpunkt an diesem großartigen Buch, weil ich empfand es doch ein großes Vorurteil, was hier in den Raum geworfen wurde… ist dir das überhaupt aufgefallen? Oder bin da nur ich so empfindlich? ^^

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Liebe Aleshanee,

      ja, ich kann durchaus verstehen, was du meinst. Manchmal fällt es mir dann auch schwer ein paar Aspekte gar nicht mit einzubringen in die Rezension, aber man will halt auch nichts vorweg nehmen. Im Gesamtschnitt gab es unter anderem deshalb auch bei mir ein paar Abzüge. Mir ist es glaube ich nicht so bitter aufgestoßen wie dir, aber eben aufgefallen.
      Und „empfindlich“ kann man in meinen Augen bei solchen Themen gar nicht sein, sondern eher mehr sensibilisiert – brauchst dir wegen deinem Empfinden da überhaupt keine Gedanken machen, ich finde solche Anstöße immer wichtig.

      Liebe Grüße
      Jill

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