Werden Bücher schneller übersetzt?
Schon seit Längerem verfolgt mich ein Gedanke: Werden Bücher mittlerweile schneller ins Deutsche übersetzt?
Da es sich natürlich auch nur um ein persönliches Empfinden handeln kann, ich aber durchaus sehr neugierig war, habe ich bei ein paar Verlagen angefragt, um zu hören, was sie zu dem Thema zu sagen haben.
WANDEL DER LESEGEWOHNHEITEN
Wir alle kennen es – ein unglaublich spannendes, langersehntes Buch soll erscheinen und wir beginnen bereits die Tage zu zählen. Doch wenn es sich um ein internationales Werk handelt und man die Geschichte lieber in seiner Muttersprache lesen möchte, muss man sich doch zumeist erst eine Weile gedulden bis auch die Übersetzung publiziert wird. „Früher“ konnte man immer ca. ein Jahr einrechnen – wenn man Glück hatte – um die Geschichte endlich in den Händen halten zu dürfen. Mittlerweile erscheinen mir die Abstände jedoch immer kürzer.
Das soll natürlich kein Meckern sein – ich freue mich sehr darüber! Doch ein Wandel darf natürlich auch neugierig stimmen. Ebenso ist mir vermehrt aufgefallen, dass immer mehr und vor allem auch jüngere Leser zu den zumeist englischsprachigen Originaltiteln greifen. Ob dem deutschen Buchmarkt dadurch seine Leser verloren gehen?
GEHEN DEM DEUTSCHEN BUCHMARKT DIE LESER VERLOREN?
So leicht lässt sich die Frage sicherlich nicht beantworten, auch wenn ich persönlich das Gefühl habe, dass es gar nicht so abwegig ist. Nicht jeder braucht jedes Buch in doppelt und dreifacher Ausführung in seinem Regal, dazu kommt, dass viele auch die Übersetzungen bemängeln, weil meist doch ein Teil des Charmes verloren geht.
Hier denke ich allerdings, dass es hoch anzurechnen ist, dass dieser Wandel auch etwas bewirkt hat.
Nicht nur Titel, die einen einheitlichen Erscheinungstermin in mehreren Ländern haben, sondern auch jene, die es gilt in kurzem Zeitraum schnell zu übersetzen und bearbeiten, ohne, dass den Leser ein Qualitätsverlust erwartet schaffen es vermehrt in die Verlagshäuser.
WAS SAGEN DIE LESER?
Ich habe einfach wirklich keinen Einblick in die Verlagsarbeit und kann daher nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen.
Mir kommt es auf jeden Fall so vor, ich glaube nicht, dass mich mein Gefühl sehr darin täuscht. Aber ich will mich auch keines Falls beschweren – im Gegenteil, ich bin begeistert!
Auch, wenn ich ab und zu einem englischsprachigen Buch greife, reichen meine Sprachkenntnisse einfach nicht für jedes Werk aus und manchmal möchte ich beim Lesen auch einfach mehr entspannen, anstatt so viel Konzentration nur für die Übersetzung aufbringen zu müssen.
Die Wartezeiten werden kürzer und die Vorfreude definitiv nur umso größer!
WAS SAGEN DIE VERLAGE?
Wie auch auf Leserseiten ist es dort sicherlich nicht anders – es streiten sich die Gemüter.
(Wobei das durchaus ein wenig überspitzt formuliert ist)
Ich habe wirklich viele detailreiche und aufschlussreiche Antworten erhalten, die es mir ermöglicht haben mit ein bisschen mehr Weitblick an das Thema zu gehen.
Denn natürlich besteht irgendwo der Gedanke, dass man Leser verlieren könnte. Aber vielleicht kann man das auch andersrum sehen – die Verlage geben sich Mühe, ihren Lesern einfach schneller noch mehr bieten zu können.
Für manche Häuser macht es eher den Eindruck, als wenn sich nichts, oder zumindest nicht viel geändert hätte – „so große Lizenzen wie Hazel Wood werden nicht schneller übersetzt als vor einigen Jahren. Auch damals hat man sich bemüht, solche Titel möglichst rasch auf den Markt zu bringen. Wichtige Lizenzen werden oft schon weit vor Erscheinen der Originalausgabe von den Agenturen gehandelt. Deshalb ist heute das zeitgleiche Erscheinen von Spitzentiteln in mehreren Ländern nicht ungewöhnlich. “ (Fr. Kaiser/Dressler Verlag)
Doch es ist ja nicht so, als wenn das vorher anders gelaufen wäre, nur weil die Leute keine Lust hatten.
Das Ganze ist mit jeder Menge Arbeit und Zeitdruck verbunden. Die Story muss übersetzt werden, ein Cover + Klappentext muss her – am besten all das auch ohne Abstriche von der Qualität machen zu müssen.
Und dann heißt es Werbung, Werbung, Werbung und ab in die Läden und dann hoffentlich in unser Bücherregal.
Ein Thema, in das ich wahrscheinlich nicht viel Licht bringen konnte, aber unbedingt einmal ansprechen wollte.
Ich denke einfach, dass wir uns alle stetig weiterentwickeln und einen Wandel durchmachen, der natürlich entsprechende Reaktionen hervorruft.
Doch in einem Punkt, sind wir uns mit Sicherheit alle einig: Auf tolle Geschichten lohnt es sich zu warten, auch, wenn wir uns freuen, wenn die Wartezeit ein bisschen kürzer ausfällt.
Was denkt ihr zu dem Thema? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
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