3 Comic-Rezensionen | Abwechslung im Hause Reprodukt

3 Comic-Rezensionen | Abwechslung im Hause Reprodukt

Ich liebe und schätze das Programm von Reprodukt wirklich sehr und bin jedes Mal wahnsinnig überrascht, wie vielfältig es doch ist. Daher gibt es nun drei kleine Comic-Rezensionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Titel: SuperMutant Magic Academy |  Autor: Jillian Tamaki  | Illustrator: Jillian Tamaki |  Übersetzer: Jan Dinter  |  Verlag: Reprodukt  |  Erscheinungsdatum: 12.09.2018  |  Seitenzahl: 280

An der SuperMutant Magic Academy sollen junge Mutanten und Hexen ihre Superkräfte entfalten. Doch trotz ihrer übernatürlichen Fähigkeiten bleiben sie nicht verschont von den alltäglichen Strapazen des Internatslebens: aussichtslose Schwärmereien, Sinnfragen, Identitätssuche und Lethargie prägen den Alltag der jungen Zaubermutanten – nur eben gespickt mit einer Prise Magie. Und so versucht sich die schräge Campusgemeinschaft mit Frechheit, Sarkasmus und mal derbem, mal tiefsinnigem Humor durch den Schulalltag zu retten.

Jillian Tamaki verbindet Stereotypen aus Fantasy- und Highschool-Genre zu einem Crossover aus „Harry Potter“ und „Gossip Girl“, das bei aller Fantastik immer die Wirklichkeit im Blick hat: das Teenagerdasein mit all seinen Beschwerlichkeiten.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Als ich über diesen Comic gestolpert bin, war meine Neugier sofort geweckt. Allein der Titel hat mich absolut angesprochen und meine Erwartungen waren unglaublich groß. Vielleicht hatte ich aber auch einfach andere Erwartungen, denn die Geschichte hat sich ganz anders gestaltet, als ich ursprünglich vermutet habe. Denn hier stehen viel weniger die Mutanten & Co. mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten im Fokus, sondern viel eher das Leben an sich. Doch nicht einmal die Pubertät und das Erwachsen werden, eher ein gewisser Zynismus dem Leben selbst gegenüber. Es geht um Feminismus, Gleichberechtigung und vielen anderen wichtigen Aspekten, die für meinen Geschmack nur ein bisschen schwierig verpackt waren.

Jillian Tamaki besitzt aber auf jeden Fall eine Menge Ideenreichtum, denn so skurril manche Situationen sind, so sind es erst recht die Charaktere. Jeder für sich hat eine außergewöhnliche Gestaltung und steht für seine eigenen Werte ein. Demnach auf keinen Fall ein schlechtes Werk, nur leider eben nicht wirklich nach meinem Geschmack.


Titel: A.L.I.E.E.N. |  Autor: Lewis Trondheim  |  Illustrator: Lewis Trondheim  |  Verlag: Reprodukt  |  Erscheinungsdatum: 2005  |  Seitenzahl: 96

Wie es der Zufall so will, hat Lewis Trondheim bei einem Picknick mit seiner Familie den ersten Comic für außerirdische Kinder entdeckt. Die in diesem Band enthaltenen neun Geschichten werden dank des französischen Zeichners nun erstmals auch Menschen zugänglich gemacht. Und auch wenn vermutlich kein Erdbewohner die außerirdischen Schriftzeichen entziffern kann, bietet dieses Buch nicht weniger als den ersten Einblick in die extraterrestrische Jugendliteratur.

Durch Zufall bin ich beim Stöbern auf diesen Comic gestoßen, der mir vorher noch nie über den Weg gelaufen ist. Allein bei dem Cover musste ich einfach zugreifen, doch was mich hier erwartet, hätte ich so nie gedacht. Gerade auch der Ausschnitt (siehe unten) glänzt mit seinen Farben und niedlichen Illustrationen, doch der Schein trügt. Die kleinen Alienkinder, die zu diesem Kinderbuch greifen haben danach auf jeden Fall ein Trauma! (Und ich habe hier noch etwas harmloses gewählt, haha.)

Ich bin jemand, der prinzipiell weint, wenn in Filmen Tiere sterben (natürlich erst recht im wahren Leben), nun stellt euch bitte vor, wie verstört ich nach diesem illustrierten Alien-Massaker war. Die ganze Geschichte ist total abgedreht, hat mich aber zeitgleich wahnsinnig fasziniert. So ganz ohne Worte schafft es Lewis Trondheim hier eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen!


Titel: Seifenblase |  Autor: Genevieve Castree  |  Illustrator: Genevieve Castree  |  Verlag: Reprodukt  |  Erscheinungsdatum: 31.03.2019  |  Seitenzahl: 18

Eine Blase schwebt schwerelos von Seite zu Seite, beobachtet und begleitet von einem kleinen Mädchen. In dieser Blase lebt ihre Mutter. Die Mutter würde gerne mitkommen, mit Papa und der Kleinen auf ihre Abenteuer im Wald, zu den Tannenzapfen und Eulen, aber sie kann die Blase nicht verlassen. Dafür besucht das Mädchen sie oft und die beiden frühstücken, kuscheln und malen gemeinsam in der Blase. Was passiert, wenn diese Blase platzt?

Mit „Seifenblase“ begegnet die kanadische Künstlerin Geneviève Castrée der vielleicht schwierigsten Aufgabe überhaupt: In den letzten Wochen ihres Lebens zeichnet sie mit aller Kraft gegen eine tödliche Krebserkrankung an und hinterlässt mit dem Buch ein berührendes Abschiedsgeschenk für ihre zweijährige Tochter. In präzisen und liebevollen Zeichnungen fängt sie besondere Momente der Innigkeit ein und erschafft ein Werk voll Trost und Wärme.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Kommen wir nun zum Letzten Titel, der dafür aber umso besonderer ist. Hierbei handelt es sich um einen Comic im Format von einem Pappbilderbuch. Vom Stil her ähnelt es auch sehr den Büchern für Kleinkinder, nur das die Thematik natürlich unglaublich traurig und schmerzhaft ist. Aktuell habe ich eher vor Augen, dass sich eine ältere Leserschaft diese Geschichte vornimmt, aber für die Kleinen unter uns, die solche Situationen verarbeiten müssen, ist das sicherlich nicht verkehrt.

Was das Ganze noch schmerzhafter macht: es ist das Schicksal der Autorin selbst, das sie hier aufgezeichnet hat, um etwas für ihre Tochter zurückzulassen. Denn Genevieve hat zu dem Zeitpunkt als sie mit diesem Projekt begann nur noch wenige Wochen zu leben… Selbst jetzt bekomme ich noch eine Gänsehaut. Unglaublich rührend und definitiv einen Blick wert.

Drei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein konnten – SuperMutant Magic Acadademy ist eine außergewöhnliche Geschichte, die zwar nicht unbedingt meinen Geschmack getroffen hat, aber mit seiner Einzigartigkeit punkten konnte. A.L.I.E.E.N. ist die brutalste Alien-Kindergeschichte, die ich je im Leben zu sehen bekommen habe, was sich höchstwahrscheinlich auch niemals ändern wird, aber dafür bleibt sie für immer in meinem Kopf! Und zuletzt noch Seifenblase, eine unglaublich traurige Geschichte, die einem direkt unter die Haut geht.

KAUFEN: SUPERMUTANT MAGIC ACADEMY | A.L.I.E.E.N. | SEIFENBLASE

2 comments found

  1. Hi Jill,
    ich war von „Supermutant Magic Academy“ ebenso überrascht wie du. Ich hatte nach einigen Seiten aber so meine Lieblingscharaktere und zwar Frances, Trevor und Marsha. Hattest du auch welche? Auch die Rezension fiel mir dann nicht leicht, wirklich kein einfaches Buch.

    Trondheim mag ich sehr und wohl deshalb steht auch A.I.L.E.E.N. bei mir im Regal, leider aber noch ungelesen. Aber was du darüber berichtest, habe ich auch nicht erwartet 😮

    Liebe Grüße und hab noch einen schönen Sonntag
    Sandra

    1. Liebe Sandra,

      tatsächlich ist es auch schon eine Weile her, dass ich zu dem Comic gegriffen habe, nur habe ich mich ziemlich lange vor einer Rezension gedrückt. Lieblingscharaktere hatte ich leider nciht, weil ich die ganze Zeit auch nicht wirklich warm mit der Geschichte geworden bin, auch wenn ich eingestehen muss, dass ich die Charaktergestaltung wirklich interessant fand.

      Haha, dann bin ich schon sehr gespannt auf deine Meinung zu A.L.I.E.E.N. und wünsche dir viel Spaß!

      Liebe und sonnige Grüße
      Jill

Kommentar verfassen