Rezension | 1000 Stürme
Titel: 1000 Stürme | Autor*in: Tony Sandoval | Übersetzer*in: Martin Knopp | Illustrator*in: Tony Sandoval | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 27.12.2022 | Seitenzahl: 144
Eine Welt geheimnisvoller Jugend und surrealer Schönheit
Lisa ist ein einsames Mädchen, das gerne durch die Natur spaziert und seltsame Knochen sowie Kieselsteinchen sammelt. Die anderen Kinder halten sie für seltsam – vielleicht sogar für eine Hexe – und meiden sie. Als sie eines Tages einen Baum entdeckt, der den Zugang zu einer Parallelwelt ermöglicht, findet sie sich inmitten einer dämonischen Invasion wieder und muss eben jene Kinder retten, die sie einst so sehr verspottet haben.
In dieser magischen Geschichte (aus dem gleichen Universum wie WASSERSCHLANGEN) konfrontiert Tony Sandoval die Leserinnen und Leser wie schon bei WASSERSCHLANGEN und DOOMBOY mit leicht nachfühlbaren Emotionen wie Einsamkeit sowie Sehnsucht und würzt all dies mit den Gefahren und Abenteuern einer visuellen Wunderwelt.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Bereits mit seinem ersten Comic hatte mich der Künstler schon ziemlich neugierig gemacht, sodass ich auch hier einfach einen BLick in die Geschichte werfen musste.
Wer „Wasserschlangen“ mochte…
Tony Sandoval hat auch „Doomboy“ geschrieben, doch mit „Wasserschlangen“ hat er nicht nur besonders viel Aufmerksamkeit bekommen, ich erwähne dieses Werk von ihm hier mehr, weil es mehr oder weniger im gleichen Universum spielt. Das bedeutet nicht, dass ihr den einen Comic gelesen haben müsst, um den anderen zu verstehen. Viel eher würde ich einfach nur die Empfehlung daraufhin aussprechen – wer „Wasserschlangen“ mochte, sollte sich „1000 Stürme auf keinen Fall entgehen lassen. Vielleicht mochte ich den neuen Comic sogar noch ein bisschen lieber. Doch es gibt noch mehr Parallelen. Ein junges Mädchen, das Schwierigkeiten mit der Anpassung hat – viele phantastische Elemente, vor allem aber ausdrucksstarke Emotionen und ziemlich viel Bildgewalt.
Lisa, aka die Tochter des Teufels oder auch die Hexe, hat leider keinen guten Stand in ihrer Gemeinschaft. Nachdem auch noch ihr Vater weg ist, ist sie bei ihrer Patentante und dem kleinen Tyrannen (ihren Sohn) untergekommen, wo sie sich allerdings alles andere als Zuhause fühlt. So treibt es sie nur umso mehr nach Draußen, dem Entdecken von Abenteuern und der Natur und letztendlich auch zu dem alten abgestorbenem Baum, der ein Tor in eine andere Welt offenbart…
Einzigartig & düsterromantisch
Ich muss zugeben, sobald etwas auch nur im Entferntesten „droht“ abstrakt zu werden, bin ich meistens schon raus. Und Tony Sandoval hat da auch ein gewisses Händchen für, aber für mich doch greifbar. Es ist nicht so, dass man wirklich eine Gelegenheit hätte diese andere Welt richtig kennenzulernen oder die Probleme in der realen Welt wirklich alle gelöst werden würden – aber wahrscheinlich ist genau das der realistische Punkt daran. Auch hier wird wieder unglaublich stark mit Emotionen gearbeitet und Lisas Einsamkeit, Sehnsucht und der Wunsch nach Zugehörigkeit war für mich nicht nur greifbar – man fühlt es einfach.
Mit einem wirklich starken Artwork, das einen ziemlich einnimmt und die Kraft der Geschichte nur umso mehr verstärkt, werden Liebhaber*innen des Künstlers und seiner Art auch hier sehr auf ihre Kosten kommen. Der vermeintlich verspielte Eindruck täuscht hier definitiv, denn die Geschichte zeichnet sich durch viel Härte aus, was aber auch sehr berührend ist. Eine Story zum Verlieben, bangen und Mut schöpfen – in meinen Augen ein einzigartiges Erlebnis und eine große Leseempfehlung!
Wer „Wasserschlangen“ schon mochte, der muss hier auch zugreifen – im gleichen Universum angesiedelt, aber ganz unabhängig voneinander zu lesen, können wir hier Lisa begleiten, die den Weg in eine andere Welt findet. Der verträumte Stil versucht zu täuschen, denn die Story zeichnet sich durch viel Härte und tiefe Emotionen aus. In meinen Augen ein einzigartiges Leseerlebnis und eine große Empfehlung.
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AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News
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