Rezension | 1984 (Graphic Novel)

Rezension | 1984 (Graphic Novel)

Titel: 1984 | Autor*in: George Orwell & Sybille Titeux de la Croix | Übersetzer*in: Harald Sachse | Illustrator*in: Amazing Ameziane | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 28.04.2021 | Seitenzahl: 232

Die Welt befindet sich im Krieg. Mächtige Feinde von außen und von innen bedrohen die Bürger Englands. Nur die Stärke der Partei und ihres wohlwollenden Anführers Big Brother steht zwischen den Unbescholtenen und ihren Feinden. Zumindest ist es das, was die Partei seit Jahren verkündet. Und eine andere Meinung gibt es nicht, denn ständige Überwachung und drakonische Strafen für Oppositionelle – Gedankenverbrecher – sind der Preis für ihren Schutz. Und doch wird ein einfacher Mann namens Winston das Unmögliche tun, indem er das Undenkbare denkt. Und er wird die Konsequenzen tragen müssen.

Mit »1984« schrieb sich George Orwell im Jahr 1948 in die Annalen der dystopischen Literatur ein. Auch heute werden sein Name und Begriffe wie »Neusprech« und »Gedankenpolizei« genutzt, um Tendenzen zum Totalitarismus und Polizeistaat anzuprangern. Die Autoren des Bestsellers »Muhammad Ali: Die Comic Biografie« fassen diesen Klassiker, der seine zeitlose Relevanz leider immer wieder unter Beweis stellt, in Bilder, die fesseln und beunruhigen.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Romanvorlage noch nicht gelesen habe – was wäre da passender als die neue Comicadaption aus dem Splitter Verlag?

Schwere Kost

Obwohl George Orwells Farm der Tiere zu den Büchern gehört, die mich gerade in meiner Jugend am meisten beeindruckt und geprägt haben, bin ich immer noch nicht dazu gekommen 1984 zu lesen. In groben Zügen ist natürlich auch mir die Story bekannt, doch das richtige Vorwissen fehlt.
Dass gerade diese Geschichte natürlich nicht zur leichten Lektüre gehört, habe ich mir schon gedacht, doch dass auch der Comic ziemlich schwer ist, hat mich ein wenig überrascht.

Ich gehöre mit zu den Leser:innen, die auf nicht ganz so textlastige Comics steht, was keinesfalls bedeutet, dass ich keine deepe Handlung möchte, doch ich liebe das Medium gerade durch die Möglichkeit der ausdrucksstarken Zeichnungen. Hier hat mich der Textanteil stellenweise ein wenig überrollt, wenn es auch immer mal wieder kurz aufgelockert wird. Das Ganze hat aber auch seine Notwendigkeit um die Komplexität der Story übertragen zu können – da gibt es glaube ich nicht viele andere Möglichkeiten. Dadurch wird dieser Comic aber auch zu einem, den man weniger zwischendurch liest, sondern für den man sich wirklich Zeit nehmen muss und den auch ich zwischendurch immer mal wieder zur Seite gelegt habe, um das Gelesene zu verdauen.

Es ist erstaunlich, aber vor allem auch erschreckend wie diese Geschichte scheinbar nie an Aktualität verlieren wird. Auch dadurch hinterlässt der Comic einen bitteren Beigeschmack und zeigt wieder einmal die dunklen Seiten unserer Gesellschaft auf.

Zeichnungen @Amazing Ameziane | Splitter Verlag

Atmosphärisch & einnehmend

Amazing Ameziane sorgt in dieser Adaption für den visuellen Teil und hat beeindruckende Arbeit geleistet. Auf den ersten Blick musste ich mich ein wenig an den Stil gewöhnen, ist er doch unglaublich hart und grob – aber wow! Die genutzten Farben sind ziemlich überschaubar, aber eben auch Teil der Message hinter der Geschichte. Dafür wird mit unglaublich viel Schatten und Lichteinwirkungen gearbeitet, die das Szenario ganz besonders hervorheben.

Gleich zu Beginn wird dies schon klar, als sich Winston in seiner Wohnung versucht zurückzuziehen und später erhält dieser Stil immer mehr Bedeutung. So ist es zwar, dass der Comic wie bereits erwähnt, zumindest für meinen Geschmack, sehr textlastig ist, was aber keinesfalls damit zu tun hat, dass die Zeichnungen nicht ebenso für sich sprechen würden. Es ist das Zusammenspiel, das hier über einen hereinbricht und mich tief getroffen hat.

Zeitgleich muss ich aber auch dabei bleiben, dass ich glaube, dass der Comic noch mehr bietet, wenn man die Romanvorlage kennt. Zumindest hat er bei mir den Anreiz geschafft, dass ich das auf jeden Fall demnächst nachholen muss. Lasst euch davon aber nicht abschrecken – wenn ihr genau wie ich, lieber doch erst mal zur Comicadaption greifen wollt, lasst euch nicht abhalten! Zum einen ergeht es hier sicherlich jedem anders und die Option danach zur Romanvorlage zu greifen, wird euch ja nicht genommen.

Übrigens fand ich es ganz cool, dass in den Zeichnungen selbst nicht alle Stellen ins Deutsche übersetzt wurden, weil sie vielleicht doch etwas vom Feeling der Geschichte nehmen könnten. Dazu gibt es aber immer eine Übersetzung im Text selbst – in meinen Augen eine tolle Lösung.

Zeichnungen @Amazing Ameziane | Splitter Verlag

Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich die Romanvorlage bisher immer noch nicht gelesen habe, doch spätestens die Comicadaption zu George Orwells 1984 von Sybille Titeux de la Croix und Amazing Ameziane hat nun den Anreiz bei mir geschafft. Eine komplexe Storyline, die sich auch im Comic eher textlastig umsetzt, zeitgleich aber mit einem unglaublich starken und eindrucksvollem Artwork überzeugt. Definitiv eher weniger etwas für zwischendurch, dafür aber etwas, was lange nachklingt.

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