Rezension | 254 Tage mit Jane Doe von Michael Belanger

Rezension | 254 Tage mit Jane Doe von Michael Belanger

Titel: 254 Tage mit Jane Doe | Originaltitel: The History of Jane Doe | Autor: Michael Belanger | Übersetzer: Annette der Weppen | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 01.04.2020 | Seitenzahl: 352 | Altersempfehlung: ab 14

Ein ergreifender Coming-of-Age-Roman über die erste Liebe und den ersten Verlust – herzerwärmend, herzzerreißend und mit einer ordentlichen Portion Humor.

Hobby-Historiker Ray weiß alles über sein Heimatstädtchen Burgerville und kann selbst die legendäre Erscheinung grüner Kühe bis ins Detail erklären. Doch dann kommt ein neues Mädchen in die Klasse und macht die Gegenwart für ihn schlagartig spannender als die Vergangenheit. Mit ihren bunten Fingernägeln, einer Schwäche für Verschwörungstheorien und ihren fortgeschrittenen Sarkasmus-Kenntnissen ist Jane mit Abstand das coolste Mädchen, dem Ray jemals begegnet ist. Er beschließt, jedes Kapitel ihrer Geschichte zu ergründen. Je näher sich die beiden kommen, desto besser glaubt er ihre schmerzhaften Geheimnisse zu kennen. Als das Undenkbare geschieht, muss Ray sich jedoch eingestehen, dass es auf die Frage nach dem Warum nicht immer eine Antwort gibt. Und seine zerbrochene Welt Stück für Stück wieder zusammensetzen.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Auch dieses Buch gehört zu jenen, das mich bereits bei der Verlagsvorschau wahnsinnig neugierig machen konnte – Aufmachung und Thematik, da lass ich mich gerne überraschen!

Tolle Charaktere

Die Charaktergestaltung ist für mich persönlich immer sehr wichtig, weil es mir sehr schwer fällt, mich in Geschichten reinzufinden, wenn ich keinen Draht zu den Charakteren habe. Michael Belanger hat hier ein paar wirklich wundervolle Mitspieler gezeichnet, die man einfach ins Herz schließen muss. Ray und Simon sind Nerds wie sie im Buche stehen, komplett eigen, aber sehr glücklich mit sich selbst und mit dem jeweils anderen. Die kleinen „Macken“ haben sie für mich nur noch liebenswerter gemacht und vor allem auch der Story einen gewissen Charme verliehen.

Als Jane Doe auf einmal in das Leben der beiden, aber vor allem in das Leben von Ray stößt, eröffnet sich eine komplett neue Welt. Alle drei haben die Möglichkeit Neues zu entdecken, nicht nur nach außen hin, sondern auch in sich selbst. Und so entsteht ein abenteuerliches Trio, das sich so wohl keiner vorgestellt hätte. Doch so mitreißend die Dynamik zwischendurch scheint, drängen sich auch immer wieder andere Faktoren in die Geschichte – es ist viel mehr so, dass durch die humorvollen Momente dem Leser Zeit geboten wird, auch mal wieder durchzuatmen und zu erkennen, dass auch dunkle Seiten nicht dauerhaft anhaltend sind und eben genau dadurch auch nicht immer so leicht zu erkennen.

Ernste Themen

Wie bereits erwähnt, würde ich für dieses Buch auch ganz klar eine Triggerwarnung aussprechen. Jane leidet unter starken Depressionen, ausgelöst durch ein traumatisches Ereignis. Es ist nicht nur prinzipiell das Problem, das so etwas bei Jugendlichen nicht immer so ernst genommen wird, wie es nötig wäre, sondern eben auch, dass es für Außenstehende und manchmal auch Familie und Freunde gar nicht so leicht zu deuten ist.

Vor allem durch den besonderen Schlagabtausch, der außergewöhnlichen Interessen der drei Charaktere und den humorvollen Momenten merkt man auch als Leser, dass man das Dunkle schnell verdrängen oder zumindest aus den Augen verlieren kann. So wird einem beim Lesen allein durch die Kapitelüberschriften und den Zeitsprüngen schnell klar, dass etwas furchtbares passiert, doch eben nicht genau was.

So schlimm der Ausgang in dieser Story auch war, so war ich auch irgendwie „froh“, dass auch dieser Verlauf mal thematisiert wird und nicht zu einem Tabuthema wird. Selbstverständlich geht es darum, dass man versucht genau das zu vermeiden, aber es ist einfach nicht immer möglich. Es geht in dieser Geschichte nicht nur um das Thema Depression und seine Folgen, sondern auch um das Erwachsenwerden. Um Freundschaft, sich selbst zu entdecken und wie man selbst mit Verlusten umgehen kann. Eine, zumindest in meinen Augen, wirklich tolle Umsetzung. Zwar merke ich, wie mir die Geschichte nach dem Lesen selbst immer mehr entgleitet, das Wesentliche aber hängen bleibt. Und während des Lesens selbst habe ich die Geschichte wirklich sehr genossen und daraus gelernt.

Obwohl in 254 Tage mit Jane Doe von Michael Belanger wirklich ernste Themen behandelt werden und ich auch eine Triggerwarnung aussprechen würde, so war die Geschichte auch zeitgleich unglaublich gut fürs Herz. Das Leben ist leider nicht so einfach wie erhofft und es gibt nicht für jede Frage eine Antwort – manchmal ist es einfach, wie es ist und wir müssen damit leben.

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