Rezension: Als ich Amanda wurde / Meredith Russo
Als ich vor achtzehn Jahren geboren wurde, gaben mir meine Eltern den Namen Andrew Hardy und die Ärzte schrieben >männlich< in meine Geburtsurkunde. Sie hatten keine Ahnung, zu wem ich eines Tages heranwachsen würde.
Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 08.09.2017
Seitenzahl: 304 | Altersempfehlung: ab 14
Über die erste Liebe und die Angst, nicht akzeptiert zu werden Amanda Hardy hieß nicht immer Amanda. Früher war sie Andrew. Jetzt hat sie endlich die Operationen hinter sich und ist auch biologisch ein Mädchen. Bei ihrem Vater in Tennessee, wo niemand sie kennt, möchte sie ein neues Leben beginnen. Zunächst scheint das auch zu klappen: Plötzlich gibt es Freundinnen statt Mobbing und bewundernde Blicke von Klassenkameraden. Doch dann verliebt sich Amanda. So richtig. Mit Grant erlebt sie eine wunderschöne Zeit. Er vertraut ihr und eigentlich will Amanda auch ihm vertrauen und ihm von ihrem früheren Leben erzählen. Nur wie? Amanda setzt auf Zeit – ein gefährliches Spiel …
Die liebe Jule von Miss Foxy reads hat mir das Werk ans Herz gelegt, aber auch so wäre ich sicherlich nicht an dieser Geschichte vorbeigekommen.
Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Ich war unglaublich gespannt auf die Umsetzung dieser Geschichte, auch, wenn ich ebenso viel Angst hatte.
Amanda ist einfach toll. Das hört sich jetzt vielleicht plump an, aber so schnell habe ich noch nie so viel Sympathie für einen Charakter verspürt. Sie ist unglaublich einfühlsam, loyal und immer auf das Wohl von anderen bedacht. Gleichzeitig beweist sie aber auch so viel Stärke und hinterfragt alles.
Der Kontrast zwischen Gegenwart und Rückblenden ist einfach herzzerreißend. Wenn man sieht, wo Amanda nach so viel Schmerz und Leid endlich angekommen ist, mag man gar nicht mehr in diese Schreckensmomente zurückgeworfen werden. Diese werden allerdings auch nicht allzu sehr vertieft, dienen eher einer Erinnerung, wie sich ihr Weg gestaltet hat.
Doch auch die anderen Charaktere sind unglaublich facettenreich und man bekommt als Leser unglaublich viele Blickwinkel und Sichtweisen vorgetragen.
Amandas Eltern, wie sie unterschiedlicher mit der Erkenntnis um das Leben ihrer Tochter nicht umgehen könnten, aber auch Freunde, die scheinbar bedingungslos lieben können und Stärke vermitteln, trotz ihrer ganz eigenen Probleme.
Die Atmosphäre und Gespräche zwischen den Charakteren haben mir teilweise wirklich den Atem genommen, weil die Autorin Amanda so authentisch hat wirken lassen, dass es sich angefühlt hat, als würde man diese Momente mit ihr gemeinsam erleben.
„Wir sind doch alle kompliziert.“ Er kratzte sich an der Schläfe.
„Nicht so wie ich. Ich habe eine Vergangenheit, okay? Und mit der möchtest du ganz sicher nichts zu tun haben.“
„Wir haben alle eine Vergangenheit. Das heißt nicht, dass wir keine Zukunft haben können.“
Trotz dessen, das mir das Buch so gut gefallen hat, haben mich doch auch einige Klischees gestört. Der Ablauf war ziemlich vorhersehbar und kam, wenn auch sehr emotional, eben nicht überraschend. Es hat sich alles so unglaublich gut gefügt, wie dies nur in einer Teenie Romanze sein konnte.
Dadurch war der Spannungsbogen eher gering gehalten, zumindest ging es mir so, da ich schon ahnen konnte, worauf das alles hinauslaufen wird.
Genauso fand ich den „Werdegang“ doch sehr glimpflich geschildert, was er leider zu 98% wahrscheinlich nicht ist.
Hier hat mich jedoch die Autorin mit ihrem Nachwort sehr überrascht. Versteht mich nicht falsch, mir ist vollkommen bewusst, dass ich alles andere als ein Experte auf diesem Gebiet bin und da sicherlich niemandem was erzählen kann, aber ich bin einfach ein Fan der unverblümten Wahrheit.
Meredith Russo hat sich aber so erklärt, dass sie Amanda den Lesern „einfach“ gestalten wollte, damit man von Anfang nie daran zweifelt, dass sie ein Mädchen ist, schon immer war und sich dadurch besser ins Geschehen hineinversetzen und vor allem nachempfinden kann.
Diese Erklärung war für mich mehr als nur einleuchtend und ich selbst wäre da niemals drauf gekommen. Frau Russo weiß natürlich besser als die meisten Menschen, was dieser Weg bedeutet und was einem bevorsteht.
Und zeitgleich hat auch genau das dazu geführt, dass alles umso realer gewirkt hat. Man lernt Amanda als das kennen, was sie schon immer war, ein Mädchen. Man kommt nicht einmal auf den Gedanken, dass das mal anderes gewesen hätte sein können und genau darum geht es auch. Den Menschen einfach diese eine Freiheit zuzustimmen, selbst zu entscheiden, wer man ist und sein möchte.
Weder sexuelle Orientierung noch Geschlechterbestimmung geht irgendwen anderen, außer einem selbst, etwas an.
Sexuelle Orientierung und Geschlecht sind keine Charaktereigenschaften, sie dienen keiner Beschreibung einer Persönlichkeit.
Dein Körper, deine Entscheidung. Bis wir es jedoch an diesen Punkt geschafft haben, wird noch sehr, sehr viel Zeit vergehen.
Als ich Amanda wurde war einerseits so anders, als ich es erwartet hätte und zeitgleicfh hat es mir ncoh mehr gegeben. Einen Blickwinkel, den ich vorher nicht wahrgenommen habe, und eine Empathie, wie ich sie schon immer hätte haben sollen.
Ich kann jedem diese Geschichte nur ans Herz legen, denn sie betrifft uns alle. Für mehr Offenheit und Toleranz anderen gegenüber.
Einfühlsam und ganz besonders – eine klare Leseempfehlung!
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by Miss Foxy reads
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