Rezension | American Born Chinese

Rezension | American Born Chinese

Titel: American Born Chinese |  Autor*in: Gene Luen Yang | Übersetzer*in: Matthias Wieland |  Illustrator*in: Gene Luen Yang |  Verlag: Cross CultErscheinungsdatum: 15.05.2023  |  Seitenzahl: 244

Die Graphic-Novel-Vorlage zur großen Disney+-Actionkomödie

AMERICAN BORN CHINESE ist ein teils autobiografisches Werk aus der meisterlichen Feder des New-York-Times-Bestsellerautors Gene Yang (AVATAR – HERR DER ELEMENTE) und erzählt die Geschichte dreier Figuren, die zunächst nichts zu verbinden scheint: Jin Wang, der mit seiner Familie in eine neue Nachbarschaft zieht, nur um feststellen zu müssen, dass er der einzige Schüler mit chinesisch-amerikanischen Wurzeln an seiner neuen Schule ist; der mächtige Affenkönig, Mittelpunkt einer der ältesten und größten chinesischen Fabeln; und Chin-Kee, die Verkörperung des schlimmsten chinesischen Stereotyps, der das Leben seines Cousins Danny mit seinen jährlichen Besuchen ein ums andere Mal ruiniert. Ihre Leben und Geschichten sollen in dieser spannenden modernen Fabel im Zuge einer unerwarteten Wendung bald aufeinandertreffen.

Gene Luen Yang, der fünfte nationale Botschafter der USA für Jugendliteratur und MacArthur Fellow, zog mit AMERICAN BORN CHINESE 2006 in das Finale des National Book Award für Jugendliteratur ein und im Jahr 2007 erhielt er den Michael L. Printz Award, gewann den Eisner Award in der Kategorie „Best Graphic Album: New“, war in der Kategorie „Best Coloring“ nominiert und wurde mit dem Titel „Bank Street Best Children’s Book of the Year“ ausgezeichnet.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Voller Vorfreude und ziemlich hohen Erwartungen habe ich auf diesen Comic gewartet!

Drei Perspektiven

Der Comic ist allein schon rein haptisch etwas Besonderes – im kleinen quadratischen Format, was vielleicht erst einmal ungewöhnlich erscheint, allerdings gerade für diese Geschichte so unglaublich gut passt und besser nicht hätte ausgewählt werden können.
Der Comic baut sich in drei komplett unterschiedlichen Perspektiven auf, die zuerst nicht so ganz den roten Faden zueinander zu haben scheinen, allerdings ziemlich schnell Parallelen aufweisen.
Da geht es zum einen um Jin Wang, der zwar chinesische Wurzeln hat, aber in Amerika geboren ist, was für sein Umfeld aber keinen wirklichen Unterschied zu machen scheint. Mit Alltagsrassismus täglich konfrontiert, macht er alles andere als Freudensprünge, als Wei-Chen als neuer Schüler an die Schule kommt – doch die Freundschaft zwischen den beiden bricht sich dennoch Bahn, auch wenn Jin oft schambehaftet reagiert, wenn Wei-Chen nicht englisch spricht oder sich nicht „amerikanisch“ genug verhält.

Neben der sehr realistischen Perspektive geht es weiter mit der von Danny (ebenfalls High School Schüler) und seinem Cousin Chin-Ki, der einmal jährlich zu Besuch kommt. Absolut überzogene und rassistische Darstellungen, die einfach nur ganz unangenehm zu lesen sind – aber keinesfalls so sehr fehlgegriffen sind. Denn es sind genau diese Stereotype, die weiterhin am Leben gehalten werden und einmal deutlicher aufzeigen, womit Betroffene zu kämpfen haben.
Dann wird es ganz fantastisch, denn die dritte Perspektive wird vom Affenkönig eingenommen. Ein Affe, der sich jeden Tag neuen Herausforderungen stellt um seinem Volk alle Ehre zu machen, von den anderen Gottheiten aber überhaupt noch respektiert, geschweige denn anerkannt wird. Was leider zur Folge hat, dass er sich selbst verleugnet und zu wem anders wird – ihr seht, alle Perspektiven, so unterschiedlich sie auch sind, laufen schon mehr oder weniger auf das gleiche hinaus.

Zeichnung @Gene Luen Yang | Cross Cult

Die große Auflösung

Trotz der Parallelen kann es durchaus schwerfallen, hier den roten Faden zu finden, was Gene Luen Yang zum Ende hin aber gekonnt auflöst – ich an dieser Stelle aber natürlich nicht verrate.
Jede Perspektive für sich gesehen, hat aber einfach schon eine enorm wichtige Geschichte erzählt, die mich sehr beeindruckt hat. Die Wirkung braucht vielleicht an der einen Stelle mehr, als an der anderen, aber ob es nun Jin ist, der einfach nur „normal“ sein will, Danny, dem sein Cousin unangenehm ist oder der Affenkönig, der genauso dazugehören will – sie alle hinterlassen einen ganz bestimmten Eindruck.

Tatsächlich habe ich die Disney+ Serie zuerst geschaut, weil der Comic noch nicht erschienen war. Auch die Verfilmung hat mir echt gut gefallen, gerade aber auch wegen den Schauspielern, allerdings sind das doch nochmal ganz andere Hausnummern, wobei auch die Verfilmung einen besonderen Fokus auf die wichtigen Aspekte genommen hat. Die Wirkung finde ich im Comic allerdings noch greifbarer, auch wenn ich mich erst darauf einlassen musste, dass die Vorlage ein bisschen anders gestrickt ist. Die Serie hatte für mich auch einen kleinen Trash Faktor, auf den man sich schon einlassen können muss – der Comic hingegen bringt die realistische, mythische und auch die überspitzte Perspektive nochmal besser zur Geltung.

Zeichnung @Gene Luen Yang | Cross Cult

Gene Luen Yang hat hier eine beeindruckende Comic Vorlage für die Disney+ Serie geliefert, die sich doch in einigen Nuancen unterscheidet und in meinen Augen die verschiedenen Perspektiven nochmal greifbarer darstellt. Durch eigene Erfahrung schildert der Künstler hier das Leben seines Charakters Jin, der zwar in Amerika geboren ist, bei dem aber nur die chinesischen Wurzeln gesehen werden und der jeden Tag auf Alltagsrassismus stürzt. Doch was hat der Affenkönig damit zu tun? Das müsst ihr selbst herausfinden!

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Phantastik News

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