Rezension | Animal von Lisa Taddeo

Rezension | Animal von Lisa Taddeo

Titel: Animal | Originaltitel: Animal | Autor*in: Lisa Taddeo | Übersetzer*in: Anne-Kristin Mittag | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 30.09.2021 | Seitenzahl: 416

»Nennt uns nicht verrückt, wenn wir wütend sind.« Lisa Taddeo

Viel zu lange hat Joan die Grausamkeiten von Männern ertragen. Den einen liebt sie, aber er bleibt kalt. Und der, der sie liebt, gibt sich eines Tages vor ihren Augen die Kugel. Joan flieht aus New York und sucht nach der Frau, die ihr helfen kann, ihre Vergangenheit zu überwinden. Während Alice ihr zuhört, muss Joan einsehen, dass sie selbst sich vor den Männern ihres Lebens erniedrigt hat. Jetzt will sie mehr als nur Opfer sein. Selbst wenn sie dafür zur Täterin werden muss.

Lisa Taddeo, Autorin des #1-Spiegel-Bestsellers »Three Women – Drei Frauen«, erzählt provokant und verletzlich von weiblichem Schmerz und weiblicher Wut, von Rache, Solidarität und Selbstermächtigung, mit der für Joan ein neues Leben beginnt.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Obwohl sich Lisa Taddeo bereits mit ihrem letzten Buch einen großen Namen gemacht hat, war dies mein erstes Buch von ihr – der Klappentext hat mich aber unglaublich neugierig gemacht!

Ein sehr schwerer Einstieg

Ich hatte unglaublich hohe Erwartungen an das Buch, doch der Einstieg war mehr als nur ernüchternd.
Der Schreibstil ist alles andere als schlecht und lockt definitiv nach mehr. Doch an Joan die Protagonistin ranzukommen, wollte mir einfach nicht gelingen.
Ein Charakter, der sehr gezeichnet ist und ein festes Ziel vor Augen hat – genau das wird den Leser*innen aber lange Zeit nicht wirklich klar. Joan ist attraktiv und so, wie sie es zwar auch für sich selbst zu nutzen weiß, so wissen es die Männer leider ebenso. Dass Frauen durch weit mehr als durch Gewalt unterdrückt werden, ist für viele kein Geheimnis mehr, wenn es sich die gegenteilige Annahme auch in vielen Kreisen hält.
In Animal versucht Lisa Taddeo genau das anzugehen, jedoch sehr provokativ. Teils kommt es einem vor, als wenn der Spieß hier umgedreht wird, was aber keinesfalls der Fall ist – zumindest hatte ich nicht das Gefühl.

Dennoch konnte ich mich durch all die Geheimnisse, die Szenenwechsel, Joans sehr eigene Art und den provokanten Unterton lange nicht mit der Geschichte anfreunden. Irgendwann habe ich mich dann aber „überwunden“ und mal einen längeren Abschnitt gelesen, was mir gerade hier wirklich gut getan hat.
Joan wurde dadurch nicht leichter zugänglich, ihre Intention nicht klarer und auch die Männerwelt nicht unbedingt sympathischer – doch irgendwie bin ich so eher reingekommen und auch, wenn ich einen Großteil der Handlung nicht gut fand, konnte ich doch ein paar Beweggründe eher verstehen.

Wenn alles aus den Fugen gerät

So wie ich die Story wahrgenommen habe, geht es hier Lisa Taddeo nicht darum eine männerhassende Frau zu schaffen, die durch ihre Erfahrung eine Absolution erteilt bekommen hat.
Es geht viel eher darum zu zeigen, was die Gesellschaft und das Patriarchat mit uns, vor allem mit Frauen macht. Gewalt erzeugt Gegengewalt.
Zwischendurch ist die Story mal ein wenig abgedreht und wirkt fast abstrakt, nur um einen im nächsten Moment heftig ins Gesicht zuschlagen und ordentlich schlucken zu lassen. Es geht um psychische Abhängigkeit, Unterdrückung und sexuellen Übergriffen bis hin zur Vergewaltig. Das Buch ist alles, nur nicht leicht.
Manchmal war ich von der ganzen Welt so angekotzt, dann von Joan, dann wollte ich sie einfach nur in den Arm nehmen. Eine kleine Hassliebe, von der man sich einfach nicht lösen kann, selbst wenn man es will.

Animal hat sich im Endeffekt ganz anders gestaltet, als ich erwartet hätte und mir fällt keine Schublade ein, in die ich es stecken könnte. Ebenso ist es auch kein Buch, das ich einfach so weiterempfehlen würde, wenn es auch noch eine Weile in mir weiterarbeiten wird. Ich glaube hier geht es auch viel um die Denkanstöße, die inneren Diskussionen und den Unmut, die das Buch in einem auslösen.
Und obwohl das Ende verstörender war, als das ganze Buch für mich zusammen, war es auch genau das, was mir Joan dann letztendlich doch näher gebracht hat.
Ihr merkt, ich bin nach wie vor hin und her gerissen – mit Sicherheit eine Geschichte, die die Gemüter ordentlich erhitzt und für große Meinungsverschiedenheiten sorgt. Aber ich bin froh, dass ich es gelesen habe.

Eigentlich fehlen mir immer noch die Worte für Animal von Lisa Taddeo – die Geschichte ist unglaublich provokant und hat es mir gerade am Anfang sehr schwer gemacht mich reinzufinden. Doch irgendwann war ich drin und gleichermaßen schockiert wie fasziniert. Im Kopf bleiben wird mir das Buch auf jeden Fall noch eine Weile.

KAUFEN!

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