Rezension | Beste Freunde von Sharon Balton

Rezension | Beste Freunde von Sharon Balton

Titel: Beste Freunde – Pass auf, was du versprichst. | Originaltitel: The Pact | Autor*in: Sharon Bolton | Übersetzer*in: Marie-Luise Bezzenberger | Verlag: Goldmann | Erscheinungsdatum: 17.08.2022 | Seitenzahl: 480

Ein abgrundtief böser Thriller: »Absolut fesselnd!« (Daily Mirror)

Sechs junge Leute genießen den Sommer ihres Lebens. Die Schule liegt hinter ihnen, eine goldene Zukunft vor ihnen. Bis sie mit einer waghalsigen Wette alles aufs Spiel setzen. Für fünf von ihnen geht die lebensgefährliche Mutprobe auf der Autobahn gut aus, beim sechsten Mal kommt es zu einem tödlichen Unfall. Die achtzehnjährige Megan nimmt die Schuld auf sich und wird wegen dreifachen Mordes verurteilt. Doch sobald sie wieder auf freiem Fuß ist, darf sie von den anderen jeweils einen Gefallen einfordern, so lautet der Deal. Zwanzig Jahre später ist der Tag der Abrechnung gekommen …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Ein Thriller, auf den ich mich ganz besonders gefreut habe – nennt es einfach Gefühl!

Anders als gedacht

Tatsächlich lese ich ja oftmals keine Klappentexte oder vergesse sie, bis ich das Buch dann auch wirklich beginne zu lesen. So ist es meistens eine Überraschung, was mich erwartet und die Einschätzung erfolgt meist nach der Gestaltung und dem Cover. So war ich hier auf jeden Fall ein wenig überrascht, denn an der Seite von sechs jungen Erwachsenen zu landen, die gerade ihr Leben auskosten und noch alles vor sich haben, hatte ich nicht erwartet.
Ich weiß, dass kaum jemand im Alter von 17/18 seine Glanzleistung abgelegt hat, doch diese teils sehr überprivilegierte Gruppe macht es schon schwer, genügend Sympathie aufzubringen.

Die Prüfungen sind geschrieben, der Abschluss ist in greifbarer Nähe und nach dem zu vermutenden überaus positiven Noten werden die sechs wohl einen guten Start ins Leben haben. Doch nach zu viel Alkohol und Langeweile am Pool kommt die Situation auf, dass eine Mutprobe verlangt wird. Eine, die bereits alle außer einer Person aus der Gruppe abgelegt haben. Die Begeisterung ist zwar nicht bei allen groß, dennoch wird es in Angriff genommen. Die Folge? Ein provozierter Autounfall, der Menschenleben opfert und die Zukunft der sechs jungen Menschen definitiv in andere bahnen lenken wird.
Doch zum Erstaunen aller erklärt sich ausgerechnet Megan, die im Vergleich zu den anderen nicht aus einem reichen Elternhaus kommt, sondern nur dank eines Stipendiums auf die gleiche Schule geht, sich bereit, die alleinige Schuld auf sich zu nehmen. Dafür müssen alle versprechen, sie zu unterstützen und ihr nach der abgeleisteten Gefängnisstrafe einen Gefallen schuldig zu sein…

Allein dieser erste Abschnitt, war für mich schwer zu verdauen, zeitgleich aber auch unglaublich faszinierend. Die Dynamik in der Gruppe spricht nicht unbedingt immer von wahrer Freundschaft und über das Werteempfinden müssen wir wohl auch nicht groß diskutieren. Natürlich hat sich Megan abgesichert und anstatt wirklich ihr Versprechen zu halten, wendet die Gruppe sich dann doch schnell ab, was unter anderem für eine 20-jährige Gefängnisstrafe sorgt und eine Schuld, die man so schnell nicht begleichen kann…

Du stehst in meiner Schuld

Wie sagt man so schön? Das Leben geht weiter. Zumindest für Amber, Talitha, Felix, Xavier und Daniel. Immerhin muss man ihnen zu Gute halten, dass sie alle einen abgemachten Anteil ihres Vermögens auf einem Konto gespart haben, das für Megan gedacht war. So ganz haben sie alle aber scheinbar nicht wirklich mit ihrer Rückkehr gewartet, denn als die Frau auf einmal vor ihnen steht, erkennen sie nur nicht kaum wieder, auch die eigentlichen Pläne kommen ins Stocken.
Megan schildert einen schlimmen Unfall, den sie in Haft hatte, der scheinbar auch nicht ganz zufällig war und ihr neben schwerwiegenden Verletzungen auch eine Gedächtnislücke verpasst hat.
Die Gruppe kann ihr Glück kaum fassen – sind sie jetzt also doch fein raus?

Natürlich wäre es kein Thriller, wenn daran nicht doch Zweifel bestehen würden und die Atmosphäre ist zum Reißen gespannt. Das besonders Interessante daran? Man erfährt nichts aus Megans Sicht, was auch bei Leser*innen für viele Vermutungen und Sorgen, aber nie für Gewissheit sorgt.
Auch, wenn das Buch manchmal mehr Tempo und dann auch weniger hat, so ist es vor allem dieses psychologische Spiel, was dafür sorgt, dass man sich nur schwer von der Geschichte lösen kann. Die Zweifel, all die offenen Frage und vor allem auch das Moralverständnis, was hier immer wieder auf die Probe gestellt wird. Denn wenn Megan ihre Gefallen einfordern wird, dann sind es sicherlich keine Kleinigkeiten. Und zu viel wäre man bereit, um sein Leben zu schützen?

Vielleicht ist die Idee hinter Beste Freunde von Sharon Bolton nicht ganz neu, doch ich fand die Umsetzung durchaus innovativ und sehr spannend gestaltet. Dass diese eine so entscheidende Perspektive doch sehr undurchsichtig bleibt, sorgt für eine besondere Art der Spannung und stellt einen beim Lesen immer mal wieder vor eine Zerreißprobe. Denn, kann man jede Schuld begleichen? Und wie viel ist man bereit dafür zu geben?

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Renas Wortwelt

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