Rezension | Chaos Walking von Patrick Ness
Titel: Chaos Walking | Originaltitel: Chaos Walking 1 : The Knife of Never Letting Go | Autor: Patrick Ness | Übersetzer: Petra Koob-Pawis | Verlag: cbt | Erscheinungsdatum: 11.01.2021 | Seitenzahl: 544 | Altersempfehlung: ab 14
Todd Hewitt ist der letzte Junge seiner Heimatstadt. Und diese Stadt ist anders. In ihr gibt es keine Frauen. Nur Männer. Und jedermann hört die Gedanken aller anderen. Rund um die Uhr. Es gibt kein Privatleben. Es gibt keine Geheimnisse. Oder doch? Nur einen Monat vor dem Geburtstag, der auch ihn zum Mann machen wird, stolpert Todd unvermutet über einen Ort, an dem absolute Stille herrscht. Und dort trifft er ein Mädchen. Doch das ist unmöglich. Oder haben ihn alle ein Leben lang belogen? Todd kommt einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur. Und nun bleibt ihm nur eines: um sein Leben zu rennen …
Nach Sieben Minuten nach Mitternacht war ich schlagartig verliebt in den Stil von Patrick Ness und war dadurch umso gespannter auf das Buch. Als Kasia es dann auch noch empfohlen hat, musste ich es mir sofort besorgen.
Sehr eigener Stil
Ich habe mich gar nicht auf etwas Bestimmtes eingestellt, nur eben darauf, dass die Geschichte etwas Besonderes sein wird. Und tja, das ist sie auf jeden Fall. Denn wir starten in die Geschichte und hören…einen Hund? Ohja. Und ich meine hier nicht die überlegene hochentwickelte Sorte, sondern eher einen kleinen haarigen Vierbeiner, der hauptsächlich seine Grundbedürfnisse kund tut.
Dass sich allein damit einige Leser erst einmal ein wenig schwer tun, bzw erst einmal damit warm werden müssen, kann ich absolut verstehen, denn auch für mich als großer Hundefan war das ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Auf der anderen Seite war es aber vielleicht auch genau diese unschuldige Art von Manchee, die einen so starken Kontrast zur restlichen Geschichte bietet der Grund, wieso mich die Story so mitgenommen hat.
Nicht nur der Erzählstil hat hier seine Eigenarten, einfach alles. Die Charaktere sind teilweise super weird, dann aber oft auch wieder unglaublich emotional und mitreißend in ihren Handlungen. Vor allem auch Todd als Protagonist bietet mal eine ganz andere Persönlichkeit. Auf der einen Seite hat mich seine grobe Art Manchee gegenüber einfach wahnsinnig gemacht. Und ohne das Verhalten zu entschuldigen, war es einfach ein stilistisches Mittel, um all den Frust und die Last, die dieser Junge mit sich trägt nicht nur zu verarbeiten, sondern vor allem auch erst aufzuzeigen.
Doch die meisten Eigenheiten bietet wohl die Story selbst: eine Welt, in der nur noch Männer leben. Denn die Bevölkerung wurde vom „Lärm“ infiziert, eine Krankheit, die die Gedanken der Männer offengelegt hat und an der alle Frauen verstorben sind. Der allgegenwärtige Lärm scheint nun die Männer zu bestimmen. Allein der Gedanke daran, dass jeder alles hört, was ich denke, würde mich in den Wahnsinn treiben und genau in diese Richtung geht auch Patrick Ness. Doch das hinter all dem mehr steckt, als dem jungen Todd erzählt wurde, wird einem als Leser schnell klar. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass die Wahrheit offensichtlich wäre.
Kein Wohlfühlbuch
Bereits meine ersten Abschnitte lassen wohl schon darauf hindeuten, dass mich die Geschichte zwar sehr beschäftigt hat, aber definitiv alles andere als ein Wohlfühlbuch ist.
Die Geschichte war von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur bedrückend für mich. Denn nicht nur allgemein ist hier alles so verkehrt, auch aus der Sicht von Todd scheint einfach kein Moment der Ruhe zu kommen.
Die ganze Gesellschaft ist furchtbar und ein Hoffnungsschimmer meistens nur der nächste Hinterhalt.
Wer also jetzt schon Bedenken hat, dem würde ich das Buch auch nicht empfehlen. Es hat schon einen Grund, wieso das Buch so unterschiedliche Meinungen hervorruft und ich kann auch jeden verstehen, der damit nicht warm geworden ist. Wer aber merkt, dass das Interesse geweckt ist und sich darauf einlassen kann, der sollte sich unbedingt daran versuchen. Denn selten hat mich ein Buch, wenn auch teilweise mit vielen eher negativen Gefühlen, so sehr eingenommen.
Dass ich nah am Wasser gebaut bin, ist wahrscheinlich auch kein Geheimnis mehr, so habe ich auch hier einige Tränen vergossen und wahrscheinlich auch das ein oder andere graue Haar davon getragen. Chaos Walking hat seinen ganz eigenen Sog und eine unglaubliche Kraft, dabei ist dieses Buch erst der Anfang und ich kann überhaupt nicht einschätzen, wo die Reise hier noch hinführen wird. Aber ich weiß auf jeden Fall, dass ich das herausfinden möchte!
Mit Chaos Walking hat Patrick Ness wieder ein Buch auf den Markt gebracht, das mehr als nur Einzigartig ist. Dass die Meinungen hier sehr auseinander gehen, kann ich definitiv nachvollziehen, dennoch kann ich nur betonen, wie sehr mich die Geschichte bewegt und mitgenommen hat. Es ist alles andere als ein Wohlfühlbuch, dafür aber auch umso beeindruckender. Keine Geschichte für Zwischendurch, dafür aber eine, die im Kopf bleibt!
KAUFEN!
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