Rezension | Crave von Tracy Wolff

Rezension | Crave von Tracy Wolff

Titel: Crave – Liebe mich, wenn du dich traust | Originaltitel: Crave | Autor*in: Tracy Wolff | Übersetzer*in: Katarina Ganslandt | Verlag: dtv | Erscheinungsdatum: 20.08.2021 | Seitenzahl: 688 | Altersempfehlung: ab 14

Liebe mich, wenn du dich traust

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern verschlägt es Grace buchstäblich ins kalte Exil: die Wildnis von Alaska, wo ihr Onkel ein Internat leitet, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Und die Schüler sind nicht weniger mysteriös, allen voran Jaxon Vega, zu dem Grace sich auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt – trotz aller Warnungen, dass sie in seiner Nähe nicht sicher ist. Doch Jaxon hat seinen Ruf nicht umsonst: Je näher sie und der unwiderstehliche Bad Boy einander kommen, desto größer wird die Gefahr für Grace. Offensichtlich hat jemand es auf sie abgesehen …

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ich merke immer wieder, wie ich mittlerweile nicht mehr aufgehen kann in bestimmten Klischees und auch bekannten Jugendbuchmustern – dennoch war meine Vorfreude auf Crave immens hoch!

Krasse Twilight Vibes

Ich selbst muss gestehen, dass ich damals, so mit 15, nur den ersten Band der Twilight Saga gelesen, den aber auch wirklich gemocht habe. Mittlerweile sind wir uns auch über einige Kritikpunkte einig – dazu später mehr – unabhängig davon: Wer ein großer Fan der damaligen Vampir Reihe war, dem wird sicherlich auch hier das Herz aufgehen. Denn auch für nicht ganz so erfahrene Leser:innen wie mich, sind die Vibes unverkennbar. Dabei wirkt es aber keinesfalls wie ein billiger Abklatsch, zumindest auf mich nicht, aber das Rad wird eben auch nicht neu erfunden und wieso auch nicht das nutzen, was bereits auf Begeisterung gestoßen ist.
So schafft Tracy Wolff mit der Katmere Academy durchaus ein anderes Setting, nimmt aber beliebte Elemente mit auf, bei denen man sich gleich zurück versetzt fühlt. Somit also auch schon klar: egal, ob für jüngere Leser:innen als erste Erfahrung oder etwas ältere Leser:innen ein kleiner Trip in die Teenie-Zeit – hier ist auf jeden Fall beides möglich.

Vor allem aber hat die Autorin gleich zu Beginn mit ihrem Humor bei mir gepunktet. Die Situation rund um Grace ist durchaus auch ernst, wird aber mit viel Humor und Situationskomik aufgelockert und sorgt immer mal wieder für kleine Schmunzler. Bis auf ein paar Zusatzkapitel am Ende des Buches fokussiert sich Tracy Wolff auf die Sicht von Grace – was gerade am Anfang dafür sorgt, dass man sich ziemlich unsicher ist, wie die anderen Charaktere so ticken und die Spannung aufrecht erhält. Aber reden wir nicht weiter um den heißen Brei herum:
Ich hatte richtig Bock auf das Buch und auch mal wieder auf ein paar Klischees, weil ich einfach in der richtigen Stimmung war – doch wie weit geht das? Und ab wann fängt es vielleicht doch wieder an zu nerven?

Eine kleine Hassliebe

Machen wir uns nichts vor, es wird einige Leser:innen geben, die von vornherein bewusst nicht zu dem Buch greifen oder es zwar lesen, dann aber bitterlich enttäuscht sind und das kann ich wirklich nachvollziehen.
Ich bin sonst eigentlich gar nicht mehr in der Stimmung für solche Bücher, hier war ich es aber. Und wie habe ich den Start in die Story genossen – all diese kleinen Szenen, die man zwar schon kennt, von denen aber eine ganz besondere Atmosphäre ausgeht. Man selbst weiß schon viel mehr als die ahnungslosen und – sind wir ehrlich – teilweise sehr naiven Protagonist:innen, aber das macht es irgendwie auch aus.
Und so konnte mich Tracy Wolff mit Crave wirklich toll unterhalten, nur Grace hat mich manchmal einfach ein wenig genervt. Dass diese junge und aufgeschlossene Frau teilweise so ein Brett vor dem Kopf hat, kann einen beim Lesen schon mal in den Wahnsinn treiben, wobei ich ihr ja zu Gute halten muss, dass sie schnell gemerkt hat, dass irgendwas nicht stimmt, nur die Auflösung hat ziemlich lange auf sich warten lassen.

Der Abschnitt hat mci8h dann wahrscheinlich auch ein bisschen unzufrieden zurückgelassen, denn selbst als Grace hinter das große Geheimnis der Katmere Academy gestoßen ist, war sie schon so sehr in live, dass ihr alles andere eigentlich relativ egal war. So hat man als Leser:in vorher schon immer mal Fetzen mitgenommen und wollte endlich hinter das große Ganze steigen, nur um zu erleben, dass Grace da einen anderen Weg einschlägt.
Und ja, die Lovestory ist nicht die emanzipierteste, ganz sicherlich nicht. Und alle, die damit ein Problem haben – ich fühle und verstehe das. Jetzt kommt es, das kleine „Aber“, aber es ist trotzdem okay. Ich finde es super, dass wir endlich soweit sind, dass wir einige Verhaltensmuster auch kritisch sehen und anders reflektieren können. Wenn andere das aber feiern, why not. Grace lässt sich durchaus auch von Jaxon bevormunden, sie möchte das aber auch gerne. Wenn sie es mal nicht möchte, dann sagt sie es. Und dann gibt es Diskussionen, bei denen sie nachgibt, weil sie eigentlich doch ganz gerne beschützt werden möchte oder sie gibt nicht nach, weil sie zu ihrem Punkt steht.
Es wäre auch nicht meine Traumbeziehung, aber ich habe auch schon weitaus andere Darstellungen gesehen. (Wie zum Beispiel Männer, die sich Nachts ins Zimmer der Frau schleichen und diese beim Schlafen beobachten, hust.)

So fällt auch das Setting, das ganze Worldbuilding und die anderen Charaktere ziemlich in den Hintergrund, aber sei es der jungen Liebe gegönnt. Ich bin mir sicher, dass Tracy Wolff sich dem im nächsten Buch annimmt – hoffe es zumindest sehr, denn das wäre eine starke Bereicherung für die Story und würde mehr Potenzial ausschöpfen.

Crave von Tracy Wolff bietet genau das, was ich erwartet hatte – harte Twilight Vibes, viele Klischees, aber eben nicht nur negative. Es ist ein bisschen wie zurück versetzt in die Teenie Zeit. Für mich war es nicht das Nonplusultra Highlight und Grace hat mich oft mit den Augen rollen lassen, aber es hat auch wahnsinnig viel Spaß gemacht und war irgendwie auch mal wieder ziemlich cool, sich auf so eine Story einzulassen.
Meine Hoffnung auf mehr Informationen zum Setting und Worldbuilding bleibt bestehen und ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe!

KAUFEN!

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11 comments found

  1. Huhu Jill,

    das Buch steht auch auf meiner Wunschliste und ich habe mir dazu sogar von Chest of Fandom die Box gegönnt. ♥ Da ich Vampir-Bücher liebe und ich gehört habe da tauchen sogar Drachen auf ^^, musste ich es einfach haben. Außerdem schwärmte meine Freundin total davon. Sie hat es schon auf englisch gelesen. ^^ Ich bin mal gespannt ob mich Grace mit ihrem Brett vorm Kopf auch stören wird. 😉

    Tintengrüße von der Ruby

    1. Oh Ruby,

      na dann ist es doch wie für dich gemacht! Und die tolle Chest of Fandoms Ausgabe hat es ja auch wirklich in sich 😉
      Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass es dich begeistert!

      Liebste Grüße
      Jill

  2. Hallöchen Jill,

    ich feiere deine Worte. Ich sehe Cover, Klappentext, ziehe Vergleiche und ja, ich weiß, was kommen könnte – nicht zu hundert Prozent, aber wir sind ja nicht auf dem Kopf gefallen. Von daher, entweder ich hab Spaß dabei oder lass es. Kritik ist immer gut, natürlich, konstruktiv am besten. Schließlich lese ich deine Rezi, um deine Meinung zu kennen.
    Ich werde bewusst nicht in die alten Zeiten zurückkehren, bewahre mir die Erinnerungen an das Durchsuchten von Büchern mit glitzernden Vampirkörpern 😉

    Liebe Grüße
    Tina

    1. Danke dir, liebe Tina 🙂
      Du sagst es, man hat Lust darauf oder eben nicht!
      Ich fand es irgendwie schon ziemlich cool, kan aber auch total verstehen, wenn man lieber bei den „alten“ Erinnerungen bleibt, haha.

      Liebe Grüße
      Jill

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