Rezension | Crossover 1: Kinder lieben Ketten

Geschichten, Mythen, Legenden… sie sind keine Fiktion. Sie sind ein Virus. Und der breitet sich aus.
In einer Welt, in der jede Comicfigur, die es jemals gab, Realität ist und in der Superhelden und Erzschurken zur verheerenden Naturkatastrophe wurden, sind Comicleser Ausgestoßene und Comicautoren ernten echten Hass. In dieser Welt begibt sich Cosplayerin Ellie auf eine lange Reise, um ein kleines Mädchen zurück nach Hause zu bringen (und sich dabei vielleicht selbst zu retten).

»Crossover« ist ein Comic für Comic-Fans und Comic-Skeptiker gleichermaßen, eine Liebeserklärung an die Neunte Kunst und ein Gedankenexperiment über ihren Ge- und Missbrauch. Ein mitreißender Geniestreich vom Kreativ-Dreamteam Donny Cates und Geoff Shaw.

Beinhaltet Heft 1-6 der Serie.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Wie so einige war ich nicht nur wegen der Idee, sondern auch wegen dem Kreativteam unglaublich gespannt auf die Umsetzung!

Ein Riss zwischen den Welten

Wie aus dem Nichts gab es auf einmal einen Riss zwischen den Welten, der alle Comicfiguren, Helden wie auch Schurken in unsere Welt gelassen hat. Das Ergebnis? Verheerend und bis heute sind die offiziellen Todeszahlen noch nicht an ihrem Höhepunkt. Um den Schaden zu versuchen in Grenzen zu halten, hat ein Comicheld ein Kraftfeld um Denver in Colorado gerichtet und alle innerhalb ein- und die außerhalb ausgesperrt. Die Regierung wie auch ein Großteil der Bevölkerung sind daraufhin gegen Superheldencomics und haben das Gefühl, dass die Gefahr hinter jeder Ecke lauert.

Das trifft die junge Elli gleich doppelt – denn nicht nur wurde sie durch die Kuppel von ihren Eltern getrennt. Sie lebt für Comics und Cosplay und hat dadurch ihr zweites Zuhause im Comicladen von Otto gefunden, der immer ein Auge auf sie hat. So auch an dem Tag, in dem wir uns hier nun auf dem aktuellen Zeitstrang wiederfinden. Vor der Tür demonstrieren die Menschen, doch die Lage spitzt sich erst richtig zu, als im Laden auf einmal ein kleines Mädchen auftaucht, das Punkteraster auf ihrer Haut hat und sich dadurch als Comicfigur auszeichnet…

Auf der Suche nach Familie

Die Ereignisse überschlagen sich, doch Elli, Otto und das Mädchen können sich knapp retten. Elli überkommt das vertraute Gefühl, das auch das kleine Mädchen plagt und will sie nach Hause, also zur Kuppel bringen, in der Hoffnung dort auch ihre Eltern zu finden – so hat Otto nicht wirklich eine Wahl und ein außergewöhnlicher Roadtrip beginnt, der gerade für alteingesessenen Comicfans so einiges zu bieten hat!

Mir selbst waren hier eher die Anspielungen auf aktuelle Comicautor*innen bekannt, da von den bekanntesten Comicfiguren nicht wirklich „kopiert“ werden durfte, wurde dadurch eher auf ältere Indiecomics zugegriffen. Wer nicht ganz so tief in der Materie steckt (so wie ich auch), wird mit den meisten Anspielungen nichts anfangen können, hat aber definitiv trotzdem seinen Spaß. Für alle anderen wird vielleicht sogar ein kleiner Kindheitstraum wahr, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Besonders tiefe Aussagekraft bekommt der Comic durch das Vorwort vom Autor, das ihr definitiv nicht überlesen solltet. Alles in allem ein echt cooler Auftakt, der gerade zum Ende hin noch eine gelungene Überraschung bereithält.

Vielleicht ist die Grundidee nicht neu von Crossover, doch die Umsetzung ist es auf jeden Fall. Mit einem neuen Winkel und einer interessanten Message sorgt dieser Comic für echt coole Lesestunden. Besonders werden alteingesessene Comicfans auf ihre Kosten kommen und sollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.