Rezension | Das Labyrinth von Simon Stalenhag

Rezension | Das Labyrinth von Simon Stalenhag

Titel: Das Labyrinth – Ein illustrierter Roman |  Autor*in: Simon Stalenhag   |  Illustrator*in: Andrew MacLean   |  Übersetzer*in: Stefan Pluschkat  |  Verlag: Fischer TOR  |  Erscheinungsdatum: 27.04.2022  |  Seitenzahl: 152

Kunst meets Literatur: Nach „Tales from the Loop“ und „The Electric State“ das neue Buch des visionären Künstlers Simon Stålenhags.

Die schwarzen Sphären kamen aus dem Nichts. Manchmal schwebten sie allein über den Himmel, manchmal in Gruppen, als folgten sie einem Plan. Die Toxine, die sie in die Umwelt entließen, verseuchten unsere Atmosphäre und machten alles Leben an der Erdoberfläche unmöglich.

Nur einigen wenigen Menschen gelingt die Flucht in schwer bewachte unterirdische Bunkeranlagen. Doch das Überleben hat seinen Preis.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Simon Stalenhag konnte mich bereits mit seinen letzten Werken catchen – ich bin aber auch einfach ein unglaublich großer Fan von illustrierten Romanen!

Das Ende der Welt

Bereits in vorherigen Büchern des Autors gab es eine gewisse Weltuntergangsstimmung, nun ist diese aber real geworden. Die Erde wird von einer schwarzen Sphäre mit Toxinen überzogen, die immer mehr Sonnenlicht raubt, was für ein Aussterben und ein Terraforming sorgt.
Die Gesellschaft zerbricht verständlicherweise an dieser Herausforderung – um eine Chance auf Rettung zu bieten gibt es an mehreren Orten auf der Welt unterirdische „Schutzbunker“, aber für eine Anzahl, die die Menschheit am Leben halten soll – allerdings immer noch so gering, dass die wenigsten sich Hoffnungen machen müssen.
So kommt es auch an diesem Schauplatz zu Rebellionen – die Menschen versuchen in Kungshall zu landen und zu überleben. In einem Rückblick sieht man hier auch, wie die junge Protagonistin hier als Ärztin mit am Projekt ist, gemeinsam mit ihrem Bruder, als zwei Jungen aufs Lager stoßen.
Der ältere wird „entfernt“, der jüngere Charlie mit aufgenommen und unter die Obhut der Geschwister gestellt.

Jahre später fällt Charlie in der Schule auf und die beiden denken sich, dass es ihm guttun könnte, sie auf einen Ausflug mit dem Expeditionsfahrzeug zu begleiten – fernab und abgelegen, in der Hoffnung eine neue Chance für die Menschheit auf der Erde zu finden. Der Einsatz ist Routine, doch die Stimmung bereits von Anfang an sehr angespannt, was durch die grandiosen Illustrationen nur noch unterstrichen wird. Simon Stalenhag hat wahrlich ein Talent, wodurch sich sein Fokus auch hier wieder wesentlich mehr auf den visuellen als textlichen Anteil legt. Manchmal stört mich das bei seinen Werken, vielleicht fehlt auch nur mir persönlich die Fantasie, um all das Potenzial greifen zu können, doch hier hat es mir schon besser als bei seinem letzten Buch gefallen.

Zeichnungen @ Simon Stalenhag | Fischer TOR

Bedrückend & brutal

Mit einem tagebuchähnlichen Stil erzählt der Autor hier eine Geschichte, die von der ersten Seite an zum Scheitern verurteilt ist und wesentlich mehr klassische Horrorelemente enthält, als ich anfänglich vermutet hätte. Die Stimmung ist von Beginn an sehr bedrückend – Charlies Verhaltensauffälligkeiten sind einfach gruselig – und als er dann noch nach seinem Bruder fragt – nach all den Jahren das erste Mal – ist einem als Leser*in spätestens klar, was die beiden Geschwister immer noch zu ignorieren versuchen.
Hier geht etwas vor sich und auf keinen Fall werden alle von dieser Expedition zurückkehren.

So beeindrucken die Bilder außerhalb der Station, die eine Welt voller Asche und ohne Leben zeigen und in den vier Wänden verschlossen, weiß man vor Unbehaglichkeit gar nicht, wohin mit sich.
Dieses Werk ist überraschend brutal und blutig, doch die Grundstory setzt das voraus und ich mag die Ehrlichkeit von der Thematik, so verstörend und tieftraurig sie auch ist. Mich konnte das Gesamtpaket auf jeden Fall begeistern und ich kann nur eine große Empfehlung aussprechen – nach meinem Geschmack sogar das beste Werk des Autors bisher!

Nachdem mich das letzte Werk nicht ganz so begeistern kann, schafft es Simon Stalenhag mit Das Labyrinth umso mehr – düster, brutal und einnehmend! Erzählerisch zwar wieder ein bisschen sparsamer, aber visuell eine Wucht!

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AUCH REZENSIERT VON:  Phantastik-News

3 comments found

  1. Hi Jill,

    hab ich das richtig verstanden, dass die Bücher zusammenhängen als Reihe? Ich dachte, das wären einzelne Bände nur im gleichen Stil. Ich hab keins der Bücher gelesen, aber aufgrund der positiven Blogger-Meinungen habe ich sie schon empfohlen – mit Erfolg 🙂 Endzeitszenarien liegen mir nicht so… Doch das Format ist schon cool.

    Liebe Grüße
    Tina

    1. Liebe Tina,
      da habe ich mich einfach ungünstig ausgedrückt – das tut mir sehr leid. Die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen!
      Ja, das Format und die Atmosphäre sind hier auch wirklich was Besonderes 🙂

      Liebe Grüße
      Jill

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