Rezension | Das Lied der Sonne von Jennifer Wolf
Titel: Das Lied der Sonne | Autor: Jennifer Wolf | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 05.03.2020 | Seitenzahl: 400 | Altersempfehlung: ab 14
Lanea liebt ihr Leben. Sie genießt es, jeden Morgen mit den Stammesmitgliedern am feinen Sandstrand die Sonne zu begrüßen und mit ihrer besten Freundin, der Häuptlingstochter, unbeschwert zu lachen. Doch von einem Tag auf den anderen ändert sich alles. Der zukünftige Großkönig des Reiches ruft zur Brautschau und Lanea soll als falsche Prinzessin an den Hof reisen. Ein Ort, an dem man ihr nicht nur mit Vorurteilen begegnet, sondern hinter jeder Ecke Intrigen und tödliche Verschwörungen lauern – und mittendrin Prinz Aaren, dessen sanftmütige braune Augen Laneas Herz bei jedem Blick zum Flattern bringen. Doch seine Liebe darf sie nicht für sich gewinnen…
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Auch auf dieses Buch war ich wahnsinnig gespannt, nicht nur wegen der Thematik selbst, sondern weil ich auch bereits Bücher der Autorin gelesen habe.
Moana Feeling
Auch, wenn Laneas Land und ihr Volk fiktiv sind, gibt es hier doch klare Parallelen zur hawaiianischen Kultur – endlich mal ein anderes Setting. In meinen Augen war das Ganze auch hervorragend umgesetzt und die Atmosphäre von Anfang an greifbar. Jennifer Wolf hat sich viel Mühe mit dem Weltenaufbau gegeben und auch an vielen kleinen Details gearbeitet, die die Geschichte ausgeschmückt haben. Ich persönlich möchte wenn ich lese nicht nur neue Geschichten, sondern auch „Welten“ und Orte kennenlernen, wodurch ich solche Storys umso abwechslungsreicher finde.
Wie der Lauf der Geschichte es aber nun einmal will, verlässt Lanea recht schnell ihre Heimat. Auch auf ihrer Reise gibt es viel zu entdecken, jedoch muss ich gestehen, dass ich am liebsten vor Ort geblieben wäre. Auch die Charaktere haben mir wahnsinnig gut gefallen und ich habe unglaublich schnell eine Bindung zu ihnen aufgenommen, wenn manche von ihnen auch gar nicht so leicht einzuschätzen waren. Generell gibt es viele Intrigen und politische Ebenen, was manche beim Lesefluss vielleicht eher stört, für mich persönlich aber immer sehr interessant ist. Das Ausmaß kommt zwar noch nicht annähernd an die Demora Reihe von Erin Beaty ran, doch wer an den Büchern gefallen gefunden hat, sollte hier auf jeden Fall mal einen Blick drauf werfen.
Eine Autorin, die sich traut
Jennifer Wolf greift in dieser Fantasygeschichte so einige gesellschaftliche Probleme auf und gibt hier so manche Anlässe zum Nachdenken. Für manche mag es im ersten Moment überladen erscheinen, aber wenn wir ganz ehrlich sind, spielt es sich in unserer Gesellschaft kein Stück besser ab. Außerdem finde ich, dass solche Dinge gar nicht oft genug angesprochen werden können. Leani und ihre Familie und Freunde werden am Hof ständig diskriminiert und bekommen immer wieder zu spüren. Für gewöhnlich lege ich hier großen Wert auf Own Voice Bücher, weil die Herangehensweise oft ein wenig schwierig ist, wenn man selbst nicht betroffen ist. Ich persönlich habe hier den Umgang mit der Thematik als gut umgesetzt empfunden – möchte mich aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da ich selbst nicht betroffen bin.
Natürlich gibt es auch hier eine Lovestory – wie sollte es anders sein? Doch auch hier haben sich so einige Besonderheiten versteckt, die mir unglaublich gut gefallen haben. Es ist das typische Konstrukt, das wir lernen müssen zu durchbrechen. Für die meisten Menschen kommt nur eine heterosexuelle monogame Beziehung in Frage – was für diejenigen selbst auch überhaupt kein Thema ist. Doch die Bereitschaft anderen Menschen diese „Entscheidung“ selbst zu überlassen, fällt einigen scheinbar auch im 21. Jahrhundert noch schwer. (Entscheidung bezieht sich hier auf monogam). So gibt es hier auch homosexuelle Hauptcharaktere, die aber eben nicht als diese thematisiert werden, sondern einfach so sind. Außerdem wird auch das Konstrukt von etwas ähnlichem einer offenen Beziehung angesprochen – zu viel möchte ich hier nicht verraten – was zwar teilweise den Umständen geschuldet ist, als Ansatz aber auf jeden Fall interessant. So war für mich das Buch, vor allem in diesem Genre, mal ein Ausbruch aus einem typisch sexualisiertem Bild und spielt mit wesentlich mehr Offenheit als die meisten Geschichten.
Das Gesamtpaket war eine Achterbahnfahrt der Gefühle – ich fand die Geschichte einfach mal erfrischend anders, offener, abwechslungsreicher und wesentlich fortgeschrittener als die meisten Jugendbücher. Es gibt so viel Vielfalt und die Möglichkeit seinen eigenen Blickwinkel zu erweitern, dass es allein schon deshalb ein tolles Leseerlebnis war. Neben all diesen Ausführungen hat die Geschichte aber auch spannungstechnisch ordentlich was vorgelegt und dafür gesorgt, dass ich mich kaum vom Buch trennen konnte. So manche kleine Kritikpunkte gab es zwar dennoch, aber im Großen und Ganzen würde ich hier definitiv positiv überrascht und wahnsinnig gut unterhalten!
Auch, wenn ich minimale Kritikpunkte an Das Lied der Sonne von Jennifer Wolf hatte, so hat mich das Gesamtbild so sehr von sich einnehmen und mit seiner Offenheit und Vielfalt überraschen und begeistern können, dass ich größtenteils einfach nur begeistert bin. Ich wünsche mir mehr solcher Bücher!
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