Rezension | Das Schiff der verlorenen Kinder 1

Rezension | Das Schiff der verlorenen Kinder 1

Titel: Das Schiff der verlorenen Kinder 1: Nr. 4213 | Autor*in: Boris Koch | Illustrator*in: Frauke Berger | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 17.11.2021 | Seitenzahl: 136

Nach einem Streit mit ihren Eltern werden die Brüder Leo und Felix auf ihr Zimmer geschickt. Die Tür schlägt zu – und plötzlich sind sie nicht mehr zu Hause: Das Fenster verwandelt sich in ein Bullauge, draußen herrscht Nacht und ein gewaltiger Vollmond hängt tief am Himmel. Ein schwarzes Meer reicht bis zum Horizont, die heranrollenden Wellen scheinen Zähne zu haben. Notdürftig mit Taschenmesser und Schleuder bewaffnet treten die Brüder vor die Tür und finden sich in einem verlassenen Gang wieder, der von zahlreichen Türen gesäumt wird. Wo sind sie hier nur gelandet? Und wie? Als sie ein unheimliches Heulen hören, fragen sie sich, wer außer ihnen noch an diesem Ort ist…

Nach »Die Schöne und die Biester« entführen Boris Koch und Frauke Berger uns diesmal in eine ganz andere Welt – und das wortwörtlich. Atmosphärisch dicht erzählen sie von dem, was unter der Oberfläche lauert. Eine dunkle Geschichte von Monstern, ewiger Nacht und der Magie der Kindheit.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Frauke berge und Boris Koch sind mir beide schon eine Weile lang ein Begriff, doch tatsächlich ist dieses Werk das erste von den beiden zusammen, das bei mir eingezogen ist und ich war so unglaublich gespannt!

Liebe auf den ersten Blick

Schon bevor ich tiefer in die Story eintauchen konnte, hatte mich bereits das Artwork von Frauke Berger in seinen Bann geschlagen. Ich kenne ihren Stil bereits aus Grün – hier hingegen fand ich das Gesamtbild aber noch fantastischer, die Farben, die weichen Striche, der tiefe Ausdruck. Vielleicht hat es bei mir einfach genau ins Schwarze getroffen, aber auch, wer eher auf einen „härteren“ Stil steht, kann diesen ausdrucksstarken Illustrationen mit Sicherheit etwas abgewinnen.

Das soll keinesfalls heißen, dass die Story lange auf sich warten hätte lassen, auch wenn die Handlung sich eher wie ein gemeinsames Entdecken mit den jungen Brüdern Felix und Leo anfühlt. Denn so ganz durchschaut man es auch nicht vor den beiden Jungen, was hier wirklich passiert. Eben noch bei sich Zuhause, doch nach einem Streit und den Verweis ins Zimmer, wird aus dem Fenster ein Bullauge und der Ausblick richtet sich auf das tosende Meer. Geht hier die Fantasie mit den beiden durch?
Doch das Verlassen des Zimmers deutet auf eine ganz andere Antwort hin, bewaffnet mit Zwille & Co. begeben sich die beiden auf Entdeckungstour, die schnell zu einer unfreiwilligen Monsterjagd ausartet.

Zeichnungen @Frauke Berger | Splitter Verlag

Lust auf mehr

Ich war direkt beim Lesen überwältigt, war es als ich den Comic beendet habe und bin es einige Tage später immer noch. Was hier die Schrecken der Kindheit verdeutlicht, wird zwar teils mit dem Artwork leichter zugänglich gemacht, verliert aber keinesfalls an Dringlichkeit. So sind die beiden Brüder nämlich auf dem Schiff „Seelenfänger“ gelandet, was Erzählungen nach ursprünglich Kinder in Not aufnehmen und Sicherheit bieten sollte. Doch das spiegelt keinesfalls den aktuellen Zustand wieder. An Bord warten Monster, ganz individuelle und persönliche für jedes der Kinder, doch vom Kapitän ist weit und breit keine Spur. Dafür treffen Felix und Leo aber auf andere Kinder, im Verborgenen und größtenteils gefangen. So zieht die Seelenfänger weiterhin Kinder zu sich, nur die nötige Sicherheit und der Schutz fehlt.

Man muss glaube ich selbst keine schlimme Kindheit gehabt haben, um direkt empfänglich für die Thematik zu sein, doch wenn man sie hatte, so bricht einem wohl noch schneller das Herz. Obwohl die Handlung hier noch nicht allzu viel verrät, wird eben doch schnell klar, was vermittelt und behandelt werden soll, was mich tief beeindruckt und sehr eingenommen hat.
Es ist das Gesamtpaket, das mich von Anfang an gecatcht hat, der sensible Umgang und die Mischung mit dem Gruselfaktor. Dieser kommt nämlich keinesfalls zu kurz und sorgt nicht nur für Tiefsinn, sondern auch für interessante Unterhaltung. Ich kann hier nur den Hut vor Frauke Berger und Boris Koch ziehen, die ganz grandiose Arbeit geleistet und mein Interesse mehr als nur entfacht haben. Ich kann es kaum erwarten die nächsten Bände in den Händen halten zu dürfen!

Die Idee an sich, dieses Thema besonders zu verpacken ist vielleicht nicht neu und erinnert entfernt an einige bekannte Geschichten aus der Kindheit, doch die Umsetzung macht es für mich so besonders. Nicht nur die direkte und unverblümte Art, sondern auch das Einfühlungsvermögen und der Spannungsfaktor der Story.

Zeichnungen @Frauke Berger | Splitter Verlag

Wenn ich an den Comic denke, beginnt in meinem Kopf direkt die Schwärmerei, denn in meinen Augen haben Frauke Berger und Boris Koch mit Das Schiff der verlorenen Kinder ganz grandiose Arbeit geleistet, die so viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Das Thema mit den Schrecken, die in der Kindheit lauern können so sensibel verpackt, aber nicht verschönt, mit einem grandiosen Artwork und zusätzlichem Gruselfaktor sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

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