Rezension | Der Käfig von Mike Chick

Rezension | Der Käfig von Mike Chick

Titel: Der Käfig – Entkommen ist tödlich | Autor*in: Mike Chick | Verlag: Piper | Erscheinungsdatum: 01.09.2021 | Seitenzahl: 350 (Printausgabe)

Er wacht auf. Er weiß nicht, was passiert ist. Er weiß nicht, wo er ist. Er weiß nur, dass er diesem Käfig entkommen muss. Sofort. Denn bald schon kommt er wieder – der Mann mit den drei Gesichtern.

„Da war Dunkelheit. Und da war Schmerz. Brennender, pochender Schmerz. Nicht lokalisierbar und doch mitten in ihm. Mehr wusste er nicht.“

Marcus Nolte glaubt einen Schutzengel vor sich zu haben, als er Eddie Gal begegnet. Der alte Mann lässt ihn in sein Haus. Er bietet ihm Schutz vor dem Schneesturm, eine warme Mahlzeit – und setzt ihn unter Drogen.
Als Marcus zu sich kommt, ist seine Welt ein Alptraum. Eingesperrt in einen Käfig, gibt es kein Entrinnen. Und er ist nicht allein. Eddie Gal beherbergt viele, Frauen wie Männer. Sogar ein junges Mädchen. Und das Schlimmste: Er hat etwas mit ihnen vor.
Kann Marcus dem Grauen entkommen?

Vielen Dank an Mike Chick für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Als mich der Autor angeschrieben hat, war ich sofort hin und weg – ich steh auf solche Geschichten und diese klang einfach zu vielversprechend!

Was wäre wenn

Was wäre, wenn du an deinem persönlichen Tiefpunkt wärst und Hilfe brauchst?
Was wäre, wenn du von deinen Lastern nicht loskommst, die Kontrolle über dein Leben verlierst, in Gefahr schwebst und dein scheinbar letzter Ausweg die Hilfe eines Unbekannten ist?
Und was wäre, wenn dich hinter der Tür des Unbekannten keine Hilfe, sondern dein schlimmster Albtraum erwartet?
Genau dieses Szenario durchspielt Marcus Nolte, als er kurz vorm Erfrieren an der Tür von Eddie Gal klopft und dieser öffnet. Ich muss gestehen, dass ich beim holprigen Einstieg zuerst ein wenig nach Orientierung suchen musste, doch das passt gut zur Atmosphäre, so fühlt man sich ebenso verloren wie der Protagonist und sucht nach Halt.

Dass genau das nicht auf ihn wartet sollte hier keine Überraschung sein. Es ist das Gegenteil der Fall und man ahnt es in jeder einzelnen Sekunde. Am liebsten würde man in die Story springen und Marcus sofort aus dieser Situation holen, stattdessen verfolgt man das Geschehen voller Unbehagen und kann sich kaum von den Seiten lösen. Was ich ganz interessant fand war, dass Mike Chick manche Szenen klar detailliert schildert, andere wiederum müssen gar nicht genau auf den Punkt gebracht werden, um das Kopfkino bei seiner Leserschaft auszulösen.
Manche Details wirken bekannt, wie eine kleine Hommage, aber auch nicht ausgelutscht. So bietet der Autor hier dennoch genug eigenen Anteil, um die Spannung zu halten und vor allem die Hoffnung bei den Lesenden, auch wenn einem eigentlich schnell klar wird, dass diese Geschichte unmöglich für alle gut ausgehen kann.

Mit Ecken und Kanten

Marcus Nolte ist für mich nicht der größte Sympathieträger, aber das muss er hier auch gar nicht sein. Denn dass er Probleme hat, ist kein Geheimnis. Der Schreibstil passt zur Story, und genau diese ist auch gut ausgearbeitet, wenn ich an manchen Stellen aber noch den letzten Feinschliff vermisst habe. Bestreiten lässt sich aber nicht, dass sich diese Geschichte wahnsinnig schnell weg liest – immer im Wechsel zwischen der Geschichte von Marcus Nolte und Eddie Gal – wobei man sich nie so sicher ist, welche angsteinflößender ist.

Manchmal hat mich die Wortwahl ein wenig ins Stocken gebracht, was aber meinem persönlichen Empfinden geschuldet ist. Ich weiß, dass es hier um schlechte Menschen geht, dennoch reizen mich manche Begrifflichkeiten, sobald sie eher unabhängig vom Kontext diskriminieren. Das mag anderen Leser*innen weniger auffallen oder auch gar nicht stören, was vollkommen in Ordnung ist. Vor allem wird hier aber mal wieder gezeigt, dass Menschen nicht schlecht oder böse auf die Welt kommen, sondern es die Prägungen, Eindrücke und auch die Erziehung ist, die uns oftmals ausmachen. Der Käfig ist alles andere als eine gemütliche Story, sie ist unangenehm und manchmal hat man auch das Bedürfnis, das Buch zur Seite zu legen. Ich könnte mir vorstellen, dass hier Fans von Richard Laymon durchaus auf ihre Kosten kommen.

Mit Der Käfig – Entkommen ist tödlich hat sich Mike Chick an einen spannungsgeladenen und teilweise sehr unangenehmen Thriller gewagt, von dem man sich schwer lösen kann, auch wenn man es ab und zu gerne würde. Wie kann ein Mensch so böse werden? Und was hast du für Chancen, wenn du ihm begegnest?
Ein Kampf, der aussichtslos erscheint und dennoch über alles entscheidet – traust du dich?

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