Rezension | Der mexikanische Fluch von Silvia Moreno-Garcia

Rezension | Der mexikanische Fluch von Silvia Moreno-Garcia

Titel: Der mexikanische Fluch | Originaltitel: Mexican Gothic | Autor*in: Silvia Moreno-Garcia | Übersetzer*in: Frauke Meier | Verlag: Limes | Erscheinungsdatum: 26.10.2022 | Seitenzahl: 416

Ein entlegenes Herrenhaus in den mexikanischen Bergen. Eine mutige junge Frau. Und ein dunkles Geheimnis.

Mexiko, 1950: Ein verstörender Brief führt die junge Noemí in ein entlegenes Herrenhaus in den mexikanischen Bergen: Dort lebt ihre frisch vermählte Cousine Catalina, die behauptet, ihr Mann würde sie vergiften. Sofort tauscht Noemí die Cocktailpartys der Hauptstadt ein gegen den Nebel des gespenstischen Hochlands. High Place ist der Sitz der englischen Familie Doyle, in die Catalina überstürzt eingeheiratet hat. Doch das Ansehen der Doyles ist längst verblasst und ihr Herrenhaus zu einem dunklen Ort geworden. Gut, dass Noemí keine Angst hat – weder vor Howard Doyle, dem widerwärtigen Patriarchen der Familie, noch vor Catalinas eitlem Ehemann Virgil. Aber als Noemí herausfindet, was auf High Place vor sich geht, ist es zu spät: Sie ist längst in einem Netz aus Gewalt und Wahnsinn gefangen …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Wie so einige andere, habe ich diese Übersetzung ganz besonders herbeigesehnt und mich auf ein fantastisch atmosphärisches und auch gruseliges Leseabenteuer gefreut.

Mexiko, 1950 & ein altes Herrenhaus

Über 70 Jahre zurück in Mexiko und Noemi feiert das Leben in ihrer Blüte. Partys, Verehrer, ihr unbändiger Wissensdurst und nicht zuletzt das Geld ihrer Familie halten ihr viele Türen offen. Doch dann kommt ein Brief von ihrer Cousine, die erst vor Kurzem überstürzt geheiratet hat. Auch, wenn das Geschriebene darüber, dass man sie vergiften will und sie Geister in ihren Wänden sieht ziemlich wirr klingt, versteht die Familie doch klar, worum es hier geht: einen Hilferuf.
So macht sich die junge Frau auf den Weg ins Hochland, zum Sitz der englischen Familie Doyle im Herrenhaus High Palace. So kommen wir relativ schnell an den Ort des Geschehens und somit auch zum dem schaurigen Setting, das wir uns alle gewünscht haben. Kaum ist Noemi vor Ort angekommen, könnte die Atmosphäre auch nicht kälter sein, denn die neue Familie von Catalina ist nicht unbedingt begeistert von ihrem Besuch und ihrem Auftreten sehr ablehnend gegenübergestellt.

Gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen haben mich hier echt fertig gemacht. Denn Catalina und Noemi kommen sich kaum näher, wodurch Noemi eher mit der angeheirateten Familie zu tun hat, die alles andere als sympathisch ist. Howard ist der Patriarch der Familie, sexistisch und rassistisch lässt er einfach alles raus, was ihm durch den Kopf geht und tyrannisiert alle Anwesenden. Doch auch Virgil, Catalinas Mann, macht sich nicht beliebter. Die Frau des Hauses hat ebenso ständig etwas an Noemi auszusetzen und lediglich ihr Sohn scheint sich zu einem unerwarteten Verbündeten zu entwickeln. Tatsächlich fällt durch den englischen Herrensitz der mexikanische Vibe wesentlich geringer aus, als ich vermutet hätte, doch auch hier wird das gesellschaftliche Ungleichgewicht durchaus erwähnt.

Mystery Gothic, aber kein Horror

Ich muss gestehen, dass meine Erwartungen definitiv mehr in den Horror Bereich gegangen sind und wem es ebenso ergeht, wird hier eventuell ein wenig enttäuscht. Durch ein paar Kritiken, die ich vorher gelesen habe, hatte ich meine Erwartungen aber schon runtergeschraubt, wodurch keine große Enttäuschung eingetreten ist. Prinzipiell muss ich auch sagen, dass trotz meiner Kritik das Buch auf keinen Fall schlecht ist, es war einfach nur anders als erwartet.
Atmosphäre wird hier auf jeden Fall geboten und es gibt auch durchaus die gewissen Gänsehaut-Momente bis hin zu manchen sehr ekligen Szenen. Das Gesamtgerüst baut aber eben eher auf eine ruhigere Art auf, was durchaus auch seinen Reiz haben kann.

Dass Noemi nach und nach auch eher wie eine Gefangene im Haus wirkt, ist ziemlich zermürbend. Durch die Beschränkung ihrer Möglichkeiten wird aber nur umso mehr die Zeit, in der die Geschichte spielt deutlich. Auf High Palace scheint ein Fluch zu liegen, doch so lange niemand mit der jungen Protagonistin spricht, liegt es an ihr selbst, die Geheimnisse aufzudecken – und wenn es nur dadurch geht, dass sie selbst bald in einem Albtraum festzustecken scheint.
Leider hat mich „Der mexikanscihe Fluch“ nicht vom Hocker gehauen, doch die Geschichte ist schon lesenswert. Es gibt viele tolle Elemente, die Autorin hat einen guten Schreibstil und auch der Aufbau lässt sich sehen. Die Auflösung hinter dem Ganzen kam dann schon meinen ursprünglichen Vorstellungen etwas näher, auch wenn es das Gesamtpaket nicht geschafft hat. Vielleicht lag es auch daran, dass die meisten Charaktere doch eher blass geblieben sind, zumindest für meinen Geschmack. Doch auch hier bin ich mir sicher, dass die Geschichte bei vielen auf Begeisterung stoßen wird.

„Der mexikanische Fluch“ von Silvia Moreno-Garcia hat durchaus einiges zu bieten und die Vorfreude auf diese Übersetzung war nicht unbegründet. Ich muss zugeben, dass meine Erwartungen in eine etwas andere Richtung gingen und wer auch auf eine ausgewachsene Horror-Geschichte gehofft hat, wird eventuell ein wenig enttäuscht. Doch die Autorin weiß mit ihrer Atmosphäre zu arbeiten und sorgt für ein interessantes Mystery Gothic Setting.

KAUFEN!

AUCH REZENSIERT VON: Love Books & Pixidust | Der Büchernarr | Faanielibri

6 comments found

  1. Schönen guten Morgen!

    Als ich das Cover im Original zum ersten Mal gesehen hab war ich total fasziniert und hab die deutsche Übersetzung sehnlich erwartet. Aber die ersten Rezensionen haben mich dann schon ernüchtert und auch wenn du es prinzipiell gut findest, klingt doch durch dass es nicht so ganz das war, was man vom Titel und Klappentext erwartet.
    Ich denke, ich werde das wohl erst mal lassen 🙂
    Danke für deine Einblicke!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Liebe Aleshanee,

      ich kann deine Skepsis absolut nachvollziehen und denke auch, dass es kein Buch ist, das man gelesen haben MUSS.
      Es hat definitiv seine Vorzüge, aber ich glaube, dass es einigen so gehen wird, dass es nicht ganz den Erwartungen entspricht.
      Und da es so viele gute Bücher zur Auswahl gibt, findest du sicherlich eine andere Geschichte, die dich noch mehr begeistern wird 😉

      Liebste Grüße
      Jill

Schreibe eine Antwort zu letterheartAntwort abbrechen