Rezension | Der Orden des geheimen Baumes von Samantha Shannon
Titel: Der Orden des geheimen Baumes | Originaltitel: The Priory of the Orange Tree | Autor: Samantha Shannon | Übersetzer: Wolfgang Thon | Verlag: Penhaligon | Erscheinungsdatum: 21.09.2020 | Seitenzahl: 544
Eine Welt voller Drachen, starker Frauenfiguren und politischer Intrigen – umwerfender Fantasy-Stoff grandios erzählt!
In ihrem epischen Fantasy-Roman „Der Orden des geheimen Baumes“ hebt Samantha Shannon das Genre auf die nächste Stufe. Mächtige Frauen lenken und beeinflussen das Schicksal ihrer Welt, ob als Königin, Magierin oder Drachenreiterin. Doch die Welt ist geteilt: Während im Westen alle Drachen als absolut böse verdammt werden, werden diese im Osten als göttergleiche Wesen verehrt. Trotz dieser gegensätzlichen Weltanschauungen müssen die Menschen des Ostens und des Westens zusammenarbeiten, als ein riesiger bösartiger Drache aus der Vergangenheit wieder aufersteht. Drei starke Frauen nehmen die Herausforderung an, die Bewohner beider Reiche zu vereinen, um die Menschheit zu retten …
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Ich bin mit Sicherheit nicht die einzige, die diese Übersetzung voller Vorfreude erwartet hat und ganz besonders gespannt war!
Schwerer Einstieg
Ich hatte vorher schon aufgeschnappt, dass das Worldbuilding ein wenig komplexer sein soll und die vielen Charaktere gerade am Anfang ein wenig für Verwirrungen sorgen können. Am schwierigsten fand ich es am Anfang allerdings mit dem Schreibstil, der mir ein wenig zu hochgestochen war. Versteht mich nicht falsch, „episch“ habe ich erwartet und finde ich auch klasse, gerade in dem Genre, aber hochgestochen ist einfach etwas anderes. Das verfliegt sich zum Glück aber relativ schnell oder vielleicht gewöhnt man sich auch mehr dran. Hier glaube ich allerdings, ohne dem Übersetzer zu nahe treten zu wollen, dass es einfach in der Übersetzung gehakt hat. Das verwundert mich, denn der Übersetzer ist selbst Fantasyautor und ich habe auch bereits was von Wolfgang Thon gelesen, was ich – wenn ich mich nicht irre – echt cool fand.
So schleichen sich hier aber ein paar komische Bezeichnungen ein, die nicht so wirklich passen wollten, im Original vielleicht aber auch schon eher speziellere Namensschöpfungen waren.
Und ja, gerade am Anfang muss man sich schon ein wenig konzentrieren, um das Ausmaß und die Welt wirklich begreifen zu können und auch um die Charaktere besser zuordnen zu können. Ein paar Einblicke hätten vielleicht ein wenig intensiver sein können, aber dafür gab es einen „ruhigen Spannungsaufbau“, der dem Leser die Möglichkeit gegeben hat, in Ruhe in der Geschichte anzukommen.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Wenn es euch am Anfang auch so ergehen sollte, gebt noch nicht auf! Es dauert nicht lange und es macht sich bezahlt. Die Geschichte braucht einfach einen gewissen Vorlauf. Wer diesen Kompromiss nicht eingehen mag – vollkommen ok – aber wenn euch das Buch interessiert, lasst euch nicht abschrecken.
Man spürt das Potenzial
Auch Samantha Shannon selbst als Autorin ist mir nicht neu, ich habe vor einigen Jahren den ersten Band ihrer Reihe The Bone Season gelesen und war schwer beeindruckt – fragt mich bitte nicht, wieso ich danach nicht weitergelesen habe. Und so auch hier, natürlich sind Geschmäcker unterschiedlich, aber man kann nicht bestreiten, dass diese Frau schreiben kann und vor allem unglaublich tolle Ideen hat.
Der erste Band der Reihe Der Orden des geheimen Baumes ist eher der Anfang für ein großes Abenteuer. Auch hier entstehen viele spannende Schlüsselszenen, aber es ist eben bei Weitem noch nicht das große Ganze. Daher habe ich mich auch entschieden, der Reihe einen kleinen Bewertungsvorschuss zu geben. Denn auch, wenn ich das Buch zum Ende hin nicht mehr aus der Hand legen konnte, so ist die Story lange noch nicht abgerundet. Doch ich bin mir sicher, dass der zweite Band dafür sorgt, dass ich diese Geschichte so schnell nicht mehr vergessen werde.
Ich bin nicht nur ein großer Fan von Drachen, sondern eben auch von ganz besonderen Verbindungen und starken Charakteren – genau das verbindet sich hier. Es geht nicht darum, dass die Charaktere keine Fehler machen dürfen, im Gegenteil, sondern darum, die Entscheidungen mitfühlen zu können. Und je weiter sich die Story verstrickt, desto höher wird auch der Spannungsanteil. Zuerst war ich traurig, wenn schnell ein Perspektivwechsel kam, aber irgendwann konnte ich es gar nicht abwarten zu erfahren, wie es jeweils den anderen Charakteren geht.
Auch wenn der erste Band von Der Orden des geheimen Baumes von Samantha Shannon die Geschichte ein wenig unvollständig erscheinen lassen mag, ist klar, dass hier etwas ganz Großes auf die Leser:innen wartet. Zu Beginn hatte ich ein paar Schwierigkeiten mich reinzufinden, doch das „Warten“ lohnt sich allemal. Ein fantastisches und einzigartiges Worldbuilung, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
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