Rezension | Der Wächter der Winde von Oliver Plaschka
Titel: Der Wächter der Winde | Autor*in: Oliver Plaschka | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.09.2022 (Neuauflage) | Seitenzahl: 368
Gefangen in der Welt unter dem Winde: magisch, poetisch, bildgewaltig
In Oliver Plaschkas Fantasy-Roman »Der Wächter der Winde« entführt ein magischer Sturm acht Menschen in eine fantastische Welt.
Als sich der Himmel über der Küste Kaliforniens verfinstert und ein gewaltiger Sturm aufzieht, werden acht Menschen aus unterschiedlichen Zeiten vom Toben der Elemente verschlungen – und in einer windumtosten magischen Version des wildromantischen Big Sur wieder ausgespuckt:
Fernando, ein Waisenjunge aus dem Wilden Westen; ein Schmugglerpärchen aus den 1920ern; und die modernen Geschäftsleute Antonia und Alexander, dessen Sohn Bastian und zwei Angestellte.
Keiner der acht zufällig zusammengewürfelten Gefährten ahnt, dass der Sturm das Werk des genialen Erfinders Ross Perrault war, in dessen Reich sie nun gestrandet sind. Ross, der ebenso sehr nach Rache strebt wie danach, seine Tochter Mira zu beschützen, hat Pläne für sie alle. Aus seinem Netz aus Intrigen, Schuld und Träumen scheint es kein Entkommen zu geben …
Oliver Plaschka bezaubert mit einem ebenso modernen wie poetischen Fantasy-Roman, der originell und fantasievoll mit Motiven aus Shakespeares »Der Sturm« spielt.
Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Cover und Klappentext haben mich in der Programmvorschau einfach so angelacht, dass ich zu neugierig war, um mir diese Geschichte entgehen zu lassen.
Mal wieder kein Vorwissen
Wem Titel und Cover bekannt vorkommen, irrt sich nicht, denn hierbei handelt es sich um eine Neuauflage. 2019 ist das Buch zuerst im Hardcover bei Clett-Kotta erschienen – das ist zwar leider an mir vorbeigegangen, umso mehr habe ich mich aber gefreut, dass das starke Cover nun auch im Taschenbuchformat beibehalten wurde. Wie bereits im Klappentext erwähnt handelt es sich hierbei um eine Neuinterpretation von William Shakespeares Theaterstück „Der Sturm“, leider kenne ich den Klassiker nicht, doch nach ein paar Recherchen und auch vielen anderen leseeindrücken bin auch ich schnell zu dem Schluss gekommen, dass Oliver Plaschka hier nicht nur ein paar dezente Hinweise versteckt hat, sondern die Geschichte komplett adaptiert und mit vielen neuen Facetten bereichert hat.
Alles begann mit einem Sturm an der Küste Kaliforniens, auch für die Lesenden. Und genau dieser ereilt unsere Protagonist*innen, doch nicht nur in unterschiedlichen Situationen, sondern auch zu unterschiedlichen Zeiten – 1850, 1930,1990 und in der Gegenwart.
Antonia gerät mit ihrem Assistenten Francis in den Sturm, erliegt einer Autopanne und wird vom Geschäftsmann Alexander King, samt Sohn Sebastian und Chauffeurin Swaine, eingesammelt. Das Gaunerpaar Stephanie & Rince versucht mit neuen Zielen aus Al Capones Reichweite zu verschwinden und Fernando auf dem Schimmel Moonchild sein Leben zu retten. Leben, die teils nicht miteinander verknüpft sind, es nicht einmal könnten oder sollten und dennoch landen sie alle durch den Sturm in der Welt unter dem Winde.
Tolle Erklärungen, wenig Erlebnisse
Den Anfang fand ich super spannend, gerade auch das Switchen zwischen den Zeiten und die aufkommende Atmosphäre durch den Sturm und das, was er mit sich bringen wird. Angekommen in der Welt der Winde gibt es für Nichtkenner*innen des Klassikers wie mich ein paar Überraschungen, aber ich denke auch für alle anderen bringt der neue Touch viele tolle Elemente mit sich. Denn dort regiert Ross, der Mann von Antonia, der vor über 10 Jahren mit der gemeinsamen Tochter Mira verschwunden ist. Die Welt hat so einiges zu bieten und Oliver Plaschka hat auf jeden Fall ein Talent dafür, die Welt mit all ihren Vorzügen und Details zu beschreiben, sodass ordentlich Neugier aufkommt.
Leider war es für mich aber so, dass es zwar einige und tolle Erklärungen, aber weniger wirkliche Erlebnisse für mich als Leserin gab. Die überschaubare Seitenanzahl und die Fülle der Charaktere ist aber auch eine schwierige Kombination, der man nur schwer gerecht werden kann. Gefühlt hat sich der Mittelteil dann eher in eine Länge verwandelt, in der die Handlung nicht ganz so vorangeschritten ist und die Charaktere, die durchaus einiges an Dynamik und Potenzial in die Geschichte hätten bringen können, ein wenig auf der Strecke geblieben sind. Die Anspielungen auf den Klassiker und die vielen adaptierten Elemente kann ich in der Umsetzung zwar nicht ganz so beurteilen, ob Teile davon vielleicht auch besser gestrichen hätten werden können, doch neutral betrachtet, hätten für meinen Geschmack 1,2 weniger Charaktere nicht geschadet. Alles in allem ist die Story dennoch sehr cool und ein wenig Durchhaltevermögen wird auch mit einem rasanten Ende belohnt – ein wenig mehr Tempo davon im Mittelteil hätte mir ganz gut gefallen.
Mit Der Wächter der Winde wagt sich Oliver Plaschka an eine Neuinterpretation von William Shakespeares „Der Sturm“ und bietet viele tolle Fantasy Facetten. So manche Längen im Mittelteil haben bei mir zwar ein bisschen Durchhaltevermögen gefordert, doch das wurde mit dem Gesamtpaket und einem rasanten Ende belohnt.
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