Rezension | Die Arche Neo 2
Titel: Arche Neo 2: Rosskur | Autor*in: Stéphane Betbeder | Illustrator*in: Paul Frichet | Übersetzer*in: Tanja Krämling | Verlag: Splitter Verlag | Erscheinungsdatum: 23.02.2022 | Seitenzahl: 64 | Weitere Bände: (1) Tod den Rindviechern
Nach einer eher kurzen Karriere als Social-Media-Star findet sich Neo – ein Minischwein in der Wachstumsphase – auf einem von Tierfreunden besetzten, anarchistisch geführten Bauernhof wieder. Doch der gemütliche Ruhestand ist nicht von langer Dauer, denn das Refugium wird von der Polizei geräumt. Neo gelingt die Flucht zusammen mit Renate, der nachdenklichen Milchkuh, Ferdinand, einem Huhn, das sich für einen Hahn hält, und Soasig, einem Schaf mit besonders dickem Fell – wörtlich und im übertragenen Sinne. Und dann ist da auch noch Bruce, ein pubertierender Hochlandstier. Um ihn und weitere gefangene Freunde zu retten, begibt sich die Truppe auf die Suche nach einem allseits gefürchteten Ort namens »Schlachthof«. Eine abenteuerliche Reise beginnt…
»Die Arche Neo« ist ein Manifest in Form einer Fabel, ein Comic, so humorvoll wie bewegend, über die Menschlichkeit von Tieren und die Bestialität des Menschen. Stéphane Betbeders Odyssee ist zutiefst philosophisch und scheut sich nicht vor Polemik, ebenso wenig wie Paul Frichet, der seinen tierischen Helden mehr Emotion einhaucht, als viele von uns ihnen zusprechen würden.
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Was habe ich den Auftakt geliebt – so wurde es endlich an der Zeit den Folgeband zu lesen!
Die Reise geht weiter
Nachdem der Bauernhof von Neo und seinen Freunden von der Polizei gestürmt wurde, haben sich die Tiere auf die Flucht gemacht. Ich stehe prinzipiell auf tierische Abenteuer, doch diese Geschichte ist mir besonders ans Herz gegangen. Doch wie geht es nun weiter?
Die buntgemischte Truppe aus Neo (Schwein), Renate (Milchkuh) und ihrem Kälbchen Herzchen, Ferdinand (Hahn), Soasig (Schaf) und Bruce (Hochlandstier) ist auf der Suche nach ihrem Paradies. Das gestaltet sich allerdings gar nicht so leicht, wie geplant und die Eindrücke der Welt außerhalb können ziemlich erdrückend und beängstigend sein.
Neo macht sich ohne seine Freunde auf den Weg zu einem alten bekannten, ein Show Ross, das aktuell noch in der Blüte seiner Zeit lebt. Ein beschwerlicher, aber zu überbrückender Weg, der nicht unbedingt das Ziel verspricht, was Neo sich gewünscht hatte. Die Konfrontation fand ich ein wenig niederschmetternd und gemein – aber in dieser Comicreihe geht es generell weniger darum etwas zu beschönigen. Besser haben es die anderen auch nicht getroffen, wohl eher im Gegenteil…
Ein wenig anders als der Auftakt
Renate, Herzchen und Bruce werden eingefangen und verkauft, Soasig und Ferdinand hingegen landen im Zoo. Somit werden auch hier noch einmal neue Thematiken der Tierhaltung und der Umgang mit Tieren angesprochen, jedoch ziemlich oberflächlich. Dadurch dass die Truppe sich trennt, gibt es auch immer wieder Perspektivwechsel, die nicht allzu viel Handlung und Aufklärung zulassen, was ich oftmals schade fand, auch wenn natürlich der Kern der Aussage zweifelsfrei im Raum stand.
Dennoch hat sich dafür für mich der rote Faden ein wenig verloren und ich bin froh, dass nicht wie ursprünglich angedacht die Geschichte mit diesem Band schon endet, denn damit wäre ich doch sehr unzufrieden gewesen. Auch der emotionale Mitriss ist hier kürzer gekommen, wenn es auch trotzdem diese Momente gibt. Gerade Ferdinand, der zwar eigentlich ein Hahn, aber wie ein Huhn ausgestattet ist und immer wieder, meist in Stresssituationen, Eier legt, bricht mir das Herz.
Doch auch die Dynamik zwischen Renate, Herzchen und Bruce lässt immer wieder ein bisschen Herzschmerz und mitfühlende Momente aufkommen. Alles in allem kann dieser Band für mich zwar leider nicht mit dem Auftakt mithalten, hat mir aber trotzdem immer noch unglaublich gut gefallen.
Durch den kleinen Road Trip nimmt der Folgeband zwar eine andere Dynamik als der Auftakt an und konnte mich nicht ganz so mitreißen, wie ich es mir erhofft hatte. Dennoch eine unglaublich starke Geschichte, an die ich mein Herz verloren habe. Vom Umgang der Menschen mit den Tieren, was wir ihnen antun und dass jedes Leben wertvoll ist.
KAUFEN!
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