Rezension | Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko

Rezension | Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko

Titel: Die Götter müssen sterben | Autor*in: Nora Bendzko | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.06.2021 | Seitenzahl: 512

Wird sie die Amazonen retten – oder in den Untergang führen?

Düster, dramatisch und atemraubend actionreich: Dark Fantasy aus der Welt der Amazonen

Die Zeit der Unterdrückung ist vorbei!

Troja wird fallen, und die Amazonen werden sich endlich an den Helden rächen, die ihresgleichen töteten. So besagt es eine Prophezeiung von Artemis, der Göttin der Jagd, Herrin des Mondes und Hüterin der Frauen. Wenn die prunkvolle Stadt in Schutt und Asche liegt, sollen die Amazonen die Welt beherrschen.

Doch Artemis segnet ausgerechnet Areto mit ihren Kräften, die keine Kriegerin ist und auch sonst kein hohes Ansehen genießt. Wie kann eine wie sie der Macht einer Göttin würdig sein und ihre Schwestern in eine neue Welt führen?

Während Areto lernen muss, mit ihrem Schicksal umzugehen, spaltet ihre Erwählung die Amazonen in zwei Lager – ein Konflikt, der ihrem Volk im Trojanischen Krieg den Untergang bringen könnte. Denn der wahre Feind lässt sich nur mit vereinten Kräften töten. Um das Leid der Amazonen zu enden und sie zur Macht zur führen, müssen nicht nur Helden sterben, sondern auch Götter.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Triggerwarnung: (sexualisierte) Gewalt, Depressionen

Als ich von dieser Veröffentlichung gehört habe, war ich Feuer und Flamme und konnte es kaum abwarten, das Buch endlich in den Händen halten zu dürfen!

Ein ziemlich harter Einstieg

Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Beitrag am besten starten soll. Ich hatte unglaublich hohe Erwartungen an das Buch und hab mir eine unglaublich epische und starke Empowerment-Story versprochen.
Vorweg: Dass diese Story das bieten kann, will ich gar nicht ausschließen, doch mir ist der Einstieg unglaublich schwer gefallen. Nora Bendzko schafft gerade mit ihren Amazonen eine Gesellschaft, die auf der einen Seite das totale Gegenteil unserer aufzeigt, sich aber in anderer Hinsicht doch erschreckend ähnelt.
So sind auch hier die Strukturen sehr von Macht und (sexualisierter) Gewalt dominiert, es gibt Sklaverei und vieles mehr. Dass man gerade vermeintliche Helden nicht immer nur ins Licht rücken sollte, wird hier einmal mehr bewiesen.

Die Vorteile von dieser Strategie sind mir durchaus bewusst, doch tatsächlich haben mich viele Szenen mehr verletzt als gestärkt. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass weder die Autorin noch das Buch selbst den Auftrag hatte, mich persönlich zu stärken – worauf ich viel eher hinaus möchte: ihr hattet sicher auch schon Geschichten vor euch, die euch die Brust haben anschwellen lassen, weil ihr von all dem Mut, der Stärke und der Kraft hinter den Worten und Taten so überwältigt wart, oder? Das hatte ich hier halt nicht, aber das kann jedem anders ergehen.
Dazu kam erschwerend, dass auch der Stil teilweise eher distanziert und stellenweise sehr überladen auf mich gewirkt hat, wodurch ich noch weniger Anschluss gefunden haben. Die Idee dahinter war aber eine Gute, denn die Autorin hat sehr viel Recherche, Details und Leidenschaft in ihren Aufbau gesteckt und wollte dies in all ihren Zügen mit den Leser*innen teilen.

So habe ich persönlich irgendwann einen kleinen Hänger gehabt, ich wollte die Geschichte so sehr lieben, bin aber nicht richtig reingekommen. Nachdem ich neulich aber so eine positive Erfahrung mit der Hörbuchsprecherin Yesim Meisheit hatte und herausgefunden habe, dass sie auch dieses Hörbuch spricht, bin ich einfach umgeswitcht. Und auf einmal war auch die Leidenschaft bei mir. Ich bin hier zwar auch erst ab der Hälfte im Hörbuch eingestiegen, doch die emotionale und starke Sprechweise, hat auch mir das Geschehen auf einmal viel näher gebracht – als kleiner Tipp, falls es euch vielleicht genauso ergehen sollte wie mir, oder ihr aber das Buch auch einfach sehr geliebt habt und so noch eine andere Möglichkeit habt, die Geschichte nochmal neu zu erleben.

Fokus auf Diversität

Nora Bendzko hat viel Wert auf Diversität in ihrer Geschichte gelegt und das merkt man auf jeder Seite.
Natürlich scheint die griechische Mythologie, wenn auch teilweise als Neuinterpretation im Fokus zu stehen, doch tatschlich rückt diese zum Ende hin mehr in den Vordergrund und gerade zum Anfang hin, sind dies klar die Charaktere. Die Amazonen leben ziemlich losgelöst von gesellschaftlichen Erwartungen an Sexualität und Herkunft, hier gilt es viel eher sich auf anderen ebenen zu beweisen. Und dadurch wirkt hier auch keine Charaktergestaltung irgendwie aufgesetzt, sondern einfach nur losgelöst von irgendwelchen rückständigen Vorstellungen, wie Menschen zu leben haben sollten.
Dass wir von diesem Leben erschreckend weit entfernt sind, ist leider die traurige Wahrheit, doch genau solche Geschichten sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Was die Mythologie, den Krieg um Troja und mehr angeht – hier muss man schon aufmerksam lesen. (Man braucht aber generell viel Aufmerksamkeit für dieses Buch.) Ich bin alles andere als ein Ass in diesem gebiet, doch natürlich sind mir einige Grundpfeiler bekannt, all die unterschiedlichen Charaktere können aber teilweise auch ein wenig erschlagend wirken, trotz der stellenweise neu interpretierten Erzählung.
Die Geschichte ist im Gesamtwerk auf jeden Fall beachtlich, aber in meinen Augen alles andere als leicht. Ich finde es unglaublich wichtig, auch die Fehler an Menschen hervorzuheben, hier hatten mir einige aber so viele Ecken und Kanten, dass meine Sympathie ziemlich ausgeblieben ist. Die Arbeit, die Recherche und die Leidenschaft, die in diesem Werk stecken, finde ich aber absolut beachtlich und kann nur meinen Hut ziehen.
Eine Geschichte, an der man sich unbedingt selbst probieren sollte, um sich ein eigenes Bild zu machen – denn sie ist auf jeden Fall etwas Neues.

Meine Erwartungen und die Vorfreude auf Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko waren unendlich hoch, umso schwerer habe ich mir hier den Einstieg gemacht. Die Geschichte war so ganz anders, als ich gedacht hätte und so hat mir erst der zweite Anlauf ermöglicht, wirklich in die Handlung reinzukommen und die Welt zu entdecken. Ein schweres, aber auch sehr außergewöhnliches Werk, von dem man sich einfach selbst ein Bild machen muss.

KAUFEN!

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4 comments found

  1. Hey Jill,
    bei dem Buch war ich auch unschlüssig, nach der Leseprobe habe ich es dann aber nicht gekauft. Vielleicht versuche ich es ja auch nochmal – wer weiß. Neugierig machst du mich jetzt doch irgendwie. Vielleicht höre ich da ja mal online rein.

    1. Hey Mika,

      die Geschichte ist auch wirklich super interessant und die meisten Leser*innen auch total begeistert.
      Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es gelesen habe, auch wenn ich ein wenig gebraucht habe 😉

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