Rezension | Save It for Later

Rezension | Save It for Later

Titel: Save It for Later | Autor*in: Nate Powell | Übersetzer*in: Christian Lanhagen | Illustrator*in: Nate Powell | Verlag: Carlsen | Erscheinungsdatum: 28.09.2021 | Seitenzahl: 160 | Altersempfehlung: ab 12

Nate Powell erzählt in seinem Comicessay „Save It for Later“ von seinen Erfahrungen als Vater von zwei jungen Töchtern während der Amtszeit von Donald Trump. Er steht vor der Frage, wie er ihnen die immer lauter werdenden nationalistischen Stimmen in den USA erklären soll. Dabei stellt er fest: Seine Kinder wollen nicht nur die Ursachen für diskriminierende Übergriffe verstehen, sie verspüren auch den Drang danach, etwas gegen diese zu unternehmen. Gemeinsam mit ihnen findet er einen Weg, der persönlichen und gesellschaftlichen Krise zu begegnen: Sie protestieren!

„Save It for Later“ ist ein persönliches und politisches Zeitdokument, das 2016 mit der Wahl Donald Trumps einsetzt und bis 2020 – das Jahr von Covid-19 – reicht. Ein wichtiges Statement, um wachsam zu bleiben in diesen unruhigen Zeiten.

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ich finde es so wichtig, dass solch wichtige Themen auch auf dem deutschen Buchmarkt immer mehr Präsenz finden, gerade auch für jüngere Leser*innen – daher war ich unglaublich gespannt auf diesen Comic!

…weder ein Elternratgeber noch ein Aktivistenhandbuch

So ähnlich läutet Nate Powell diesen Comic ein, viel eher geht es hier um seine Erinnerungen der letzten Jahre, rund um politische Themen, vorne weg die Wahl von Donald Trump und wie er nicht nur sich selbst viele Entwicklungen erklären kann, sondern auch, wie er es seinen Kindern vermitteln kann.
Ich selbst habe keine Kinder, doch wir alle waren sicherlich schon häufiger in der Situation, dass uns jüngere fragen, wie so etwas passieren kann – nicht zuletzt, weil wir uns die Frage selbst oft genug stellen.

So geht es hier um Politik und Aktivismus, wie wichtig es ist, sich damit auseinanderzusetzen und seine Stimme zu erheben. Und natürlich auch, ab wann wir damit starten. Nate Powell selbst wurde zeitig von seinen Eltern aufgeklärt und geprägt, so ist es ihm auch wichtig, dass an seine Kinder wiederzugeben. Doch wie sehr kann man da in die Tiefe gehen? Wann ist es wichtig, ein ganzes Ausmaß zu ergreifen oder doch eher eine vereinfachte Version darzustellen?
Deutschland kann sich bei diesen Themen keinesfalls zurücklegen, doch dass die Situation in Amerika nochmal eine andere ist, ist eben auch keine Überraschung. Wie kann ein Mensch wie Donald Trump an die Macht kommen?
Wie kann Diskriminierung und nationalistisches Gedankengut so sehr vom Statt unterstützt werden?

Zeichnungen @ Nate Powell | Carlsen

Ziemlich viele Verstrickungen

Gerade auf die wichtigsten Fragen, sind die Antworten oftmals nicht so leicht, bzw. sind die Wurzeln einfach so viel tiefer. Gerade bei Rassismusfragen muss man sich mit dem Kolonialismus auseinandersetzen und so einige Jahre zurückgehen – denn genau das ist, was so einiges in unserer Gesellschaft geprägt hat und auch immer noch tut.
Viele Methoden und Denkweisen wurden modernisiert, in Popkultur verpackt und damit salonfähig gemacht, wodurch es manchmal schon ein wenig mehr erfordert, um das Ausmaß zu begreifen.
So switcht Nate Powel nicht nur in den letzten Jahren, seitdem er Vater ist, sondern auch als er selbst Kind wo und an Stellen, wo viele andere Eindrücke an Bedeutung gewonnen haben.
Ob es nun die Bedeutung des Symbols vom Totenkopf ist oder was alles hinter dem Tragen eines Bartes stecken kann – vielleicht ist uns, zumindest erging es mir so, einige Bedeutungen gar nicht so bewusst, ob es nun an den Berührungspunkten oder den eigenen Erfahrungen liegt.

So hat sich der Comic stellenweise in ganz andere Richtungen entwickelt, als ich es erwartet hätte, hat manche Themen gar nicht so angesprochen, auf die ich gehofft hatte, andere hingegen ziemlich detailreich auseinandergenommen, von denen ich überrascht war.
Die Zeichnungen haben mir richtig gut gefallen, gerade auch die Art der Darstellung von Kindern – diese zeigen sich als kleine Tiere und heben sich so generell noch einmal sehr stark von den Erwachsenen und ihrer Denkweise ab.
Dennoch bin ich überrascht von der Altersempfehlung (ab 12), mein Allgemeinwissen ist sicherlich nicht bemerkenswert, doch auch ich musste manches Mal stutzen, wenn sich Nate Powell ein wenig „verrannt“ und tiefe Verstrickungen aufgenommen hat. Inhaltlich sind diese Themen unglaublich wichtig und auf jeden Fall auch etwas für die angegebene Altersgruppe, ob aber auch alles verständlich erklärt ist, da bin ich mir ein wenig unsicher.

Im Endeffekt gehe ich ein wenig unsicher aus dem Comic heraus. Es ist stark, er ist wichtig, aber manches Mal kam es einfach so anders, als ich es vorher erwartet hätte. Nichtsdestotrotz kann ich nur eine klare Empfehlung aussprechen.
In manchen Hinsichten fand ich ihn nur ein wenig „drüber“ und hätte mir einen anderen, leicht zugänglicheren Fokus gewünscht.

Zeichnungen @ Nate Powell | Carlsen

Meine Erwartungen an Save It for Later waren irgendwie ganz andere – dennoch hat mich der Comic sehr beeindruckt, wenn an manchen Stellen mit all seinen Verstrickungen auch ziemlich gefordert.
Doch genau darum geht es wahrscheinlich, um all die Herausforderungen im Leben und dass viele Fragen gar nicht so leicht zu beantworten sind.

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AUCH REZENSIERT VON: Niklas Barning | ComicKunst | Bierschinken

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