Rezension: Die Maske / Fuminori Nakamura
„Mit ›Geschwür‹ meine ich etwas, das die Welt ins Unglück stürzt. Jeder soll sich wünschen, niemals in diese Welt hineingeboren worden zu sein, oder zumindest denken, dass es hier nichts Gutes mehr gibt.“
Titel: Die Maske | Originaltitel: Aku to Kamen no Ruru | Autor: Fuminori Nakamura | Übersetzer: Thomas Eggenberg | Verlag: Diogenes | Erscheinungsdatum: 28.02.2018 | Seitenzahl: 352
Die mächtige japanische Kuki-Familie folgt einer menschenverachtenden Tradition: der jeweils jüngste Sohn wird dazu erzogen, das Böse über die Menschheit zu bringen. Und so erhält Fumihiro eine Ausbildung, deren Ziel Zerstörung und Unglück ist, so viel ein einzelner Mensch nur vermag. Doch er hat andere Pläne: Fumihiro liebt das Waisenmädchen Kaori und will sie beschützen – und damit wird sein eigener Vater zu seinem schlimmsten Feind.
Dieses Buch habe ich bei Gabriela von Buchperlenblog entdeckt und war sofort gefesselt. Den Diogenes Verlag habe ich erst durch Palast der Finsternis wieder für mich entdeckt und suche seitdem spannende Titel aus dem Verlagsprogramm. Bei diesem Klappentext war mir schon klar, dass es sich hierbei um genau das richtige für mich handeln muss! Eine Sekte des Bösen? Die das Unheil über die Welt bringen soll? Her damit!
Vielen lieben Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.
Da ich die wundervolle Sarah auch neugierig auf das Buch machen konnte, wollten wir es unbedingt zusammen lesen, was wir dank ihr auch vor ein paar Tagen gemacht haben.
Allein die ersten Seiten haben schon einen Einblick ermöglicht, was uns hier erwarten wird.
Eine skurrile Geschichte, die einen abstößt und doch zugleich eine unglaublich faszinierende Wirkung auf einen hat.
Ein Gedankengut, von dem man sich nicht vorstellen kann, dass es wirklich weiter getragen wird, weil es einfach zu abschreckend ist.
Fumihiro ist der jüngste Sprössling der Kuki-Familie und trägt dadurch eine gewaltige Last auf seinen Schultern.
Seine Geschwister sind weit älter und ihm völlig unbekannt, fast genauso wie seine Mutter. Scheinbar einzig sein Vater ist ihm geblieben, der jedoch weit mehr als nur exzentrisch zu bezeichnen ist.
Selbst in seinen jungen Jahren durchschaut er schon wesentlich mehr, als ihm zu getraut wird und hat Zeichen davon auf seiner Seele getragen. Doch dann kommt das Waisenmädchen Kaori ins Spiel und scheint seinem Leben einen neuen Sinn zu geben.
Bei jeder Handlung, Wendung und Erklärung habe ich an den Seiten gehangen und war gefangen zwischen Unbehagen und ungefesselter Neugier. Diese beiden jungen Menschen, denen die Welt eigentlich noch offen liegen sollte, scheinen ein Schicksal vorherbestimmt zu haben, das man niemandem wünschen würde.
Der Autor schafft hier eine einzigartige Atmosphäre, die Spannung und Literatur zu einem Höhepunkt zusammenbringt, die ich kaum in Worte fassen kann. Es werden nicht nur alltägliche Aspekte in die Geschichte eingebunden, sondern vor allem Kuriositäten, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte, hier aber blind geglaubt habe. Ich habe die Geschichte mit durchlebt und mich gefangen gefühlt in einem Netz, das scheinbar nicht zu durchbrechen ist.
Der Schreibstil lässt es quasi gar nicht zu, dieses Buch aus der Hand zu legen, weil man keinesfalls ein Detail verpassen möchte, das dem ganzen zu einem glimpflichen Ende verhelfen könnte.
Obwohl man der Geschichte aus der Sicht von Fumihiro folgt, scheint er dennoch unnahbar und seine Absichten stellen sich als wesentlich verzwickter heraus, als ich sie anfänglich eingeschätzt hätte.
Allgemein hat diese Geschichte so viel bereitgehalten, auf das ich einfach nicht vorbereitet war. Der Klappentext lässt zwar schon auf eine einzigartige Geschichte vermuten, und dennoch trifft es einen einfach unvorbereitet.
Der Abgrund der Menschheit muss nicht nur einen bösen Willen als Motiv haben, es reicht auch einen Menschen bis zum letzten Rest zu zerstören und damit leben zu lassen.
„Was ich dir zu sagen habe, wird für dein Leben von großer Bedeutung sein…“
Mit Die Maske hat Fuminori Nakamura wahrlich ein Meisterwerk geschaffen, das einen die menschlichen Abgründe zeigt, ein Hauch von dem, was uns alle erwarten könnte und zeitgleich den Weg, um dies niemals zuzulassen.
Eine Geschichte, die mich einfach nicht mehr losgelassen hat und mir noch sehr lange Zeit in Erinnerung bleiben wird.
Man liest dieses Buch nicht einfach nur, man lebt es. Und wenn es endet, versucht man den Schock zu überwinden und wieder an die Oberfläche zu gelangen.
KAUFEN!
AUCH REZENSIERT VON: Buchperlenblog | Sarah Ricchizzi | Kill Monotony
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