Rezension | Die Stimme von S. K. Tremayne

Rezension | Die Stimme von S. K. Tremayne

Titel: Die Stimme | Originaltitel: The Assistant | Autor: S. K. Tremayne | Übersetzer: Susanne Wallbaum | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.10.2020 | Seitenzahl: 400

»Ich weiß, was du getan hast.«
Jo ist schockiert, als die digitale Home Assistentin Electra sie ohne Aufforderung anspricht. Unmöglich kann eine harmlose Software vom Furchtbarsten wissen, das Jo jemals passiert ist! Doch Electra weiß nicht nur Dinge – sie tut auch Dinge, zu denen sie nicht in der Lage sein
sollte: Freunde und Eltern erhalten Textnachrichten mit wüsten Beschimpfungen, Jos Bankkonto wird leer geräumt, die Kreditkarte überzogen … Zum ersten Mal seit Jahren muss Jo wieder an ihren Vater denken, der unter heftigen schizophrenen Schüben litt und sich schließlich das Leben nahm.
Kann es sein, dass sie sich die Stimme nur eingebildet hat? Doch Electra ist noch lange nicht fertig mit Jo …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Bisher habe ich noch nichts von S. K. Tremayne gelesen, aber schon viel Gutes über den Autor gehört. So hat mich hier vor allem der Klappentext auch so angesprochen, dass ich das unbedingt mit dieser Geschichte mal nachholen wollte.

Smart Home System

S. K. Tremayne hat sich hier für ein Thema beschäftigt, das sicherlich einige Leser bewegt, weil alles nach wie vor noch ziemlich umstritten ist:
Smart Home Assistenten.
Vereinfachen diese kleinen Helfer unser Leben oder werden unsere Abläufe, unser ganzes Leben dadurch einfach nur überwacht? Auch ich habe welche Zuhause, erst letztes Jahr von meiner Mama zu Weihnachten bekommen und genieße es ehrlich gesagt sehr, beim Kochen, Abwaschen & Co. nebenher Serien zu schauen und Musik zu hören. Die Skepsis dagegen kann ich allerdings vollkommen nachvollziehen und selbst hätte ich es wohl auch nicht ausprobiert. Auf der anderen Seite, teilen wir nicht jeden Tag unser Leben auf Social Media und geben somit das Anrecht auf unsere Daten ab?

S. K. Tremayne beschäftigt sich nun genau mit den Schattenseiten dieser Thematik und bekräftigt all die Kritik und vor allem auch die Ängste, die diesbezüglich im Raum stehen.
Wir alle haben unsere Geheimnisse, nur bei manchen sind sie besonders dunkel. Genauso ergeht es auch Jo, die diesen Abschnitt aus ihrem Leben eigentlich bereits vergraben hat und nicht damit rechnet, genau damit noch einmal konfrontiert zu werden. In der Wohnung ihrer Freundin, in der sie aktuell lebt, genießt sie all die Vorzüge, die das Smart Home System „Electra“ mit sich bringt, bis auf einmal alles unheimliche und erschreckende Züge annimmt…

Wem kann man trauen?

Das Ganze wäre auch in dieser Konstellation schon gruselig genug, doch Jo kommt auf einmal auf ihren Vater, der an Schizophrenie gelitten hat.
So wird man auch als Leser immer mehr verunsichert. Spielen sich all diese Szenen allein in Jos Kopf ab? Hat Electra sich selbstständig gemacht? Oder möchte jemand Jo schaden und für ihre Vergangenheit büßen lassen?
Ich selbst war mir lange Zeit unsicher, schon allein, weil ich ihre Bekannten auch nicht wirklich zuordnen konnte. Niemand erscheint wirklich sympathisch, aber hat deswegen jemand auch gleich schon so schlimme Absichten?

Jo ist als Charakter für diese Rolle einfach perfekt – in gewisser Weise bodenständig und selbstbewusst, auf der anderen Seite aber auch sehr von ihren Ängsten und ihrer Unsicherheit eingenommen. Als Leser habe ich sie absolut ernst genommen, vor allem ihre Ängste. Dennoch konnte ich mir lange Zeit keinen Reim aus der Situation machen.
Dennoch muss ich zugeben, dass die Atmosphäre nicht ganz so spannend war, wie sie es für dieses Szenario hätte sein können – zumindest für mich persönlich. Trotzdem hat mich die Idee und auch die Umsetzung angesprochen. Vielleicht lag es ein Stück weit aber auch daran, dass ich auch zu Jo selbst keine große Bindung aufbauen konnte.

S. K. Tremayne hat mit Die Stimme ein Thema gewählt, das nach wie vor weit umstritten ist und zurecht auch seine Zweifel aufwirft. Smart Home Assistenten – ein Fortschritt und eine Erleichterung im Alltag? Oder geben wir zu viel unseres Lebens aus der Hand und verlieren die Kontrolle?
Ein durchaus interessantes Szenario, in dem ich mir lange nicht sicher war, was hinter all dem steckt.

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