Rezension | Dornenthron von Boris Koch

Rezension | Dornenthron von Boris Koch

Titel: Dornenthron | Autor: Boris Koch | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.04.2020 | Seitenzahl: 432

Um einen Tyrannen zu stürzen, folgen sie einem alten Märchen.
»Dornenthron« ist eine düstere Neuinterpretation des geliebten Märchens „Dornröschen“: Boris Koch erzählt sprachgewaltig, atmosphärisch und fesselnd.

Das Königreich Lathien, einst Teil eines mächtigen Kaiserreichs, wird von Dürre und König Tiban beherrscht, einem grausamen Tyrannen. Die Menschen hungern, Räuberbanden ziehen durch das Land, Kinder werden verstoßen und Rebellion liegt in der Luft.
Ukalion, der illegitime Bastard des Königs, möchte seinen verhassten Vater stürzen und begibt sich in die ehemalige Kaiserstadt Ycena. Einst war sie prunkvoll und voller Leben, nun stehen nur noch von alter Hexerei verseuchte Ruinen – und der alptraumhafte Palast. In ihm soll noch immer die Kaiserstochter schlafen, seit sie vor 600 Jahren vom Zirkel der 13 Zauberinnen in einen ewigen Dornröschenschlaf versetzt wurde. Den Legenden zufolge wird ihr Retter die dreizehn Königreiche wieder vereinen und Kaiser werden.
Auch Tyra, die ehemalige Duftfinderin, hat die Fährte aufgenommen. Sie jagt den rätselhaften Mann, der ihren Sohn entführt hat und allem Anschein nach ein Hexer ist – oder etwas noch Schlimmeres. Welche Pläne hat er mit dem kleinen Jungen? Und Tyras Kind ist nicht das einzige, das er in seine Gewalt bringt …

»Dornenthron« ist der Auftakt eines phantastischen Zweiteilers.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Hat da jemand Märchen gesagt? Bei der Ankündigung von einer düsteren Märchenadaption war ich sofort Feuer und Flamme und habe mich schon wahnsinnig auf dieses Buch gefreut!

Eine märchenhafte Neuinterpretation

Dornenthron wird nicht nur generell als eine düstere Märchenadaption beworben, sondern vor allem als eine Neuinterpretation von Dornröschen. Das kann man natürlich machen, wird der Geschichte aber leider nicht wirklich gerecht und könnte auch „falsche“ Erwartungen hervorrufen. Boris Koch nimmt sich hier nämlich so einige Märchen vor und entwirft düstere Parallelen, die einfach Spaß machen, sie beim Lesen zu entdecken. So spannt sich der Fokus aber eben über mehrere bekannte Figuren und Geschichten und bildet eine weit größere Welt und Vielfalt.

Und um dem auch besser nachzukommen wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt, teilweise anfänglich ziemlich zusammenhanglos scheinend. Die Charaktere sind facettenreich und sehr spezifisch aufgebaut, wodurch es nicht schwerfällt, mal das Setting zu wechseln. Allerdings sah das mit der Sympathie bei mir anders aus und so wollte ich mich nicht immer von einem Handlungsstrang trennen, um einer Perspektive zu folgen, die mich doch eher weniger interessiert hat, gerade auch, wenn ich mit dem Charakter nichts anfangen konnte. Das ist auf jeden Fall Geschmackssache, hat aber definitiv auch zu einem kleinen Problem geführt: Dem Abbruch vom Spannungsbogen.

Luft nach oben

Durch die wechselnden Perspektiven hatte ich das Gefühl, dass sich keine richtig entfalten konnte und viel Spannung verloren gegangen ist. Das Kapitel wurde so gut aufgebaut, doch sobald die Geschichte dort wieder angesetzt hat, hatte ich immer das Gefühl, den spannenden Teil nun verpasst zu haben. Prinzipiell hat die Geschichte ehe einen ruhigen Erzählstil, was gar nicht negativ sein muss. So passt der ganze Charme in eine typische High Fantasy Geschichte und kann dadurch sicherlich auch erfahrende Genrefans begeistern, nur mir hat eben einfach ein bisschen Action gefehlt.

Vor allem zum Schluss hin habe ich ja gemerkt, dass Boris Koch auf jeden Fall KANN. Was auf den letzten Seiten los war, hat mich wirklich beeindruckt und ein wenig von diesem rasanten und spannungsgeladenem Tempo hätte ich mir auch schon auf den vorherigen knapp 400 Seiten gewünscht. Nichtsdestotrotz lasse ich mich gerne noch auf die Fortsetzung ein, denn die Ideen hinter den einzelnen Charakteren waren wirklich interessant und vielversprechend. Das Ende hatte überraschenderweise keinen typischen Cliffhanger parat, was aber nicht dafür sorgt, dass man nicht erfahren wollen würde, wie es im nächsten und gleichzeitig letzten Band der Dilogie weitergeht.

Dornenthron von Boris Koch ist weit mehr als eine Neuinterpretation von Dornröschen – es gibt viele skurrile, neue und abwechslungsreiche Einspieler von bekannten Märchen, die einfach Spaß machen. Das Potenzial hätte in meinen Augen zwar noch mehr ausgeschöpft werden können, ebenso der Spannungsbogen, dennoch ein interessanter Auftakt, der Lust auf die Fortsetzung macht!

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2 comments found

  1. Mir geht’s mit sehr viele Aspekten so wie dir, aber das weißt du ja schon. Aber vor allem der Perspektivwechsel nervt mich auch ziemlich, da ich manche sichten einfach super langweilig finde und endlich wieder in der anderen weiterlesen will.

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