Rezension | Erde 0 von Micaiah Johnson
Titel: Erde 0 – Eine Science-Fiction-Dystopie zwischen den Welten | Originaltitel: Ashtown | Autor*in: Nora Bendzko | Übersetzer*in: Simone Weinert | Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 01.10.2021 | Seitenzahl: 416
Stell dir vor, du kannst in andere Welten reisen – aber nur wenn du dort bereits tot bist …
»Erde 0« ist eine temporeiche SciFi-Dystopie voller Parallelwelten, Varianten und die Frage, wer wir sind, wenn wir unser Schicksal selbst bestimmen können. Perfekt für alle Fans der Marvel-Loki-Serie!
Ausgerechnet ihre Herkunft, die ihr bislang immer im Weg stand, wird für die junge Cara zum Ticket in ein besseres Leben: Der charmante Wissenschaftler und Firmenmogul Adam Bosch sucht Menschen aus prekären Verhältnissen, denn er hat einen Weg gefunden, in parallele Welten zu reisen – doch dieser Weg steht nur denen offen, die in der Parallelwelt bereits tot sind.
Als Weltenspringerin soll Cara möglichst viele Informationen für Adam sammeln. Bei einem ihrer Sprünge begegnet sie jedoch einer Version von Adam, die als despotischer Herrscher die ganze Welt unterdrückt. Kann Cara Adam und dem, was er angeblich für die Erde 0 plant, wirklich trauen?
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Ich muss gestehen, dass das Buch zuerst total an mir vorbeigegangen ist und erst kurz vor Veröffentlichung meine Aufmerksamkeit erregt habt – umso gespannter war ich nun auf die Umsetzung!
Eine ganz besondere Genre-Mischung
Bei mir persönlich ist es so, dass ich eigentlich ein großer Science-Fiction Fan bin, aber doch selten Bücher finde, die wirklich genau meinen Geschmack treffen. Das Genre an sich ist wahnsinnig interessant und facettenreich, neigt aber oft dazu sich in fachsimpligen Details zu verlieren – was durchaus auch auf Liebhaber trifft, nur ist es oft nicht meins.
Micaiah Johnson hat hier eine Story geschaffen, die sich zwischen Science-Fiction und Dystopie bewegt und so ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Story meinen Geschmack trifft gleich um 50% gestiegen, haha.
In Erde 0 gehören Parallelwelten schon lange nicht mehr der Vermutung an, sondern sind bewiesen. Und bereits.
Auf Erde 0 hat es der Wissenschaftler Adam geschafft diese Möglichkeit zu eröffnen, mit einem kleinen Haken, die Runner können nur Welten bereisen, in denen ihr dortiges Ich bereits verstorben ist, ansonsten erwischt es sie. Wir ein natürlich Gleichgewicht, das gehalten werden muss.
Das grenzt die Möglichkeiten natürlich wieder ein, macht es aber nicht unmöglich.
Cara ist Runnerin und zwar eine ziemlich gefragt, denn ihre Ichs scheinen es in den anderen Welten nicht wirklich gut zu haben. So ist sie auch beim neusten Auftrag gefragt…
Es wird schnell klar, dass Cara selbst ein Geheimnis hat, doch die Ausmaße sind zuerst super vage gehalten, bis dann alles über ein hereinfällt und man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt – zumindest erging es mir so.
Die Idee dahinter fand ich so grandios, nicht nur generell, sondern vor allem für diesen Storyaufbau. Allgemein hat Micaiah Johnson hier aber wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Die Geschichte ist unglaublich gut durchdacht, wahnsinnig spannend und interessant, doch überhaupt nicht zu abgedreht und verständlich. Genau das macht hier der Genremix, denn auch wenn wir zwischen den Welten switchen, geht es um viele gesellschaftskritische Themen aus dem dystopischen Bereich. Ich bin immer noch ganz verliebt.
Diversität & mehr
Ich freue mich so sehr, dass es immer mehr Bücher mit Diversität auch auf dem deutschen Buchmarkt gibt. Und ich rede nicht von den Büchern, die random irgendeine vermeintliche Repräsentation mit rein nehmen und damit Klischees & Co am Leben erhalten, sondern Bücher von Autor*innen, die es einfach verstanden haben und einen großen Beitrag leisten. So hat hier auf Micaiah Johnson in meinen Augen eine Welt aufgebaut, die mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit Diversität aufbaut.
Tatschlich gibt es hier auch ein paar Eigenheiten in den Formulierungen, die lustigerweise aber gar nicht auf den ersten Blick auffallen, eventuell sogar einigen nicht einmal, wenn das Buch durchgelesen ist – like it!
Das beste Beispiel dafür, wie wichtig Sprache ist.
Vor allem liegt hier aber ein großer Fokus auf den Charakteren und ihren Entwicklungen – wie werden wir zu den Menschen, die wir sind? Und was kann uns verändern? In andere Bahnen lenken? Das zeigt sich hier gut in den Parallelwelten. Es ist interessant, wie der Grundkern doch oftmals gleichzubleiben scheint, aber dennoch viele Faktoren eine enorme Auswirkung auf unsere persönliche Entwicklung haben. Es geht um Armut, Unterdrückung, Diskriminierung und Ungleichheit – all das in einem rasanten Abenteuer, von dem man sich nur schwer lösen kann. Also wenn ihr jetzt nicht neugierig geworden seid, dann weiß ich auch nicht – denn das Buch bekommt eine dicke Leseempfehlung von mir!
Für mich schien Erde 0 von Micaiah Johnson anfänglich zwar interessant, doch auch ein wenig unscheinbar. Umso mehr war ich überrascht von der Wucht, die hinter dieser Story steckt und die mich stark begeistert hat.
Ein rasantes und unglaublich gut durchdachtes Abenteuer zwischen Science-Fiction und Dystopie, das definitiv mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte!
KAUFEN!
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