Rezension | Frau Holles Labyrinth von Stefanie Lasthaus

Rezension | Frau Holles Labyrinth von Stefanie Lasthaus

Titel: Frau Holles Labyrinth | Autor*in: Stefanie Lasthaus | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 14.12.2022 | Seitenzahl: 432

Als Mary zum einundzwanzigsten Geburtstag ihrer jüngeren Schwester Moira nach Hause aufs Land fahren muss, ist sie nicht gerade begeistert. Nach dem Tod der Eltern sind die beiden Schwestern bei ihrer strengen Tante aufgewachsen, die Moira immer bevorzugt hat. Als diese zum Geburtstag nun auch noch die Kette ihrer verstorbenen Mutter bekommt, ist Mary zutiefst verletzt. Die Schwestern geraten in einen Streit, bei dem das Amulett in den Brunnen im Garten ihrer Tante fällt. Mary bleibt nichts anderes übrig, als hinterherzuklettern. Doch als sie unten ankommt, ist sie nicht mehr in ihrer Welt, sondern in Frau Holles Labyrinth – einem düsteren, gnadenlosen Reich, in dem die Menschen keine Erinnerungen mehr an das haben, was ihnen einst lieb war. Für Mary beginnt ein brutaler Kampf ums Überleben …

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

Wer mich schon eine Weile liest, hat sicherlich mitbekommen, dass ich ein unglaublich großer Fan von Märchenretellings bin, vor allem düsteren – so konnte ich mir das Buch natürlich nicht entgehen lassen!

Es war einmal…

Als das Buch angekündigt wurde, war meine Vorfreude unendlich groß, die ersten Rückmeldungen von Leser*innen allerdings ziemlich gespalten, wodurch ich meine Erwartungen versucht habe ein wenig runterzuschrauben. Und was soll ich sagen? Wenn das klappt, kann das wahre Wunder bewirken.
Wir starten an der Seite von Mary, die auch wenn viele andere Charaktere ihre wichtigen Rollen spielen, doch ganz klar die Protagonistin ist. Mit ziemlich vielen Ecken und Kanten, was aber meiner Meinung auch immer mal wieder erfrischend ist.
Mit ihren magischen Fähigkeiten (Schlösser öffnen…wtf?!) konnte ich eher weniger anfangen, aber erstmal überraschen und vor allem darauf einlassen. Ihr Talent zieht leider ein nicht ganz so legales Tun mit sich, was sie auch ziemlich in die Zwickmühle bringt, also geht es kurzerhand zu der Familie, die ihr noch übrig geblieben ist. Ihre olle Tante (eine nettere Umschreibung gelingt mir nicht) und ihrer verwöhnten kleinen Schwester. Was für ein schräger Haufen, aber Familie kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen.

Moira hat Geburtstag und so passt der Anlass doch perfekt. Zum Geburtstag hat Marys kleine Schwester den beliebten Anhänger der verstorbenen Mutter geschenkt bekommen und beim Begutachten am Brunnenrand – jaaaaaaa – passiert natürlich das, was passieren muss und der Anhänger fällt in den Brunnen. So kommen wir den Prallelen zum Original schon näher, kurzerhand steigt Mary in den Brunnen und kommt leider nicht im rosigen Reich der alten Dame im bekannten Märchen an.
Viel eher findet sie sich in einem unbehaglichen Labyrinth wieder, in einer Welt, in der kaum bis gar nicht die Sonne scheint und wird prompt von einem Fresser angeknabbert. Irgendwelche Monster-Zombie-Menschen, lasst eurer Fantasie freien lauf, die es auf Menschenfleisch abgesehen haben. Und genau, das war genau nach meinem Geschmack – je düsterer und blutiger, desto begeisterter ist die kleine Jill.

Definitiv gut, aber nicht ganz rund

Wofür Mary und auch viele andere Menschen magische Fähigkeiten haben, weiß ich nach dem Settingwechsel noch weniger, aber why not! Dafür gibt es jetzt eine ziemlich unbehagliche Unterbrunnenwelt, die Mary auf der Suche nach einem Weg nach Hause durchquert und so manch mysteriöse Gestalten. So ganz scheint sie nicht zu verstehen, dass sie nicht mehr in ihrer Welt ist und umgekehrt läuft es auch nicht viel besser. Irgendwie hat sich das Ganze dann ein wenig verlaufen. In dem einen Moment ist sie noch voller Tatendrang, kurz danach schon seit Wochen dort. Und dann macht es Klick – sie verliert ihre Erinnerungen! Daher weiß ich gar nicht, ob man behaupten kann, dass die Autorin den roten Faden zwischendurch verliert und sich ein wenig verrennt oder ob es viel eher bewusst stilistisch so gewählt ist. Der weitere Weg führt natürlich zu Frau Holle und holy, also ich hätte mich da in kein Bett gelegt, aber jede wie sie mag.

Ihr ahnt es bereits, hier ist nichts wie es sein soll und Frau Holle ist sicher nicht die Gute. Die Menschen leiden unter ihr und den Fressern, was einen Widerstand auslöst, der aber so manchen schon das Leben gekostet hat. Der erste Teil der Story hatte mich definitiv noch ein bisschen mehr, weil mir die düsteren Entdeckungen und Parallelen zum alten Märchen gefallen haben, die Entwicklung danach ist nicht weniger spannend und unterhaltsam geschrieben, bedient nur einfach andere Aspekte.
Alles in allem kann ich das Buch Genrefans auf jeden Fall empfehlen. Leser*innen von Christina Henry wissen ja bereits, dass es hierbei auch mal sehr ungemütlich werden kann, in meinen Augen hält sich das bei „Frau Holles Labyrinth“ aber dennoch in Grenzen.

Nachdem ich versucht hatte meine Erwartungen an „Frau Holles Labyrinth“ ein wenig runterzuschrauben, wurde ich dann doch positiv überrascht. Obwohl ich an manchen Stellen mehr Potenzial gesehen habe, das ausgeschöpft hätte werden können und einen anderen Fokus noch mehr begrüßt hätte, hat mir das düstere Setting echt gut gefallen. Definitiv eine Empfehlung für zwischendurch für Fans von Märchen Retellings!

KAUFEN!

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3 comments found

  1. Hey Jill,

    du hattest mich bei „Unterbrunnenwelt“. Was für ein geiles Wortspiel. Und „Holy“? Ernsthaft? Die Autorin hat Humor. Ich mochte Henrys Romane, allerdings muss ich auf Düsternis wirklich, wirklich Lust haben, erst recht bei Märchenadaptionen. Zumindest habe ich das in den letzten Jahren festgestellt.
    Deine Rezension hat auf jeden Fall viel für mich raus geholt und hinterlässt einen guten ersten Blick.

    Liebe Grüße
    Tina

    1. Hey Tina!

      Das ist eine richtig liebe Rückmeldung, über die ich mich sehr gefreut habe!
      Wie du siehst hat das Buch auch in mir so manches losgesetzt, haha. Aber Unterhaltung gab es auf jeden Fall 😉

      Liebe Grüße
      Jill

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